Neuer Elektro-Lexus als Technikpionier
Mit dem RZ 450e fährt nun auch Lexus auf die vollelektrische Spur. Charakteristisch sind der Allradantrieb und die Steer-by-Wire-Lenkung. Auf die Strasse kommt der erste Stromer von Lexus 2023.
Der RZ ist der erste von Grund auf als Elektroauto konzipierte Lexus. Zwar steht schon seit zwei Jahren der UX 300e im Angebot, doch basiert dieses Modell noch auf der Basisplattform, die auch für die Verbrennerfahrzeuge eingesetzt wird. Die neue Elektroarchitektur, im Konzern e-TNGP genannt, teilt er sich mit dem Toyota bZ4X und dem Subaru Solterra. Trotzdem wartet er mit vielen markenspezifischen Unterschieden auf. Mit 4,80 Metern ist die RZ-Karosserie nicht nur rund 11 Zentimeter länger als jene des bZ4X, sondern sie weist auch zahlreiche eigenständige Designlösungen auf. Schon die Frontpartie macht den neuen Lexus unmissverständlich als Elektrofahrzeug erkennbar. Da es keinen Verbrennungsmotor gibt, liess sich die Motorhaube absenken, und die Spindelform des typischen Diabolo-Frontgrills wurde dreidimensional weiterentwickelt. Der lange Radstand von 2,85 Metern und die kurzen Überhänge lassen den RZ trotz SUV-Silhouette sportlich lang und elegant erscheinen – besonders mit den optionalen 20-Zoll-Leichtmetallrädern.
Vorbei mit Übergreifen
Im Innern fällt zuerst der Yoke-Lenker auf, wenn denn diese Option gewählt wurde. Das Steuerhorn erinnert eher an ein Flugzeugcockpit als an ein konventionelles Lenkrad. Das Steer-by-Wire-Lenksystem ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderachse, das erstmals in einem Serienauto angeboten wird und das stets mit diesem Lenker kombiniert ist, verspricht unter dem Begriff «One Motion Grip» eine sehr präzise und direkte Lenkung mit variabler Übersetzung. Mit ihr verschwindet die Lenkradkurblerei endgültig, denn ein U-Turn lässt sich mit einer Yoke-Drehung von 150 Grad bis zum Anschlag erledigen. Selbstverständlich gibt es im «One Motion Grip»-System eine Ausfallsicherung für die Prozessoren und eine Notstromversorgung, falls die Hauptstromversorgung ausfallen sollte. In der Standardausführung wird jedoch das konventionelle runde Lenkrad mit normalem Lenkgestänge geliefert. Durch die etwas nach unten verschobene Instrumententafel verbessert sich die Sicht nach vorne, ein Head-up-Display und der 14-Zoll-Multimedia-Screen vermitteln weitere gut einsehbare Informationen. Luxus bringt das dimmbare Panoramadach mit spezieller Beschichtung, das die Infrarotstrahlung reflektiert und den Wärmeeintrag im Sommer reduziert. Über die Geräuschminderung aufgrund des Elektroantriebs hinaus hat Lexus im RZ für eine noch gründlichere Lärmunterdrückung gesorgt. Es kommt eine neue Version der Active Sound Control zum Einsatz, die geräuschunterdrückende Frequenzen über die Lautsprecher der Audioanlage ins Innere leitet. Besonderer Wert wurde dabei auf den Komfort im Fond gelegt.
Zwei Motoren und Allradantrieb
Im RZ, der zwischen den beiden konventionellen SUV-Modellen NX und RX einzuordnen ist, kommen zwei Antriebsgruppen zum Einsatz, die ihre Kraft via Direct-4-Allradsystem exakt gripabhängig an die einzelnen Räder abgeben. Der vordere Synchronmotor leistet 150 kW, der hintere 80 kW, als Gesamtleistung kommen also 230 kW zusammen, als Systemdrehmoment 435 Nm.
Der 2180 Kilogramm wiegende Lexus-Neuling beschleunigt in 5,6 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal 160 km/h. Als Zielwert beim Stromverbrauch nennt Lexus 18 kWh/100 km, womit das Fahrzeug gegen 400 Kilometer weit fahren könnte. Auf 80 Prozent lässt sich der Akku an der Wallbox in 7 Stunden und an der 150-kW-Schnellladestation in 30 Minuten aufladen. Lexus geht davon aus, dass die 71,4-kWh-Batterie nach zehn Jahren noch immer mehr als 90 Prozent ihrer Kapazität aufweist.«Reichweite zählt zwar noch immer, aber Effizienz und Ladegeschwindigkeit werden für den Kunden zunehmend wichtigere Kriterien», kommentiert Christian Wellauer, Direktor Lexus Schweiz. Er rechnet damit, dass der RZ 450e im Jahr 2023 mit rund 20 Prozent an den Lexus-Verkäufen in der Schweiz beteiligt sein wird. Das Vollelektro-SUV ist online bereits reservierbar; der Preis steht noch nicht fest, dürfte aber bei rund 65 000 Franken liegen.
Stephan Hauri