Ein Sportwagen für den Alltag?

Der M3 ist für BMW ein wichtiges Auto: Er soll der Massstab für die viel zitierte Freude am Fahren sein – und trotzdem eine alltagstaugliche Limousine bleiben. Ob das funktioniert, muss er im Test beweisen.

Die auffälligste Erneuerung ist das Design der Frontpartie. Auch beim M3 kommt der riesige Kühlergrill vom 4er-Coupé zum Einsatz. Bild: PD

Der M3 ist der Begründer der sportlichen M-Reihe von BMW; 1986 kam er als Basismodell für das damalige DTM-Rennauto auf die Strasse. Die zunächst nur als Zweitürer lieferbare Sportversion begeisterte von Anfang an mit sehr direktem und sportlichem Fahrverhalten; so sehr, dass es nicht nur beim M3, das M steht für «Motorsport», blieb, sondern gleich eine ganze M-Familie entwuchs. Es folgten der M5 auf Basis der grösseren 5er-Reihe und später gar SUVs; jeder BMW ist inzwischen mit einem Sportpaket erhältlich. Ein beliebtes Accessoire quer durch alle Modellreihen, das jedem BMW-Fahrer das Gefühl gibt, zumindest ein kleines Stück der vom ersten M3 begründeten Legende zu bewegen. 

Damit das funktioniert, will und muss BMW die Historie, die Motorsport für die Strasse verspricht, glaubwürdig weiterführen – und lanciert nun den M3 auf Basis der aktuellen 3er-Reihe. Die auffälligste Neuerung ist sicherlich das Design der Frontpartie: Hier kommt auch bei der Limousine der aus dem 4er-Coupé bekannte, riesige Kühlergrill zum Einsatz. Hier scheiden sich die Geister. Ob der martialische Auftritt gefällt oder nicht, ist nicht objektiv zu beantworten, sondern eine Frage des Geschmacks.

Ausser Frage steht die Qualität der verbauten Technik – und das sollte in diesem Auto ohnehin die Hauptsache sein. Unter der Haube steckt die neueste Generation des doppelt turbogeladenen Sechszylinder-Benzinmotors mit drei Litern Hubraum, wahlweise mit 480 PS und 550 Nm oder als M3 «Competition» mit 510 PS und 650 Nm Drehmoment. Während die Basisvariante auch mit 6-Gang-Handschaltung zu haben ist, kommt die Kraft im getesteten «Competition» ausschliesslich über eine 8-Gang-Automatik an die Hinterachse. Eine Allradversion wird im Sommer folgen. 

 

Mehr als nur Leistung

Um aus einem normalen 3er einen «M» zu machen, betreibt BMW weit mehr Aufwand, als nur einen starken Antrieb zu verbauen. Spur und Räder wurden deutlich verbreitert, was man dem Wagen auf den ersten Blick ansieht. Das Dach ist serienmässig aus Carbon gefertigt, was Gewicht und Schwerpunkt senkt. Zudem wurde die Karosse an wichtigen Stellen versteift, die Bremsanlage verstärkt, das Fahrwerk radikal überarbeitet und die Hinterachse mit einem elektronisch geregelten Differenzial ausgerüstet. All das hat ein Ziel: Der M3 soll zwar weiterhin den vollen Alltagsnutzen einer fünfsitzigen Mittelklasselimousine bieten, sich aber fahren und anfühlen wie die gezähmte Version eines Renntourenwagens. Um das volle Potenzial auszuloten, müsste man tatsächlich eine abgesperrte Strecke besuchen. Trotzdem gefällt das Konzept auch auf der Strasse: Der Sport-BMW scheint sich auf jede Kurve zu freuen, lenkt sehr willig ein und kennt weder Seitenneigung noch Untersteuern; stattdessen ist immer klar zu spüren, dass die Kraft ausschliesslich an die Hinterachse geht. Die Lenkung ist komplett frei von störenden Antriebseinflüssen, und das Heck dreht, sicher gezähmt durch fein abgestimmte Elektronik, präzise mit.

Dass man im Vergleich zu den zahmeren Versionen der 3er-Limousine mit höheren Abrollgeräuschen und vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten deutlich strafferer Federung leben muss, wirkt eher passend als störend.

 

Nicht nur unvernünftig

Natürlich stehen rationale Aspekte bei der Entwicklung eines M3 nicht zuoberst im Pflichtenheft. Hier erlauben es sich die Münchner noch, den klassischen Reihensechszylinder zu verbauen, so lange sich dies noch mit den geltenden Gesetzen vereinbaren lässt – verlangen dafür aber mindestens 114 100 Franken. Trotzdem ist der M3 eine verhältnismässig vernünftige Art, einen Sportwagen zu fahren. Nicht nur aufgrund seiner praktischen Karosserie. Den Verbrauch gibt BMW mit 10,0 l/100 km an. Im Testschnitt lag er mit 9,8 l/100 km leicht darunter. Auf ruhig und vorausschauend gefahrenen Autobahnetappen sank der Verbrauch bis auf 7,5 l/100 km, was für diese Leistungsklasse durchaus effizient ist.

Philipp Aeberli

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