Preiswert, aber nicht billig

Der neue Dacia Sandero Stepway im Alltagstest. Das Kompaktmodell der «Billigmarke» wirkt in der neuesten Ausgabe sehr erwachsen. Und wirft die Frage auf: Warum sollte man mehr Geld für ein Auto ausgeben?

Den neuen Dacia Sandero Stepway gibt es bereits ab 9990 Franken. Bilder: PD

Den neuen Dacia Sandero Stepway gibt es bereits ab 9990 Franken. Bilder: PD

Der Kofferraum des Dacia umfasst 328 Liter.

Der Kofferraum des Dacia umfasst 328 Liter.

Im Innern kann er nicht mir der Konkurrenz mithalten, muss er aber für den Preis auch nicht.

Im Innern kann er nicht mir der Konkurrenz mithalten, muss er aber für den Preis auch nicht.

Ein Auto ist primär ein Fortbewegungsmittel, oft aber auch ein Statussymbol. Wer auf Letzteres verzichten kann, passt genau in die Zielgruppe von Dacia. Die rumänische Marke, die seit 1999 zur Renault-Gruppe gehört, hat nämlich ein klares Prinzip: Die Modelle sollen pragmatische und preiswerte Mobilität bieten. Doch: Auch die Dacia-Kunden sind über die Jahre hinweg anspruchsvoller geworden – erwarten aber weiterhin konkurrenzlos günstige Kaufpreise. 

Während man also bei anderen Herstellern in der Entwicklung um die letzten PS, ein paar Sekundenbruchteile bei der Beschleunigungsmessung oder immer neue Hightech-Features kämpft, geht es bei Dacia viel eher darum, möglichst viel bekannte und nützliche Technologien zum bekannt tiefen Preis anbieten zu können. So verfügt der neue Sandero beispielsweise über LED-Tagfahrlicht vorne und hinten, ein Touchscreen-Infotainmentsystem mit Apple CarPlay und Android Auto (250 Franken Aufpreis) oder schlüssellosen Zugang. Zudem sind nun auch ein stufenloses Automatikgetriebe (1500 Franken Aufpreis) und eine Einparkhilfe samt Rückfahrkamera (350 Franken Aufpreis) erhältlich. 

Das alles sind in der Automobilwelt bei weitem keine bahnbrechenden Neuerungen, ganz im Gegenteil. Doch hat es noch niemand geschafft, ein Auto auf dem Preisniveau des Dacia Sandero zu lancieren – noch dazu mit ansprechender Ausstattung. In der Einsteigervariante ist der Sandero auch in der neuen Modellgeneration noch unter 10 000 Franken geblieben  – er startet ab 9990 Franken. 

Zum Test kommt der Sandero als «Stepway» mit etwas mehr Bodenfreiheit, Schutzverkleidungen rundum und einer praktischen Dachreling. So ist er ab 14 790 Franken zu haben und wird von einem 90 PS starken Dreizylinder mit 90 PS und 160 Nm Drehmoment angetrieben. Die Kraft kommt über ein 6-Gang-Schaltgetriebe an die Vorderräder. Mit der im Testwagen verbauten Ausstattung kommt der «Stepway» auf 16 790 Franken – die 20 000-Franken-Grenze knackt der Rumäne auch in voller Ausstattung nicht. Die Disziplin «Preiswert» beherrscht der neue Sandero also unverändert gut; dass er in der Basisversion 700 Franken teurer wurde, lässt sich verschmerzen. 

 

Was kriegt man fürs Geld? 

Doch soll der Sandero ja nicht nur billig sein – er will für den erstaunlich niedrigen Preis ein vollwertiges Auto ohne echte Einbussen sein. Freilich darf man zum günstigen Preis – ein VW Golf ist schnell mindestens doppelt so teuer – im Innenraum keine feudale Welt aus Holz und Leder erwarten. Doch schafft es Dacia, dem pragmatischen Innenleben aus Hartplastik und stoffgepolsterten Flächen eine sympathische Atmosphäre mit auf den Weg zu geben. Hier findet man sich sofort zurecht – und findet für viele Funktionen noch echte Knöpfe anstelle von versteckten Untermenus in einem digitalen Bediensystem.

Das einfache Navi-System wirkt nicht modern und ist teilweise etwas langsamer – um eine Adresse zielgenau zu finden, ist es aber allemal ausreichend. Ausreichend ist auch der 90-PS-Motor, da der Sandero mit nur rund 1200 Kilogramm vergleichsweise leicht ist. So kommt man in der Stadt gut vom Fleck und erreicht auch Autobahntempo ohne Mühe. An den  angegebenen Werksverbrauch von 5,8 l/100 im Mix hält sich der Kompaktwagen im Test überraschend genau. Für ein Auto dieser Klasse ist das zwar vertretbar, aber natürlich kein Bestwert; teure Spritspar-Technik liegt beim Sparpreis nun mal nicht drin. Dasselbe gilt für aufwendige Fahrwerkstechnik. Trotzdem schafft es Dacia, der einfach konstruierten Aufhängung guten Komfort beizubringen. Durch die längeren Federwege im höhergelegten «Stepway» federt der Wagen auch grobe Bodenwellen gut weg; dass es etwas an Präzision in der Lenkung fehlt und man in Kurven deutliche Seitenneigung spürt, stört in diesem Auto kaum. Viel eher freut man sich über gutes Platzangebot auf allen Sitzen und im Kofferraum, womit der Sandero die täglichen Aufgaben genauso gut erledigt wie viele andere Modelle – nur eben deutlich preiswerter.

Philipp Aeberli

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