Der Pionier geht in die nächste Runde

Der Nissan Qashqai ist ein echter Pionier, denn beim Erscheinen der ersten Generation 2006 waren kompakte SUV eigentlich noch kein Thema – ganz im Gegensatz zu heute. Wie sich der Japaner gegen die erstarkte Konkurrenz schlägt, zeigt die erste Probefahrt.

Aussen nimmt der Qashqai mit grossem Grill und kleinen LED-Scheinwerfern das neue Markendesign auf, wie es bereits beim neuen Juke zu sehen ist. Bilder: PD

Aussen nimmt der Qashqai mit grossem Grill und kleinen LED-Scheinwerfern das neue Markendesign auf, wie es bereits beim neuen Juke zu sehen ist. Bilder: PD

Ein Blick ins aufgewertete Cockpit ...

Ein Blick ins aufgewertete Cockpit ...

... und in den 504 bis 1447 Liter grossen Kofferraum.

... und in den 504 bis 1447 Liter grossen Kofferraum.

Pioniere haben einen entscheidenden Vorteil: Sie haben Zeit, sich ohne Konkurrenz zu entwickeln. 2006, als die erste Generation des Nissan Qashqai auf den Markt kam, war das Konzept des kompakten SUV noch nicht existent. Für den Hersteller freilich ein beträchtliches Risiko; Erfahrungswerte, ob Kunden ein solches Auto auch kaufen möchten, gab es nicht. Doch die Verantwortlichen bei Nissan scheinen auf die richtige Karte gesetzt zu haben: Der Qashqai ist inzwischen für 35 Prozent der Verkäufe von Nissan in Europa verantwortlich – mehr als fünf Millionen Stück wurden weltweit abgesetzt, wobei Europa mit rund drei Millionen Verkäufen der Hauptmarkt für das kompakte SUV ist. Und das war von Anfang an so geplant, denn der Qashqai war ein Versuch, die Verkäufe in Europa anzukurbeln. Da die klassische Kompaktklasse aber fest in der Hand von Golf, Astra und Co. war, entschied man sich für ein SUV im selben Grössenformat. Ein Segment, in dem es inzwischen gut 30 Mitbewerber gibt!

Der Qashqai wurde von Anfang an in Europa konstruiert und gebaut, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Daran hat sich nichts geändert, auch die inzwischen dritte Generation läuft in England vom Band.

 

Fortschritte im Innenraum

Ansonsten ist in der dritten Generation aber nichts beim Alten geblieben, was man dem Nissan Qashqai schon auf den ersten Blick ansieht. Die Front nimmt das typische neue Markendesign auf, wie es auch schon beim kleineren Juke zu sehen ist. Ein grosser Grill trifft auf schmal zugekniffene LED-Scheinwerfer. Konventioneller, aber dennoch nicht langweilig wirkt dagegen das Heck, nun ebenfalls mit LED-Leuchten. 

Einen grossen Sprung macht der Japaner auch im Innenraum; hier gibt es erstmals digitale Instrumente auf einem 
übersichtlichen 12,3-Zoll-Bildschirm samt zusätzlichem Head-up-Display und ein neues, grosszügiges Touchscreen-Infotainmentsystem. Vor allem die Smartphone-Integration über Apple CarPlay oder Android Auto gefällt hier sehr gut, da sie grossflächig auf dem ganzen Bildschirm angezeigt wird. Die wichtigsten Funktionen wie Radio oder Navigation lassen sich zudem einfach bedienen, für detailliertere Einstellungen muss man sich allerdings in zahlreichen Menüs zurechtfinden. 

 

Gut aufgehoben

Allgemein fühlt man sich im neuen Qashqai gut aufgehoben. Die Plätze auf der Rückbank sind weit mehr als nur Notsitze und sind auch für Erwachsene bequem nutzbar. Der Kofferraum ist mit 504 bis 1447 Litern ebenfalls grosszügig. Vorne gibt es bequeme Sitze mit viel Einstellbereich und einem guten Überblick aufgrund der erhöhten Sitzposition – ein wichtiges Argument, weshalb der Qashqai und mit ihm die kompakten SUV im Allgemeinen so beliebt wurden. 

Unter der Haube steckt beim neuen Qashqai auf jeden Fall ein 4-Zylinder-Benziner mit Turboaufladung und Mildhybridsystem. Er leistet in der Basisvariante 140 PS und verfügt über ein manuelles 6-Gang-Getriebe (ab 28 700 Franken). Wer lieber eine Automatik schalten lassen möchte, muss auf die stärkere Variante mit 158 PS aufrüsten (ab 35 400 Franken), kann dann aber wahlweise auch Allrad bestellen (ab 39 830 Franken). Zur Testfahrt startete der Qashqai mit 158 PS, Vorderradantrieb und Automatik; es handelt sich hierbei um eine stufenlose CVT-Automatik. Nissan hat hier viel Aufwand betrieben, um diesem Getriebesystem seine unangenehmen Nebenerscheinungen abzutrainieren. So reagiert er trotz CVT-Getriebe spontan auf Gasbefehle, und der Motor heult kaum mehr störend auf. Den Verbrauch gibt der Hersteller mit 6,7 l/100 km an, im Test waren es schlussendlich 7,4 l/100 km. 

Das Fahrwerk sucht den Kompromiss zwischen Handlichkeit und Federungskomfort. Das gelingt dem Qashqai ganz ordentlich – nur die optionalen 20-Zoll-Felgen sorgen für etwas viel Bewegung im Auto bei Unebenheiten. Zudem ist die Lenkung leider etwas spitz abgestimmt, was das SUV weniger souverän wirken lässt, als es eigentlich wäre. Mit der breiten Auswahl an Fahrassistenzsystemen, dem guten Raumangebot und dem fairen Preis bleibt der Nissan Qashqai aber eine feste Grösse unter den kompakten SUV.

Philipp Aeberli

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