Weiter auf bekannten Pfaden
Das Autojahr bringt zwar viel Neues, wird uns aber in einem Punkt nicht überraschen: Die Hersteller setzen weiter auf E-Antriebe und stocken ihr Portfolio weiter in diese Richtung auf. Ein Überblick.
Der Weg hin zur E-Mobilität ist definitiv eingeschlagen. Das zeigt sich nicht nur an der stetig wachsenden Ladeinfrastruktur und den immer höheren Marktanteilen, sondern auch am immer grösseren Angebot an Automodellen mit E-Antrieb. Insofern überrascht es auch kaum, dass der Ausblick auf die Autoneuheiten 2023 zahlreiche Stromer beinhaltet. Nachdem in den letzten Jahren aber viele «Erstlingswerke» auf den Markt gekommen sind, rollt nun so etwas wie eine zweite Welle an: Viele Hersteller bieten nun neue Versionen, Facelifts oder komplett neue Modelle mit E-Antrieb an und bauen damit ihr Angebot aus.
So was wie eine Abschiedsparty
Der Verbrennungsmotor ist aber noch nicht komplett am Ende. Meist in hybridisierter Form ist er nach wie vor in vielen neuen Modellen vertreten: einerseits in Volumenmodellen – andererseits kristallisiert sich aber auch ein Phänomen heraus, das man irgendwie als Abschiedsparty verstehen kann. Gerade Hersteller, die eine grosse Fangemeinde mit emotionalen Sportmodellen versorgen, hauen nochmals auf die Pauke, bevor es noch schwieriger wird, starke Verbrennungsmotoren zuzulassen. Meist werden diese Modelle aber ohnehin nur in beschränkter Stückzahl verkauft, um die CO2-Bilanz der Importeure nicht allzu stark ins Ungleichgewicht zu bringen.
Ein Gast auf dieser Abschiedsparty ist der neue BMW M2. Er zitiert die klassische Sportwagen-Rezeptur mit 6-Zylinder-Biturbomotor, 450 PS, Hinterradantrieb und wahlweise sogar einer 6-Gang-Handschaltung. All das verpackt im kompakten zweitürigen 2er-Coupé. Doch: BMW bekennt sich seit Jahren nicht zum kompletten Wechsel auf E-Antrieb, sondern zu einer «Technologieoffenheit». Diese zeigt sich am neuen 5er, der ebenfalls 2023 erwartet wird.
Die obere Mittelklasse wird weiterhin als Limousine und als Kombi angeboten werden – und auch weiterhin mit reinem Verbrennungsmotor, Benziner und Diesel sowie als Plug-in-Hybrid. Neu wird zudem der i5 das Programm ergänzen und damit auch einen reinen E-Antrieb in die 5er-Reihe bringen. Aussterben wird im regulären 5er dafür der V8-Benzinmotor, der zuletzt noch im M550i angeboten wurde.
Eine von immer weniger Möglichkeiten, ein Auto mit V8-Motor zu kaufen, bietet sich im Ford Mustang, der 2023 in seiner Neuauflage auch nach Europa kommt. Ein weiterer Vertreter auf der genannten Abschiedsparty – vermutlich zum letzten Mal mit dem traditionellen grossvolumigen Benziner. Alternativ wird ein 4-Zylinder-Turbo angeboten.
Mitsubishi bleibt in Europa
Ein Abschied zeichnete sich bei Mitsubishi ab. Doch nun haben sich die Japaner dazu entschieden, Europa doch nicht den Rücken zu kehren. 2023 soll eine neue Generation des Kleinwagens Colt präsentiert werden, die allerdings die Technik des Renault Clio nutzt. Auch der neue Mitsubishi ASX, der schon im ersten Quartal 2023 anrollen wird, nutzt eine Renault-Basis und verheimlicht das auch beim Design nicht. Der kompakte Crossover wird allerdings auf harte Konkurrenz treffen: Hyundai legt den Kona neu auf und bietet neben Hybrid und Verbrenner auch wieder eine E-Version an. Mit dem ë-C4X wird Citroën einen Stromer in einem ähnlichen Segment bereithalten.
Grösser und teurer, aber auch deutlich beliebter in der Schweiz ist der VW Tiguan. Er rangiert auf Platz drei der Zulassungsstatistik – und soll 2023 durch eine neue Modellgeneration abgelöst werden. Bei den Antrieben dürfte die Philosophie aber dieselbe bleiben: Benziner, Diesel und Plug-in-Hybrid, wahlweise natürlich mit Allradantrieb. Eine reine E-Version wird es aber nicht geben, diese Rolle übernimmt der ID.4. Dieser wird vermutlich, genau wie der kompakte Stromer ID.3, noch 2023 eine erste Überarbeitung kriegen.
Auslaufen wird hingegen der Volvo XC90. Das Luxus-SUV aus Schweden, angeboten mit Verbrenner oder als Plug-in-Hybrid, wird gegen Ende Jahr durch den EX90 abgelöst, womit Volvo einen weiteren Schritt zur kompletten Elektrifizierung geht. Das 5,04 Meter lange SUV bietet Allrad, bis zu sieben Sitzplätze und 600 km Reichweite. Die Preise stehen noch nicht fest, dürften allerdings sechsstellig sein.
Philipp Aeberli