Weitsicht zahlt sich aus
Das 4er Gran Coupé ist die sportlich-elegante Alternative zu einer klassischen Limousine. Zum Test tritt der Bayer mit dem einzigen Dieselmotor im Programm an – gerade in der momentanen Lage eine sehr passende Wahl.
Die Preise für Benzin und Diesel sind in den letzten Tagen auf ein Rekordhoch gestiegen. Ein Liter Diesel kostet an den meisten Tankstellen deutlich über 2.30 Franken. Auch wenn diese Entwicklung für erhöhtes Interesse an E-Autos sorgt, können oder wollen noch längst nicht alle Autofahrer auf ein E-Auto wechseln.
Wer mit fossilen Treibstoffen unterwegs ist, ist nun aber erst recht froh um einen sparsamen Antrieb – und das getestete BMW 4er Gran Coupé wirkt mit dem getesteten 4-Zylinder-Dieselmotor umso attraktiver. Eigentlich sind die Reihen-6-Zylinder-Motoren ja die grosse Stärke der Münchner. Doch zeigt der 420d xDrive auf unserer Testfahrt, dass weniger manchmal auch mehr sein kann. Der Selbstzünder mit 2 Litern Hubraum und 48-Volt-Mildhybridsystem ist auch aus anderen Modellen bekannt. Er leistet 190 PS und 400 Nm und scheint sich im knapp 1,8 Tonnen schweren fünftürigen Coupé pudelwohl zu fühlen. Natürlich läuft er nicht ganz so weich und ruhig wie die Sechszylinder, doch wirkt er im Alltag alles andere als unkultiviert. Er setzt sein Drehmoment ohne grosse Verzögerung souverän ein, die 8-Gang-Automatik sortiert die Gänge passend und verschliffen. So gleitet man erhaben durch den Alltag. Dass dem kleineren Motor bei Volllast der Nachdruck der grösseren Varianten fehlt, ist klar – und im Alltag nicht weiter störend. Vor allem auch, weil das Gran Coupé im Alltag nicht zum Hetzen, sondern eher zum Sparen animiert – derzeit erst recht: Eine Tankfüllung (59 Liter) kostet derzeit mehr als 130 Franken, dafür möchte man so viele Kilometer wie möglich kriegen.
Sparen dank 48-Volt-Mildhybrid
Sprit spart der BMW nicht nur dank des an sich schon sehr effizienten Turbodieselmotors. Es helfen auch Tricks wie die aktive Aerodynamik, welche mittels Lamellen hinter dem grossen Kühlergrill den Luftwiderstand senkt, wenn der Motor nur wenig Kühlluft braucht. Das grösste Sparpotenzial liegt aber im 48-Volt-Mildhybridsystem. Damit kann der Wagen zwar nicht rein elektrisch fahren. Dafür wird der Motor beim Rollen abgekoppelt und ausgeschaltet, sofern man im besonders effizienten «Eco Pro»-Fahrprogramm unterwegs ist. Lenkung und Bremse bleiben aber weiterhin aktiv.
Das mag zunächst nach einer technischen Spielerei klingen, zeigt aber während der Fahrt mehr und mehr Wirkung. Man muss das System verstehen, um es richtig nutzen zu können, und mit einer vorausschauenden Fahrweise dafür sorgen, dass das Auto möglichst oft rollt. Die Beschleunigungsphasen hält man, getreu der Spritsparlehre, besser kurz. Also: zügig beschleunigen, lange rollen lassen. Hier zeigt sich dann auch, dass BMW die Fahrwerkskomponenten auf sehr wenig Rollwiderstand trimmen konnte, trotz der zum Test montierten Winterreifen und des diesbezüglich nachteiligen Allradantriebs. Einmal in Fahrt, hält der Wagen seine Geschwindigkeit auch ohne Antrieb überraschend gut, schon ein leichtes Gefälle reicht dafür aus.
Erstaunliche Werte
Der Bordcomputer führt genaue Statistik, sodass man die eigene Fahrweise auswerten kann. Und das zeigt Erstaunliches: Über gut 500 Kilometer Testfahrt auf Autobahnen, Landstrassen und durch die Stadt rollte der 420d ganze 61 Kilometer mit ausgeschaltetem Motor und damit, ohne Diesel zu verbrennen. Der Durchschnittsverbrauch lag schlussendlich bei 5,2 l/100 km, auf reinen Autobahnfahrten sind auch weniger als 5 l/100 km möglich. Das deckt sich gut mit der Werksangabe von 5,1 bis 5,7 l/100 km, je nach Ausstattung. Damit ist das 420d xDrive Gran Coupé ein eindrückliches Beispiel dafür, wie effizient moderne Autos sein können. Denn schliesslich handelt es sich um ein alles andere als spartanisches Modell; auf 4,78 Metern Länge bietet der Bayer auch in der zweiten Sitzreihe noch ordentlich Platz sowie 470 bis 1290 Liter Kofferraum. Umfangreiche Ausstattung und Allradantrieb machen auch lange Reisen zum angenehmen Unterfangen – im Sommer wie auch im Winter. Allerdings sind dafür mindestens 61 200 Franken zu berappen.
Philipp Aeberli