Mehr als nur Kult?

Mit dem ID. Buzz bringt VW einen elektrischen Erben des legendären «Hippie-Busses» auf die Strasse. Das Design sorgt auf jeden Fall für Aufsehen – wie es hinter der Fassade aussieht, zeigt sich im Test.

Die Mischung aus Moderne und Retro bietet Platz für fünf Personen. Bilder: PD

Die Mischung aus Moderne und Retro bietet Platz für fünf Personen. Bilder: PD

Das Verhältnis zwischen Reichweite und Preis lässt einige Fragen aufkommen.

Das Verhältnis zwischen Reichweite und Preis lässt einige Fragen aufkommen.

Das Verhältnis zwischen Reichweite und Preis lässt einige Fragen aufkommen.

Das Verhältnis zwischen Reichweite und Preis lässt einige Fragen aufkommen.

Die Preise starten bei 69 100 Franken.

Die Preise starten bei 69 100 Franken.

Eines kann der ID. Buzz von VW auf jeden Fall: Er verbreitet gute Laune. Die Mischung aus Moderne und Retro und die bewusste Anlehnung an den legendären T1-Bus aus den 1950ern kommen gut an und entlocken manchem Passanten ein Lächeln. Erst recht, weil der «neue Bulli» ausschliesslich mit E-Antrieb anrollt; alternativ ist weiterhin der Multivan mit Benzin, Diesel oder Plug-in-Hybrid im Angebot, der aber weniger Retrodesign-Charme mitbringt. Zudem bietet der Multivan mehr «Bus-Feeling» und ist auch als Siebensitzer zu haben. Der ID. Buzz hingegen ordnet sich eher irgendwo zwischen Kastenwagen und Minivan ein. Auf 4,71 Metern Länge finden maximal fünf Personen Platz; werden die Sitze umgeklappt, stehen 2205 Liter Laderaum zur Verfügung. Ganz ausgebaut können die Sitze aber nicht werden, weswegen der Ladeboden nicht bus-typisch tief liegt, sondern etwas erhöht auf einem zusätzlich eingebauten «Zwischenboden». Trotzdem: Der ID. Buzz kann in Sachen Raum deutlich mehr bieten als die meisten SUV – zumal das Beladen durch die grosse Heckklappe und die seitlichen Schiebetüren leichtfällt. Allerdings vermittelt der Innenraum auch an einigen Stellen den Eindruck, dass unnötig Platz verschenkt wird – der Bereich des Armaturenbretts von Lenkrad bis Frontscheibe fällt erstaunlich breit aus, obwohl dort keine Antriebskomponenten verbaut werden müssen.

Denn wie alle neuen Stromer der ID.-Familie von VW basiert auch der ID. Buzz auf dem modularen Elektrobaukasten MEB. Für den Bus kommt der grösste verfügbare Akku mit 77 kWh Speicherkapazität zum Einsatz, der Antrieb erfolgt über eine E-Maschine mit 150 kW (204 PS) an der Hinterachse. Eine Allradversion gibt es derzeit nicht.

VW gibt eine Reichweite von 425 km laut WLTP-Messung an. In der Realität ist es naturgemäss etwas weniger; beim Bus zehrt die grosse Stirnfläche im Wind und bei kühlen Temperaturen der grosse Innenraum, der geheizt werden muss, an den Kräften der Batterie. Im gemischten Fahrbetrieb kommt der Bus auf knapp 25 kWh/100 km Verbrauch, womit eine volle Batterie für knapp 310 km reichen würde. Im Alltag wird die Batterie in der Regel bis 80 Prozent geladen – und nicht komplett leer gefahren, womit noch rund 230 km realistischer Aktionsradius bleiben. Das ist für viele Einsatzszenarien in der Schweiz absolut alltagstauglich, aber eben auch nicht überragend. Erst recht, wenn man, und das ist das wohl grösste Problem des ID. Buzz, den Preis mit in die Betrachtung zieht. Die derzeit einzig verfügbare Version startet ab 69 100 Franken. Mit ein paar Zusatzausstattungen knackt der Volkswagen dann auch schnell die 80'000er-Marke. Das macht einige Punkte fragwürdig, die man zu einem tieferen Preis vielleicht eher akzeptieren würde. So findet man im Innenraum sehr viel Hartplastik. Das wirkt zwar akkurat verbaut und solide, aber eben auch nicht gerade hochwertig. Dafür gefällt die Sitzposition im ID. Buzz: Bulli-typisch sitzt man sehr aufrecht und geniesst einen guten Überblick – auch aufgrund der grossen Glasflächen. Allerdings sorgt die steil stehende Frontscheibe zeitweise für unschöne Spiegelungen.

Weiterhin nicht zufriedenstellend ist auch das Infotainmentsystem im ID. Buzz, das identisch zu jenem in den übrigen ID.-Modellen ist. Zwar hat VW schon mit einigen Software-Updates nachgebessert. Dennoch reagiert das System nicht immer flüssig auf Eingaben, lädt teilweise lange und verlangt teilweise unnötige Umwege durch die Menüs, was vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Positiv fallen das klare Head-up-Display und die elegante Leuchtenleiste vor dem Cockpit auf, die beispielsweise Navi-Ansagen optisch unterstützt.

Insgesamt könnte der VW ID. Buzz also eine sehr sympathische Alternative zum Familien-SUV sein. Allerdings fehlt es an einigen Stellen noch an Feinschliff. Und um mehr Kunden vom Verbrennungsmotor weg zur E-Mobilität zu locken, müsste der ID. Buzz auch über mehr Reichweite verfügen – auch wenn er mit 170 kW und damit in rund 30 Minuten auf 80 Prozent laden kann. Vor allem aber braucht es ein günstigeres Einstiegsmodell.

Philipp Aeberl

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