Science-Fiction für die ganze Familie
Der Hyundai Staria fällt auf – und das nicht nur aufgrund seiner Grösse. Der Siebensitzer aus Korea wirkt wie aus einem Science-Fiction-Film, gibt sich aber in einem Punkt erstaunlich konventionell.
Grosse Familienvans sind hierzulande durchaus beliebt. Der meistverkaufte seiner Gattung, der T6 von VW, verkaufte sich im vergangenen Jahr 2095 Mal und landete damit auf Platz 33 der Zulassungsstatistik, in der mehr als 400 Modelle gelistet werden. Warum die Grossraumlimousinen so beliebt sind, ist schnell erklärt: Sie bieten mehr als genug Platz für Familie und Gepäck, sodass man sich das nervige «Tetris-Spiel» beim Packen für Ausflüge und Urlaub sparen kann. Trotzdem passen sie noch fast überall durch, wo auch ein «normales Auto» durchpasst – meistens zumindest. Das macht die Grossraumlimousinen nicht nur für Familien interessant, sondern auch für Taxiunternehmen, Hotels und andere Geschäftszweige, die Personen befördern.
Ein Gesprächsthema beim Tanken
Nun hat die Gilde der Personentransporter Zuwachs bekommen: Hyundai lanciert den Staria. Und der ist schon auf den ersten Blick anders als alle anderen. Dass man als Staria-Fahrer:in auf Parkplätzen und an Tankstellen regelmässig auf das Auto angesprochen wird, daran muss man sich gewöhnen. Denn der Van scheint direkt aus einem Science-Fiction-Film zu kommen. Die Front wird von einem riesigen Grill und einem durchgängigen Tagfahrlicht dominiert, am Heck fallen die grossen Rückleuchten in Pixeloptik auf. Auch der Fahrerplatz wirkt futuristisch wie ein Flugzeugcockpit: Ein kleines, frei stehendes Display informiert über die aktuellen Daten wie Geschwindigkeit, Verbrauch und Drehzahl, in der Mitte steht eine regelrechte Kommandozentrale mit grossem Touchscreen. Das Bediensystem an sich ist aus anderen Hyundai-Modellen bekannt, wirkt etwas weniger futuristisch, lässt sich dafür aber leicht und ohne unnötige Ablenkung bedienen. Angenehm sind clevere Details wie die beim Blinken im Tacho eingeblendete Ansicht aus der Seitenkamera, welche den toten Winkel des Aussenspiegels abdeckt. Auch im Innenraum sorgen Kameras für einen besseren Überblick: Eine Kamera im Dachbereich gewährt dem Fahrer einen Blick auf die hinteren Sitzplätze. Praktisch zum Beispiel, wenn Kinder im Fond mitreisen.
Die zweite Reihe ist ein Highlight
Auch beim Raumgefühl unterscheidet sich der Hyundai deutlich von anderen Vans, was vor allem durch die grossen Fensterflächen erreicht wird: einerseits durch das optionale Panoramadach, andererseits durch die weit nach unten gezogenen Seitenscheiben. Die seitlichen Schiebetüren hinten öffnen und schliessen selbstverständlich elektrisch, sodass alle Sitzplätze bequem erreichbar sind. Ein Highlight sind die Sitze in der zweiten Reihe, die sich elektrisch bis zur Liegeposition samt Beinauflage verstellen lassen und Heizung sowie Lüftung bieten. Einziges Manko im Innenraum: Die Sitzbank für die hintersten Plätze lässt sich nur mit Werkzeug und handwerklichem Geschick mühsam ausbauen. Im Alltag kann sie also nur umgeklappt werden, was viel Laderaum kostet. Hier ist die Konkurrenz variabler. Das gilt auch für den Antrieb. Hier bietet Hyundai nämlich nur eine Variante, die im Gegensatz zur futuristischen Optik ganz konventionell bleibt: ein 2,2-Liter-Diesel mit 177 PS und 8-Gang-Automatik oder 6-Gang-Schaltgetriebe, wahlweise Front- oder Allradantrieb. Der Selbstzünder macht den 2,4 Tonnen schweren Staria freilich nicht zum flotten Sprinter, wirkt seiner Aufgabe im Alltag aber gewachsen. Allerdings macht sich bemerkbar, dass das maximale Drehmoment von 430 Nm nur in einem schmalen Drehzahlband (1500–2500 U/min) verfügbar ist, sodass die Automatik oft durch die Gänge wechseln muss.
Den Verbrauch gibt Hyundai mit 8,9 l/100 km laut WLTP-Messung an; im Test waren es 9,1 l/100 km, was angesichts des gebotenen Raums durchaus in Ordnung geht.
Mehr als nur in Ordnung ist letztendlich auch der Preis: Der geräumige Van startet schon bei 39 990 Franken, das Topmodell Staria «Premium» kostet in der höchsten Ausstattungsstufe ab 66 500 Franken – und ist kaum über 70 000 Franken zu bringen. Verglichen mit den Mitbewerbern ein sehr fairer Preis.
Philipp Aeberli