Discovery Sport D240: Der goldene Mittelweg
Kein Facelift, es ist eine Neukonstruktion. Nach nur vier Jahren Bauzeit wird der «Disco» Sport durch ein Modell ersetzt, das Messlatten setzen kann.
Es sind eigentlich die typischen Merkmale eines SUV: viel Platz für Familie und Waren, trotzdem kein parkhausfeindliches Monster in den Dimensionen, sehr komfortabel, kein unnötiges Bling-Bling, modernste Verbrenner-Motorentechnik. Der Discovery Sport in neuster Generation präsentiert sich als der goldene Mittelweg im reichen Angebot der 4x4- Spezialisten aus Grossbritannien. Dass dieser Wagen hierzulande – im Gegensatz zum Rest der Welt – nicht das meistverkaufte Modell der Marke ist, hat mit dem hiesigen Hang zu Glamouröserem zu tun. Zwei Modelle mit dem prestigereicheren Titel «Range Rover» liegen vorne im Ranking. Bezeichnen wir also den etwas profaner im Detail gebauten Discovery Sport als Geheimtipp, der eigentlich alles kann, was die «RR» beherrschen, aber mit günstigerem Preisschild.
Kein Turboloch
Technisch ist der «Disco» 2020 aktuell sogar der modernste Markenvertreter, nebst dem Evoque. Er bekam dessen nagelneue, sehr steife Plattform spendiert, die elektrifizierte Motorisierungen aufnehmen kann. Alle Motoren bekommen Mildhybrid-Technik mit Riemen-Startergenerator und 48-Volt-Bordsystem. Im Frühling soll ein Plug-in-Hybrid folgen. Unser 240- PS-Diesel im Testauto ist also leicht «hybridisiert», was sich im völlig fehlenden Turboloch beim Anfahren zeigt, grossartig. Sowie im konsequenten Motorabstellen beim Ausrollen des Autos. Dazu Verbräuche unter acht Litern, nicht schlecht für eine solche Automasse. Dass die Batterie rekuperiert, spürt man beim Rollenlassen, wo der «Disco» immer ganz leicht verzögert. Praktisch bei leichtem Gefälle und beim Staufahren. Die Dieselmaschine ist hervorragend isoliert. Das vor allem bei der Markenschwester Jaguar registrierte, recht prononcierte «Nageln» der Selbstzünder englischer Provenienz ist weg, der Soundkomfort vorbildlich für die Preisklasse. Die 240 Pferde in Zusammenarbeit mit der Neunstufenautomatik sorgen für solide bis souveräne, aber nicht sportliche Fahrleistungen. Ohnehin fragt man sich wieder einmal, warum dieses Auto die Zusatzbezeichnung «Sport» trägt. «Voyage» würde den Nagel auf den Kopf treffen. Das Fahrwerk bietet exzellenten, kuscheligen Langstreckenkomfort, ebenbürtig teureren Kollegen aus dem gleichen Haus und in der Autoklasse herausstechend. Schnelles Kurvenräubern ist hingegen nicht die Kernkompetenz des «Disco», die Schwankbewegungen des Aufbaus sind – logischerweise – prononciert.
Gefällt dem Hintern
Im Interieur breitet sich die Pracht des aktuellen Markendesigns aus, minus ein paar Bildschirmen – wie in den neuen Range Rover – plus härterem Plastik vielerorts. Stört niemanden. Nur die Hauptinstrumente sind digital. Die restliche Bedienung ist sogar einfacher als bei den edleren Brüdern, da über klassische Knöpfe machbar. Das Infotainment kann vieles, wenn man die Bedienung entschlüsselt hat. Im Assistenzangebot spielt der Discovery Sport in der ersten Reihe der Preisklasse mit. Platz hat’s natürlich massenhaft, die Sitzmöbel in erster Reihe gefallen Hintern und Rücken gleichermassen. Ja, der Discovery Sport neuster Machart macht alles richtig, was der Grundgedanke eines SUV ist. Im Preis-Leistungs-Verhältnis wird es zudem bei den Marktbegleitern für Nervosität sorgen, nicht zuletzt im eigenen Haus.
Andréas Härry
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