Spassig ja, aber auf kurzer Strecke
Der Mini Cooper S E kann ein sinnvolles, praktisches und spassiges Auto sein – wenn man ihn genau in seiner Wohlfühlzone einsetzt. Wirklich vielseitig ist der kleine Stromer aber nicht.
Ein Auto für alle Lebenslagen ist der Mini Cooper S E definitiv nicht. Das will er auch gar nicht sein, er versteht sich von Grund auf als Zweitwagen, was bei einem Grundpreis von 37 900 Franken eine selbstbewusste Ansage ist. Denn: Der kleine Brite mit deutschen Wurzeln hat einen ganz klar definierten Einsatzbereich. Setzt man ihn aber innerhalb seiner eng gefassten Komfortzone ein, sorgt der Dreitürer durchaus für Begeisterung. Die Grundkonstruktion teilt sich der Stromer mit den Varianten mit Verbrennungsmotor. Das heisst konkret: Es gibt im Innenraum zum Glück nicht weniger, aber eben auch nicht mehr Platz. Der Akku wurde da verstaut, wo üblicherweise Getriebe und Tank sitzen; mit 32,6 kWh verfügt er über eine entsprechend geringe Akkukapazität. Zum Vergleich: Ein Opel Corsa E hat einen Akku von 50 kWh. Ein Unterschied von 17,4 kWh, was beim gemessenen Durchschnittsverbrauch von 18 kWh/100 km fast 100 Kilometer Reichweite ausmacht. Das Thema Reichweite ist schlussendlich auch die grosse Schwäche des kleinen Stromers: Nach WLTP-Messung soll der Cooper S E 234 Kilometer mit einer Akkuladung schaffen. Bei schon winterlichen Temperaturen im einstelligen Bereich und bereits auf Winterreifen prognostizierte der Bordcomputer im Testwagen bei vollem Akku 159 Kilometer Reichweite. Eine realistische Einschätzung. Wer nur innerorts unterwegs ist, wird etwas weiter kommen, auf der Autobahn ist schon nach rund 130 bis 140 km Schluss. Und: Wer bei kühlen Temperaturen immer nur kurze Strecken zurücklegt, muss ebenfalls mit erhöhtem Verbrauch und damit geringerer Reichweite rechnen, da der Innenraum immer wieder aufs Neue aufgeheizt werden muss. So positioniert sich der elektrische Mini als reines Kurzstreckenfahrzeug; eine Wallbox zum Laden zu Hause sollte man sich auf jeden Fall mit dazukaufen. Denn auch beim Laden unterwegs zählt der Kleinwagen nicht zu den Schnellsten. Er lädt mit maximal 50 kW; der Prospekt verrät, dass der Akku nach 35 Minuten wieder zu 80 Prozent voll ist, was für sich genommen nicht schlecht klingt und auch der Realität entspricht. Nur: 80 Prozent Akkustand entsprechen 127 Kilometern Reichweite, die man in der genannten Zeit tankt. Zum Vergleich: Ein Hyundai Ioniq 5 lädt Strom für 100 Kilometer in weniger als 5 Minuten nach. Ein weiterer Beweis dafür: Der Mini Cooper S E ist ein Zweitwagen für kurze Strecken, der idealerweise nur an der heimischen Wallbox geladen wird. In diesem Einsatzprofil kann er seine Stärken zeigen.
Gokart für die Stadt
Da, wo es nicht auf Reichweite und Ladegeschwindigkeit ankommt, zählt der E-Mini mit zum Besten, was man sich wünschen kann: Im städtischen Umfeld gefällt er mit seinen kompakten Abmessungen und fühlt sich angenehm handlich an, was durch die direkte Lenkung und das straffe Fahrwerk unterstrichen wird. Der Antrieb mit 184 PS und 280 Nm Drehmoment wirkt hier sehr elastisch und spritzig. Der Sprint auf 100 km/h dauert laut Werk 7,3 Sekunden; viel wichtiger ist aber der Geschwindigkeitsbereich bis 50 km/h, in dem der Stromer richtig kräftig wirkt.
Das Platzangebot im Innenraum ist, wie man es bei einem Mini auch erwartet, nicht gigantisch, für zwei Personen aber völlig ausreichend. Die Sitze der Rückbank sind eher als Gepäckablage zu verstehen und bleiben am besten immer umgeklappt für mehr Kofferraumvolumen. So oder so nimmt es der Laderaum mit durchschnittlichen Einkäufen und täglichen Erledigungen locker auf. Mit einer dezenten Überarbeitung wurde der Kultkleinwagen sanft modernisiert. So wurden zum Beispiel die Chromeinlagen im Innenraum schwarz gefärbt, das Lenkrad bekam neue Schaltflächen, und das Infotainmentsystem wurde auf den neusten Stand gebracht. Der digitale Tacho ist bei der Elektrovariante serienmässig. Zudem wurde die Optik in einigen Details, zum Beispiel am Kühlergrill, leicht modernisiert. Vor allem aber offeriert Mini noch mehr Optionen, um das Auto optisch an den persönlichen Geschmack anzupassen, zum Beispiel mit einem mehrfarbigen Dach – was den Preis allerdings schnell nach oben treibt.
Philipp Aeberli