Camping wird elektrisch
Mit dem Zafira-e Life Silvaplana hat Opel ein Novum im Modellprogramm: einen Camper mit E-Antrieb. Ein Konzept mit Potenzial.
Camping ist im Trend. Das belegen nicht nur Statistiken, sondern es zeigt sich auch auf den Strassen. Wer an sommerlichen Wochenenden in den Bergregionen unterwegs ist, kann den Trend zum «Wohnen im Auto» auf jedem Parkplatz, auf jeder Ausstellbucht und auf jeder Passhöhe selbst beobachten. Marktführer ist seit Jahren der California von VW, doch hat sich das Angebot in den letzten Jahren markant erweitert – wer einen Kastenwagen im Programm hat, bietet in der Regel inzwischen auch ab Werk eine Campingversion mit Ausstelldach, mehreren Schlafplätzen und kleiner Kochnische an. So auch Opel: Auf Basis des Familienvans Zafira Life ist nun der «Silvaplana» erhältlich. Benannt nach dem bekannten Urlaubsort im Oberengadin, verfügt der Opel über einen Ausbau vom Schweizer Spezialisten Yellowcamper aus Burgdorf – und wird damit zum Hotel auf Rädern. Der Clou dabei: Wie auch schon das Basismodell mit sieben Sitzen ist auch der «Silvaplana» nicht nur mit 120 bis 177 PS starken Dieselmotoren zu haben, sondern auch mit reinem E-Antrieb. Das macht ihn zur Ausnahmeerscheinung unter den Campern.
Der E-Motor treibt die Vorderräder an und leistet 100 kW (136 PS). Der im Unterboden verbaute Akku speichert 75 kWh, womit laut Werksangabe 339 Kilometer Reichweite drinliegen. Dass der Camper mit seiner grossen Stirnfläche kein Reichweitenwunder ist, versteht sich von selbst. Vor allem auf der Autobahn ist der hohe Luftwiderstand bemerkbar, der Verbrauch steigt auf gut 30 kWh/100 km, womit also nach gut 200 km ein Ladestopp nötig ist – oder schon nach 160 km, sofern der Akku nur bis 80 Prozent geladen wird, was an einer Schnellladestation nach bestenfalls 30 Minuten erledigt ist. Damit ist die Reichweite und Langstreckentauglichkeit zwar nicht überragend, für Ausflüge in der Schweiz aber ausreichend. Wer beispielsweise von Luzern nach Silvaplana reisen will, kommt mit einem Ladestopp bei der Heidiland-Raststätte aus.
Der Elektro kann auch kühlen
An einer Haushaltssteckdose – oder mit dem Stromanschluss auf dem Campingplatz – dauert das Aufladen mehr als 24 Stunden. Doch im Urlaub sollte so viel Zeit sein. Einmal vor Ort, zeigt der E-Camper einen entscheidenden Vorteil: Durch den E-Antrieb und die entsprechend leistungsfähige Batterie kann der Innenraum im Stand nicht nur geheizt werden wie mit einer konventionellen Standheizung, sondern auch gekühlt, was gerade an heissen Sommertagen sehr angenehm ist.
Freilich sollte man dabei den Ladezustand der Batterie im Auge behalten, sofern der Camper am Standplatz nicht an das Stromnetz angeschlossen werden kann.
Für kleinere Verbraucher wie Licht, Kühlschrank oder Handy-Ladegeräte kann der «Silvaplana» mit einem «Solar-Kit» (2955 Franken) bestellt werden. Wer nicht heizt und kühlt, hat damit ein autark funktionierendes mobiles Zuhause.
Gekocht wird ohnehin nicht elektrisch, sondern auf zwei Gaskochern. Diese sind in der sogenannten Camperbox im Heckbereich eingelassen, wo auch ein kleines Waschbecken mit 12 Litern Wasservorrat und ein kleiner Kühlschrank, der auch Mahlzeiten auf 65 Grad aufheizen kann, Platz finden. Geschlafen wird im Ausstelldach auf einem 1,35 × 1,95 Meter grossen Bett oder im unteren Bereich (1,23 × 1,85 Meter).
Das untere Bett lässt sich flexibel verstauen, sodass man entweder die Schlafplätze nutzen kann oder aber mehr Platz für Passagiere und Gepäck hat. So glänzt der Camper auf Basis des Opel Zafira mit viel Flexibilität. Zwei Schlafplätze sind immer dabei – doch kann der «Silvaplana» weiterhin auch als Kastenwagen mit bis zu 2,4 Metern Ladelänge oder auch als Personentransporter mit acht Sitzplätzen und bis zu 700 Litern Kofferraum genutzt werden. Das ist mit den meisten anderen Campern nicht möglich – und gerade dann angenehm, wenn man nicht im Urlaub ist, sondern den Wagen als Alltagsbegleiter nutzt. Die Preise für den flexiblen Begleiter starten ab 54 990 Franken.
Philipp Aeberli