Der A6 und der kleine Flitzer

Ob eine Technologie sinnvoll ist und korrekt funktioniert, hängt vor allem davon ab, wie sie eingesetzt wird. Das zeigt der Test mit dem Audi A6 mit Plug-in-Hybrid-Antrieb und dem Audi-E-Scooter.

Der Audi A6 Avant 55 TFSle quattro schafft mit dem E-Motor 50 Kilometer, der E-Scooter maximal 65 Kilometer. Bild: Philipp Aeberli

Der Audi A6 Avant 55 TFSle quattro schafft mit dem E-Motor 50 Kilometer, der E-Scooter maximal 65 Kilometer. Bild: Philipp Aeberli

Blick ins Cockpit des mindestens 94 450 Franken teuren Audis. Bild: PD

Blick ins Cockpit des mindestens 94 450 Franken teuren Audis. Bild: PD

Der Scooter schafft maximal 20 km/h. Bild: pha

Der Scooter schafft maximal 20 km/h. Bild: pha

Alternative Antriebe sind derzeit in aller Munde. Aber nicht nur das. Wer weiterblickt, befasst sich auch mit alternativen Mobilitätsformen. Das zeigt sich auch bei den Autoherstellern. Ihre Zukunftsvisionen in Form von Studien und «Concept Cars» beinhalten zunehmend auch Ideen, die sich vom «klassischen» Automobil abheben. Hier und da kommen solche Ideen auch schon in den Handel. Nicht wenige Hersteller bieten Fahrräder oder auch E-Bikes an. 

Beim Audi A6 Avant handelt es sich aber weiterhin um einen klassischen Kombi – gewissermassen der Inbegriff des «normalen Autos», allerdings in besonders schicker und edler Ausführung. Und mit Plug-in-Hybrid-Antrieb, der sich bei Audi hinter dem Kürzel «TFSIe» versteckt, packt der Kombi auch einen modernen Antrieb unter sein elegantes Blechkleid.

 

Überraschung im Kofferraum

Für Überraschung sorgt der Blick in den Kofferraum. Nicht weil der Kofferraum zwar weiterhin üppig mit 405 bis 1535 Litern, aber 160 Liter kleiner ist als beim A6 Avant mit reinem Verbrennungsantrieb, sondern weil der Testwagen buchstäblich nicht alleine kam. In den Laderaum passt der Audi E-Scooter, den es für 1070 Franken zu kaufen gibt. Ein kleines Trottinett mit E-Antrieb, das Audi in Zusammenarbeit mit Segway anbietet. Der kleine Flitzer beansprucht zwar fast den ganzen Kofferraum für sich, ist aber dennoch eine sinnvolle Ergänzung zum teilelektrischen Kombi. 

Mit dem zusätzlichen Zweirad im Kofferraum bietet der Audi einen passenden Antrieb für jede Situation. Auf der Autobahn übernimmt hauptsächlich der 2-Liter-Benziner, der 252 PS und 370 Nm Drehmoment abgibt. Für einen knapp 2,1 Tonnen schweren Kombi in der oberen Mittelklasse mag das auf dem Papier fast schon untermotorisiert erscheinen. Doch im Alltag funktioniert der Benziner trotzdem hervorragend: einerseits weil er im Innenraum dank hervorragender Schallisolierung kaum zu hören ist, andererseits weil er durch eine E-Maschine mit 143 PS und 350 Nm Drehmoment unterstützt wird. 

 

Rund 50 Kilometer Reichweite

Dank 14,3 kWh nutzbarer Akkukapazität kann der E-Motor auch alleine für den Antrieb aufkommen, was sich vor allem für die Innenstadt oder den Kurzstreckenbetrieb anbietet. 60 Kilometer elektrische Reichweite verspricht das Datenblatt, im Test waren es immerhin gut 50 Kilometer, womit sich schon viele Fahrten rein elektrisch erledigen lassen – und der Verbrauch in Richtung der angegebenen 1,6 l/100 km wandert. Ganz ohne Strom verbraucht der Kombi rund 6,5 l/100 km. 

Sinn macht der Plug-in-Hybrid auch in diesem Auto nur, wenn die Batterie so oft wie möglich geladen wird. Eine Wallbox zu Hause und idealerweise auch am Arbeitsplatz ist also Pflicht. Wer noch mehr vom zusätzlichen E-Antrieb profitieren will, sollte auch bei Auswärtsterminen so oft wie möglich nachladen, wenn das Auto ohnehin für ein paar Stunden steht. Nur: Oftmals sind die Ladestationen nicht genau da, wo man sie benötigen würde – ein Fussmarsch von 20 bis 30 Minuten ist oft notwendig. Hier kommt nun der E-Scooter ins Spiel, wenn man ihn denn ständig im Kofferraum mitführt. Er lässt sich über eine Haushaltssteckdose laden und ist in wenigen Sekunden aufgeklappt und einsatzbereit. Er schafft maximal 20 km/h und bis zu 65 Kilometern mit einer Akkuladung – für die Stadt mehr als genug.

 

Braucht etwas viel Platz 

So flitzt man von der Ladestation zum Termin – und wieder zurück zum Auto, das inzwischen wieder Strom im Akku hat. Ganz perfekt ist das System noch nicht – es fehlt eine geeignete Halterung im Kofferraum, und viel Gepäck passt dort neben dem Zweirad ohnehin nicht mehr rein. Zudem kann der Akku nur zu Hause, nicht aber direkt im Auto geladen werden. Ansonsten ist der kleine Elektroroller aber durchaus eine sinnvolle Ergänzung, wenn er denn zum mobilen Alltag passt – was für den mindestens 94 450 Franken teuren Audi A6 55 TFSIe quattro aber genauso gilt.

Philipp Aeberli

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