Die Zeit rennt

Volvo stellt um: Ab 2030 will die Marke ausschliesslich E-Autos verkaufen. Der C40 ist nun das erste Modell, das elektrisch zu haben ist.

Mit vollem Akku sind rund 300 Kilometer möglich. Bilder: PD

Mit vollem Akku sind rund 300 Kilometer möglich. Bilder: PD

Ein Blick ins Cockpit.

Ein Blick ins Cockpit.

Das abgeflachte Heck sorgt für einen eigenständigen Look.

Das abgeflachte Heck sorgt für einen eigenständigen Look.

Acht Jahre sind eine lange Zeit. Doch ist ein Autokonzern alles andere als ein agiles Start-up-Unternehmen. Insofern ist der Plan von Volvo ambitioniert: Bis 2025 sollen rein elektrisch angetriebene Modelle die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Ab 2030 sollen nur noch Stromer vom Band rollen. Bis dahin haben die Schweden noch einiges zu tun, denn bisher stehen gerade einmal zwei elektrische Modelle im Angebot: der XC40 Recharge und der C40 Recharge. Während der XC40 auch mit Verbrennungsantrieb oder als Plug-in-Hybrid angeboten wird, ist der C40 der erste Volvo, der ausschliesslich als Elektroauto angeboten wird. Trotzdem unterscheidet er sich bis auf das abfallende Heck kaum vom XC40. Das vereinfacht die Herstellung, da bestehende Produktionsbänder genutzt werden können, und erlaubt es dem Hersteller, flexibler auf Kundenbedürfnisse zu reagieren. Dafür können aber die Vorteile, die eine reine E-Auto-Architektur bieten würde, nicht genutzt werden.

 

Stärken und Schwächen

Der erste Eindruck ist überzeugend. Das Design wirkt klar, die Verarbeitung passgenau und solide. Auf Spielereien wie Kameraaussenspiegel oder einfahrbare Türgriffe verzichtet der C40, dafür sorgt das abgeflachte Heck mit prägnanten Rückleuchten für einen eigenständigen Auftritt – und einen beschränkten Blick nach hinten. Ansonsten ist der Innenraum so gebaut, dass sich Volvo-Vertraute sofort zu Hause fühlen: hervorragende Verarbeitung, schlichtes Design und nützliche Ablagen.

Eine Lederausstattung ist im C40 nicht zu haben, schliesslich soll die Nachhaltigkeit nicht nur beim Antrieb gelebt werden. Die Textilbezüge sind aber so hochwertig, dass man das Leder keinen Augenblick vermisst. Auch eine Smartphone-Integration über Apple CarPlay oder Android Auto vermisst man nicht, denn das Bediensystem basiert auf Android-Software, und damit sind Apps wie Spotify oder Google Maps direkt integriert. So hat man die wichtigsten Funktionen direkt zur Hand – oder kann sie über den Sprachassistenten nutzen. Zudem wird das System per Internetanbindung mit aktuellen Daten und Software-Updates versorgt. Vorbildlich ist die Navigation, welche automatisch den Batterieladestand am Ziel anzeigt und benötigte Ladestopps einplant. Das System lässt sich leicht bedienen und gibt sich übersichtlich – da lässt es sich verschmerzen, dass der Touchscreen mit 9-Zoll-Bildschirmdiagonale im Vergleich zu den Konkurrenten etwas klein wirkt. Denn am elektrischen Volvo zeigt sich auch, wie schnell sich die Technik weiterentwickelt. Der XC40 wurde Ende 2017 vorgestellt – seither hat sich schon wieder einiges getan.

 

Gute und schlechte Voraussetzungen

Mit einer Akkukapazität von 75 kWh ist der C40 auch anno 2022 noch gut aufgestellt. Doch ist die Akkukapazität nur ein Baustein, wenn es darum geht, ein E-Auto langstreckentauglich zu machen. Die Akkus wurden im eigentlichen Getriebetunnel verstaut, sodass der C40 im Innenraum weniger Platz bietet als ein vergleichbarer Stromer mit einer nur darauf ausgelegten Plattform.

Vor allem aber ist Volvo bei der Gestaltung der Karosserie weniger frei, was sich an der vergleichsweise schlechten Aerodynamik zeigt. Zwar verbessert das abgeflachte Heck den Luftwiderstand, mit einem Wert von 0,32 markiert der Schwede aber das Schlusslicht im Segment – was auf Verbrauch und Reichweite drückt. Im Test kommt der C40 auf 24,3 kWh/100 km, womit mit vollem Akku rund 300 Kilometer möglich sind. Damit kommt man im Alltag gut klar. 

Auf längeren Strecken trifft der hohe Verbrauch allerdings auf eine eher bescheidene Ladeleistung. Zwar erreicht der C40 zunächst die versprochenen 150 kW, sodass in zehn Minuten 100 km Reichweite in den Akku kommen; schon ab 50 Prozent Akkustand wird die Leistung zurückgefahren und sinkt bald unter 70 kW. So dauern zusätzliche Kilometer immer länger. Wer selten mehr als 300 km pro Tag fährt, kriegt für 61 900 Franken aber einen angenehmen Begleiter.

Philipp Aeberli

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