Gross und intelligent

Die Nachteile eines SUV beim Verbrauch pariert Toyota mit der richtigen Technik. Dazu kommt eine Karosserie, die den RAV4 zum idealen Familientransporter adelt.

Der einst kompakte RAV4 wuchs im Laufe der Generationen zum eindrücklichen SUV. Bild: Andréas Härry

SUVs haben seit geraumer Zeit Image-Gegenwind am Kühler. Es braucht kein Physikstudium, um einzusehen, dass ein höher aufschiessendes Auto mit mehr Masse kräftiger im Tank zulangt als das flache, leichtere Limousinenpendant. Im aktuellen Zeitgeist-Kontext muss der SUV-Fahrende seine Wahl rechtfertigen, im Falle des RAV4 mit soliden Argumenten. 7 Liter Benzin schluckte im «Anzeiger»-Test dieses grosse, geräumige SUV. Dabei schlichen wir nicht durch die Agglo Luzern, sondern drückten in den Autobahnausfahrten und auf dem Weg in die Rengg öfters das rechte Pedal voll durch. 222 PS Systemleistung (177 vom Verbrenner, der Rest wird elektrisch beigesteuert) sorgen für flotte Fahrleistungen.

Wie im Flugzeug


Natürlich würde ein Turbomotor mit gleicher Leistung anders abziehen, aber zum Preis von sicher über 10 Litern Verbrauch in dieser Karosserie und mit 4WD. Das automatische Getriebe ist technologie-typisch stufenlos mit dem bekannten Gummibandeffekt beim starken Beschleunigen. Die Drehzahl bleibt konstant, der Wagen wird trotzdem schneller. Eine Akustik wie im Flugzeug quasi. Die Geräusche des Vierzylinders sind bei heftigem Gaseinsatz gut unter Kontrolle. Sanfter bewegt, wird’s sehr leise in der Kabine, und dies ist eigentlich der Regelfall im RAV4. Es stellt sich automatisch der genussvolle Hybrid-Fahrstil ein, kein Messer zwischen den Zähnen, sondern kultiviertes Mitschwimmen im Verkehr. Das passt zum Fahrwerk, das mit allem Unschönen auf dem Asphalt sehr gut fertig wird. Lange Wellen wie auch Schwellen und Dellen werden massiv entschärft den Rücken der Passagiere vermeldet. Die umgekehrte Logik: Bei aggressiver Kurvenhatz verlässt der Toyota gerne etwas die Waagrechte, was nur Kindern Spass macht, also lässt man es bleiben. Damit klar ist: Bevor es kritisch wird, setzt das ESP rigide Grenzen, der RAV4 ist ein durch und durch sicheres Auto, dazu ein gut gebautes.

Nicht Hollywood


Das Interieur ist nicht Hollywood in der Farbenwahl, aber diese Nüchternheit besteht aus solidem Material, das verschmutzendem Familien-Kinderalltag problemlos trotzt. Die Farbtupfer auf dem Instrumentenpanel stammen von den halbdigitalen Anzeigen. Auch hier wird ein Schwerpunkt zugunsten des effizienten Fahrens gesetzt. Die dazu eingesetzte grosse Anzeige über den Energiefluss – Batterie laden oder entladen, Gaspedalstellung – reizt zum ständigen Benzinsparcontest. Das Arsenal an Assistenzsystemen entspricht den Gepflogenheiten der Klasse, der Sitzkomfort liegt darüber. Auf diesen Frontmöbeln mit genug Beinauflage auch für länger Geratene verbringt man mit Freude viele Stunden, das war bei Toyota nicht immer so. Platz hat’s hinten und ganz hinten in Hülle und Fülle, der RAV4 ist ein Familientransporter par excellence. Solchermassen eingesetzt, ist das SUV, zumal so intelligent gebaut wie dieser Toyota, wirklich die ideale Karosserieform. Da kann man den Image-Gegenwind getrost über sich hinwegziehen lassen.

Andréas Härry

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