Ein E muss immer dabei sein

Der «Anzeiger» schaut auf Neuheiten, die eigentlich in Genf am Salon hätten stehen müssen. Der 500er von Fiat überrascht mit seinem elektrischen Antrieb und der VW Konzern geht sogar bei Sportmodellen mit Plug-in-Hybriden an den Start.

Der Stil wurde beibehalten, ansonsten ist, inklusive Antrieb, alles neu am Fiat 500 neuster Generation. Bild: PD

Das Bahnbillett war gekauft, die Vorfreude auf den speziellen Duft in den Palexpo-Hallen gross, alles für die Katz. Wegen des Virus findet Genf im Internet statt, die Frühlingsneuheiten werden von den Werken mit Medienmitteilung-Bombardements und YouTube-Links propagiert. Wir picken aus der Flut Interessantes heraus. Für die grösste Überraschung sorgt Fiat. Klar, man wusste, dass der zweitürige 500er einen Nachfolger bekommt. Aber dass dieser so zukunftsgerichtet konzipiert ist, das hat die Konkurrenz kalt erwischt. Nur noch elektrisch ist er unterwegs, praktische 320 Kilometer weit mit einer Ladung. 118 PS reichen für zackiges Vorwärtskommen, und ein Schnellladesystem für bis zu 85 kW sorgt dafür, dass auch die Pausen am Kabel kurz ausfallen.

Tesla Paroli bieten


Im Assistenz- und Infotainmentbereich schiesst sich Fiat von ganz weit hinten in die Spitzenliga der Kategorie. Das betrifft auch den Preis des voll ausgestatteten Launch-Modells. Hoffen wir, dass die
Italiener mit günstigen Einstiegsmodel-
len nachziehen und so im bezahlbaren E-Markt zum Topplayer avancieren. Die E-Mobilität ganz anders zeigt BMW mit der Limousine Concept i4. Die Basis für das Serienmodell 2021, das dem Batterieauto-Zulassungssuperstar Tesla 3 Paroli bieten soll. Ob 530 PS und 600 Kilometer Reichweite nötig sind für nachhaltige Mobilität der Zukunft, diese Frage wird man sich stellen angesichts einer anstehenden Flut von E-SUV und -Luxuslimousinen, die den tieferen Sinn dieser Technik, die Ressourcenschonung, ad absurdum führen. Den Mittelweg sucht VW mit dem ID.4, einem Elektro-SUV in Tiguan-Grösse mit der Technik des bereits vorgestellten ID.3, optional mit Vierradantrieb. Ohne E in irgendeiner Form geht es auch bei den Verbrennern nicht. Das auf gleicher Plattformbasis aufbauende Quartett Audi A3, VW Golf, Seat Leon und Skoda Octavia kommt in neuster Form auf den Markt und hat immer auch eine Mild-Hybrid- und eine Plug-in-Hybrid-Variante im Angebot. Seat und Skoda schicken sogar ihre Sportversionen Cupra Leon und Octavia RS mit Plug-in-Hybriden ins Rennen. Der Ur-Kompaktsportler Golf GTi bleibt da noch beim rein thermischen Antrieb. Nochmals Seat: Die Sportfiliale Cupra präsentiert die Serienversion des Formentor, ein stilistisch gelungenes SUV-Coupé, für Freaks mit 310 Nur-Benzin-PS, für Besonnene mit 245-Plug-in-Hybrid-Pferdestärken. Sogar die einst Diesel-vernarrten Franzosen präsentieren ihre neuste (Staats-)Limousine, den Citroën DS 9, nur noch als Benziner und Plug-in-Variante. Viele verspielte Details im Design und flauschige Sitze sind in Aussicht.

Neue Sphären


Hyundai will es 2020 wissen mit dem neuen i20 und dem Facelift des i30. Die Armaturen werden digitaler, die Motoren bekommen teilweise 48-Volt-Mildhybridsysteme. Sieben Plug-in-Hybrid-Varianten bietet Mercedes für die facegeliftete E-Klasse an. Hier erreicht die Digitalisierung neue Sphären, fast alles im Komfortbereich kann per Sprachkommando bedient werden. Für eine Designüberraschung sorgt Kia mit dem neuen Sorento. Das SUV kommt betont kantig daher, «American Style», auch im Interieur. Bei den Motoren sind ein klassischer Hybrid und eine Plug-in-Version angekündigt. Für Traditionalisten gibt’s auch noch einen Dieselmotor. Ja, Traditionen werden ansonsten nur noch gebrochen im Autogewerbe, man darf gespannt sein und spekulieren, in welcher Form der Auto-Salon 2021, virusbefreit, über die Bühne gehen wird.
Andréas Härry

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