Der E-Sportkombi fürs Grobe
Porsche bringt den Taycan als Cross Turismo. So kriegt der Stromer ein Kombi-Heck und etwas Offroad-Talent. Vor allem aber bleibt er ein beeindruckendes Auto auf der Strasse.
Mit dem Taycan ging Porsche neue Wege: 2019 präsentierte Porsche sein erstes Elektroauto. Markentypisch lag der Fokus nicht auf maximaler Effizienz, sondern auf Performance. Der Taycan sollte beweisen, dass sportlicher Fahrspass auch mit E-Antrieb möglich ist. Zudem war Porsche der erste Hersteller, der ein E-Auto mit 800-Volt-Bordnetz auf den Markt brachte. Durch die Verdoppelung der sonst üblichen Spannung von 400 Volt erreicht der Taycan seine Höchstleistung konstant auch über einen längeren Zeitraum – und kann vor allem deutlich schneller laden. In nur gut 22 Minuten ist der Akku an einer entsprechenden Ladestation wieder zu 80 Prozent voll. Offenbar hat Porsche mit dem Taycan vieles richtig gemacht, denn in der Schweiz verkaufte er sich schon rund 700 Mal – und liegt 2021 in den Top 15 unter den E-Autos, was, gemessen am hohen Preis, durchaus beachtlich ist.
Nun baut Porsche das Angebot aus, und zwar mit einer Alternative, die gerade für den Schweizer Markt, wo Kombis sehr gefragt sind, durchaus spannend ist: Der Cross Turismo verfügt über ein steil abfallendes Kombi-Heck, kommt auf Wunsch mit einer Dachreling zur einfacheren Montage von Dachträgern – und ist darüber hinaus auch für leichte Geländepassagen tauglich. Freilich nicht für grosse Offroad-Abenteuer über schroffe Felsen und durch tiefe Wassergräben, sondern eher für alltagsrelevantes Geländefahren auf Feldwegen oder tief verschneiten Zufahrten. Als Bonus fällt das Einsteigen dank der um 20 bis 30 Millimeter (je nach Fahrmodus und Ausstattung) erhöhten Bodenfreiheit etwas leichter.
Auf kurvigen Landstrassen ist von der höher gelegten Karosserie nicht viel zu spüren. Auch der Cross Turismo durcheilt Kurven mit erstaunlichem Grip dank Allradlenkung, flinkem Einlenken und erstaunlich wenig Seitenneigung.
Im Gegensatz zum normalen Viertürer ist der Cross Turismo immer mit Allradantrieb ausgestattet; ein E-Motor an jeder Achse sorgt hier für Vortrieb – auch im Einstiegsmodell, das in der Viertürer-Version nur mit Hinterradantrieb auskommt. Zudem wird im Cross Turismo immer die grössere «Performance Batterie Plus» mit 83,7 anstatt 71 kWh nutzbarer Kapazität und eine Luftfederung verbaut. Somit relativiert sich der um 12 300 Franken höhere Einstandspreis (Taycan Cross Turismo ab 112 600 Franken), zumal der Allradantrieb auch für mehr Leistung sorgt: Schon das Basismodell bringt es hier auf 476 PS und spurtet in nur 5,1 Sekunden auf 100 km/h. Darüber hinaus stehen drei weitere Modellvarianten zur Verfügung; den Gipfel markiert auch hier der Turbo S mit 761 PS, der in nur 2,9 Sekunden auf 100 km/h spurtet und mindestens 227 000 Franken kostet.
Die überzeugendste Vorstellung liefert auf den ersten Testfahrten trotzdem das Einstiegsmodell. Es ist weiterhin mehr als ausreichend motorisiert, wirkt in Kurven genauso sportlich und agil wie seine stärkeren Brüder – und bietet in Sachen Design und Materialanmutung dieselben Stärken und Möglichkeiten. Insofern bietet es auf diesem hohen Preisniveau das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, auch wenn das bei einem Auto in dieser Klasse meist nicht die allerhöchste Priorität geniesst. Wichtiger im Alltag: Der Basis-Cross-Turismo ist die Version mit der höchsten Reichweite: Bis zu 456 Kilometer im Mix oder 360 Kilometer «Langstreckenreichweite» gibt Porsche an.
Allen Modellvarianten gemein ist der Kofferraum mit 84 Litern vorne und 430 Litern Fassungsvermögen hinten – lediglich 27 Liter mehr als im Viertürer. Bei umgeklappter Rückbank werden daraus 1196 Liter und deutlich mehr Nutzwert. Das macht den neuen Cross Turismo – und insbesondere das Einstiegsmodell – zu einer durchaus interessanten Alternative zum bekannten Taycan, sofern der Porsche-Kombi nicht nur zum Lebensstil, sondern auch zum Budget passt.
Philipp Aeberli