Mehr Sitzplätze pro Franken
Wer viel Auto fürs Geld sucht, kommt an Dacia nicht vorbei. Mit dem Jogger hat die Renault-Tochtermarke nun auch einen Siebensitzer im Angebot. Er ist – selbstverständlich – der günstigste seiner Art und kostet nur gut 2000 Franken pro Sitz.
Seit 1999 gehört Dacia zur Renault-Gruppe – und seit 2004 zielt die rumänische Marke auch auf westeuropäische Kunden. Was mit dem Logan begann, hat sich inzwischen zu einer ansehnlichen Modellpalette entwickelt und schon mehr als 7,5 Millionen Kunden überzeugt. Gerade unter den Privatkunden ist Dacia äusserst beliebt. Zwar hat die Schweiz in der Autowelt eine Ausnahmestellung, weil sich die Kund:innen hier gerne teure und stark motorisierte Modelle gönnen, doch hat sich Dacia hier, gewissermassen als Antithese dazu, ebenfalls einen festen Platz in der Zulassungsstatistik erarbeitet. Der Sandero, das meistverkaufte Modell der Marke, lag per Ende Januar auf Platz sechs der Schweizer Verkaufscharts. Denn auch hierzulande gibt es zahlreiche Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind, dafür aber nicht viel Geld ausgeben wollen oder können.
Auf der Basis des Renault Clio
Nun will Dacia auch Grossfamilien, Sammeltaxi-Fahrer:innen oder Sportmannschaften bedienen: Mit dem Jogger steht erstmals ein Siebensitzer im Angebot. Dieser basiert auf der Plattform des aktuellen Renault Clio, welche aber auf einen Radstand von 2,90 Metern gestreckt wurde. Damit gibt es im 4,55 Meter langen Jogger genügend Platz, um gegen Aufpreis von 800 Franken eine dritte Sitzreihe zu montieren. Diese bietet auch für Grossgewachsene noch genügend Kopffreiheit; nur der Einstieg durch die hintere Tür erfordert etwas Gelenkigkeit. Der Kofferraum fasst, je nach Sitzkonfiguration, 506 bis 1819 Liter. Braucht man besonders viel Laderaum, kann die dritte Sitzreihe auch einfach ausgebaut werden; ein Sitz wiegt rund 10 Kilogramm und lässt sich also auch von Nichtbodybuildern noch tragen. Um die Transporttauglichkeit des Joggers weiter zu erhöhen, hat Dacia die Rückleuchten im Hochformat verbaut, was etwas an die SUV- und Kombimodelle von Volvo erinnert; so wird die Kofferraumöffnung vergrössert. Apropos: In gängige Kategorien will sich der Dacia Jogger nicht so richtig einordnen. Er vereint die hohe Bodenfreiheit (20 cm) und die Schutzverkleidungen eines SUV mit der Form eines Kombis und dem Platzangebot eines Vans. Allradantrieb ist allerdings nicht lieferbar.
Vorerst nur ein Antrieb
Wenn es um den Antrieb geht, müssen potenzielle Kunden ohnehin nicht lange überlegen: Ein Drei-Zylinder-Benziner mit 110 PS und manuellem Sechs-Gang-Schaltgetriebe ist derzeit die einzige Wahl. 2023 soll ein Hybrid mit 140 PS und Automatikgetriebe, bekannt aus dem Renault Clio, folgen. Ein Diesel ist aber nicht vorgesehen.
Der Benziner fühlt sich aber durchaus wohl im Jogger; seine 110 PS und 200 Nm Drehmoment wirken ausreichend, weil sie mit dem nur rund 1200 Kilogramm schweren Wagen vergleichsweise leichtes Spiel haben. Die Getriebeabstufung ist passend gewählt, sodass man auch vom Fleck kommt, ohne ständig zum Schalthebel greifen zu müssen. Das Fahrwerk wurde, passend zur hohen Bodenfreiheit, eher weich abgestimmt, sodass man im Jogger durchaus bequem reisen kann.
Der Innenraum ist, Dacia-typisch, pragmatisch eingerichtet. Doch ist die Qualität, gemessen am Preis, mehr als stimmig, und auch in Sachen Ausstattung vermisst man nichts, was für den Alltag nötig ist. In der Basisvariante, die zum Beispiel ohne fest verbauten Touchscreen auskommt und stattdessen das Smartphone des Fahrers über eine entsprechende Halterung integriert, ist der Fünfplätzer schon ab 15 990 Franken zu haben.
Grundsätzliches wie ein Notbremsassistent, LED-Tagfahr- und -Abblendlicht, Isofix-Kindersitzbefestigung oder eine Zentralverriegelung ist in der Basis schon an Bord. Annehmlichkeiten wie eine Rückfahrkamera, schlüsselloser Zugang oder Klimaanlage müssen als Optionen oder Ausstattungslinien bezahlt werden. Doch selbst mit voller Ausstattung kommt der Jogger kaum über 20 000 Franken.
Philipp Aeberli