Ein ausgewachsenes Bürschchen
Dass der Mini nicht per se klein sein muss, beweist der Cooper SE All4 Countryman. Mit 4,3 Metern Länge und 1,82 Metern Breite wirkt er eher wie ein normaler Kompaktwagen. In einigen Punkten wirkt er souverän, anderswo eher etwas überholt.
Dieser Mini wird seinem Markennamen nicht gerecht. Und das ist so gewollt. Der Cooper SE Countryman mit Allrad- und Plug-in-Hybrid-Antrieb ist ein ausgewachsenes Bürschchen. Sein Gesamtpaket könnte auch Leute überzeugen, für die ein Mini noch gar nie ernsthaft in Frage kam. Das grösste Modell im Programm der Marke wartet mit vier Türen, einer grossen Heckklappe, fünf Sitzplätzen und einem Gepäckraumvolumen von 450 bis 1390 Litern auf. Mit 4,30 m Länge und 1,82 m Breite fühlt sich das Auto auch mehr wie ein normaler Kompaktwagen an denn wie ein Mini.
Fahrer und Beifahrer profitieren von genügend Bein- und Kopffreiheit. Nur in der Breite wird es etwas eng. Doch selbst im Fond sitzen zwei Erwachsene noch bequem. Bei leicht eingeschränkter Kopffreiheit für Personen ab einer Grösse von ca. 1,90 m ist die Beinfreiheit hinten überraschend üppig bemessen.
Der für den Plug-in-Hybrid serienmässige Allradantrieb, All 4 genannt, ist ständig verfügbar: Der Drei-Zylinder-Benzinmotor wirkt auf die Vorderräder, und ein Elektromotor treibt die Hinterachse an. Das sorgt sowohl auf dem Asphalt wie auch abseits befestigter Strassen für eine optimale Traktion. Der doppelte Antrieb beschleunigt das Kompakt-SUV mit einer Gesamtleistung von 220 PS stets souverän – und das trotz des hohen Leergewichts von knapp 1,8 Tonnen. Im vollelektrischen Modus allerdings verliert das Auto gerade beim Anfahren an Agilität. Seine Stärke spielt der SE Countryman eindeutig in der Kombination beider Antriebe aus. Dann sind besonders Zwischenspurts wie etwa beim Überholen seine grosse Stärke.
Elektrisch bis 50 Kilometer möglich
Prunkstück des Mini Cooper SE Countryman ist sein Plug-in-Hybrid-Antrieb. Er ermöglicht einen lokal emissionsfreien Fahrspass, ohne dass man in der Gesamtreichweite gross eingeschränkt ist. Dabei entscheidet man selber, auf welchen Antrieb man zählen will. Mini verspricht mit rein elektrischem Antrieb eine WLTP-Reichweite von bis zu 51 Kilometern. Im Test in den Wintermonaten waren es rund 30 Kilometer. Auf einer typischen Pendlerstrecke von etwa 20 Kilometern pro Weg resultierte im Hybrid-Modus ein Verbrauch von 2,5 Litern pro 100 Kilometer. Will man die Batterieladung sparen oder lädt man die Batterie während des Fahrens auf, steht ein Verbrauch von 8,2 l/100 km zu Buche. Nicht selbstverständlich: Für die beiden grossen Ladekabel – eines für die Haushaltssteckdose und eines für die Ladestation – hat es im Kofferraumboden extra einen genug grossen Platz.
Tradition steht im Vordergrund
Was das Fahrgefühl betrifft, so überzeugt der Mini Cooper SE Countryman am meisten mit seiner Souveränität. Der 1,5-Liter-Benziner läuft angemessen kultiviert und zurückhaltend.
Die 6-Gang-Wandlerautomatik beherrscht vom sanften Anfahren mit guter Kriechfunktion bis zu geschmeidigen Gangwechseln das volle Programm. Die Trak-tion, die präzise Lenkung, der kraftvolle Antrieb: Hier fährt das Auto in einem Bereich, in dem sonst BMW oder Mercedes zu Hause sind.
Der Mini SE Countryman würde vermutlich eine noch grössere Kundschaft finden, wenn auch das markentypische Interieur weiterentwickelt würde. Dieses lässt mit seinem kreisrunden Instrument in der Mittelkonsole keinen Zweifel offen, dass man immer noch in einem Mini sitzt. Für Markenneulinge ist es schwierig, sich auf Anhieb zurechtzufinden. Kommt dazu, dass das typisch runde Element mit dem Navibildschirm überholt wirkt. Es sitzt auch etwas zu tief, um es während der Fahrt bedenkenlos zu bedienen, und der mächtige runde Ring verdeckt einen Teil des breiten, hochwertigen Displays. Hier wurde das Hauptaugenmerk eindeutig auf Tradition und Design anstatt auf Praktikabilität gelegt.
Keine Frage: Der Mini Cooper SE All4 Countryman ist in der Premium-Kompaktklasse unterwegs. Das spürt man an der Souveränität der Fortbewegung, aber auch an der hochwertigen Verarbeitung. Fast selbstredend ist dann auch der Preis im Premium-Segment angesiedelt. 46 300 Franken kostet der Allradler in der Grundausstattung. In der von uns getesteten Spezialedition «Untamed» (englisch für «ungezähmt, wild») und mit Zusatzausstattung wie Connected Navigation Plus, Panoramadach und einem hochwertigen Lautsprechersystem von Harman/Kardon ergibt das einen Endpreis von 64 450 Franken.
Philipp Aeberli