Die ideale Grösse?
Kompakte Crossover werden ständig beliebter. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Hersteller ein Stück von diesem Kuchen abschneiden möchten. Hyundai nutzt die Plattform des kleinen i20 – und baut darauf den Bayon.
SUVs sind nicht nur Sympathieträger. Mancherorts werden sie als Sinnbild der Dekadenz verteufelt und gelten als platzraubende Spritfresser. Doch: Die Verkaufszahlen kennen nur eine Richtung: Sie steigen steiler, als es mancher Pseudo-Geländewagen tatsächlich schafft. Denn die erhöhte Sitzposition und das typische SUV-Design kommen bei der Käuferschaft gut an. Und vor allem: Das Angebot ist massiv gewachsen. Vor allem nach unten. Das Klischee vom riesigen SUV wird also zusehends entwertet. Einen grossen Teil der Verkäufe machen inzwischen die SUV oder Crossover in den kleineren Segmenten aus. Hier handelt es sich dann nicht mehr um einen schweren, grossen Wagen mit mehr als zwei Tonnen Leergewicht, Allradantrieb und mindestens fünf Metern Länge, sondern im Grunde um einen Kompakt- oder Kleinwagen mit erhöhter Bodenfreiheit und neu gestalteter Karosserie.
Jüngstes Beispiel: der neue Bayon von Hyundai. Er quetscht sich in die Lücke zwischen dem bekannten Kona und dem Kleinwagen i20, von dem er sich auch das Technische leiht. Der Radstand bleibt mit 2,58 Metern identisch, in Höhe und Länge wächst der Bayon aber. Mit 4,18 Metern ist er um 14 Zentimeter länger, aber weiterhin ein kompaktes Auto. Zusätzliche vier Zentimeter bringen den Crossover auf 1,49 Meter Höhe, womit er kein Riese ist, aber spürbar mehr Kopf- und Bodenfreiheit bietet.
Allgemein ist das Platzangebot deutlich besser als im kleinen i20 und eine echte Stärke des Bayon. Der Kofferraum fasst 411 bis 1205 Liter, deutlich mehr als in einem Kleinwagen. Auch auf der Rücksitzbank sitzen Erwachsene bequem – und das nicht nur auf kurzen Strecken. Damit führt der neue Crossover gut vor Augen, weswegen Autos von diesem Schlag derzeit so beliebt sind: Sie haben schlichtweg eine gute Grösse. Sie bieten so viel Platz, dass man sich auch bei einem Besuch im Möbelhaus nicht schämen muss, stellen den Fahrer aber in der Stadt und in Parkhäusern nicht vor schier unlösbare Probleme.
Fällt nirgends negativ auf
Auch bei den Fahreigenschaften findet Hyundai beim Bayon einen guten Kompromiss. Dank etwas längerem Federweg kommt er mit schlechten Strassen gut zurecht, wirkt aber keinesfalls schwammig und angenehm agil. Auf der Autobahn fällt der gute Geradeauslauf auf. Für ein kleines Auto fährt er sich hier überraschend souverän.
Kein Anlass zur Kritik
Unter der Haube kommt im getesteten Wagen die stärkste Variante des einzig verfügbaren Motors zum Einsatz: ein Dreizylinder mit einem Liter Hubraum und Mild-Hybrid-System. Er leistet 100 oder 120 PS und ist mit manuellem Schaltgetriebe oder 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik kombinierbar. Letztere war im Testwagen verbaut – und bot keinerlei Anlass zur Kritik. Das Getriebe schaltet ohne Zugkraftunterbrechung und reagiert schnell auf die Wünsche des Fahrers. Das passt gut zum munteren Dreizylindermotor. Durch die gute Schallisolierung ist er kaum als solcher zu erkennen und überzeugt mit gleichmässiger Kraftentfaltung und guter Laufkultur. Nur bei höheren Drehzahlen geht ihm etwas die Luft aus – was im Alltag kaum relevant ist. Den Verbrauch gibt Hyundai mit 5,5 l/100 km an; im Test waren es 5,8 l/100 km.
Im Innenraum bedient sich der Bayon ebenfalls im Teileregal des i20. Für die wichtigsten Funktionen, wie Klimaanlage, Sitzheizung oder Lautstärke, gibt es weiterhin konventionelle Tasten, was im Alltag durchaus angenehm ist. Auf dem Armaturenbrett thront zudem ein 10,25-Zoll-Touchscreen, der unter anderem Apple CarPlay und Android-Auto unterstützt – was für viele Kunden die wohl wichtigste Anwendung sein wird. Die Tachoeinheit ist ebenfalls komplett digital – und lässt sich auch bei Sonnenschein gut ablesen. Insgesamt bietet der Bayon also kaum Angriffsfläche für Kritik, zumal er mit einem Grundpreis von 17 990 Franken durchaus erschwinglich ist. Selbst mit voller Ausstattung und Topmotorisierung bleibt er unter 35 000 Franken. Nur mit dem eigenwilligen Design muss man sich anfreunden können. Und Allradantrieb gibt es, wie in dieser Klasse üblich, nicht.
Philipp Aeberli