Bekannte Tugenden – auch mit Strom

Erste Testfahrt im Dacia Spring Electric: Kann das günstigste E-Auto am Markt überzeugen? Der Stromer hat wenig PS und ist markengetreu auf die Zweckmässigkeit reduziert. Trotzdem könnte er für einige Haushalte zur interessanten Alternative werden.

Dacia schafft mit dem Spring Electric für 18 990 Franken das Vorurteil, dass E-Autos in der Anschaffung teurer sind, aus der Welt. Bilder: PD

Dacia schafft mit dem Spring Electric für 18 990 Franken das Vorurteil, dass E-Autos in der Anschaffung teurer sind, aus der Welt. Bilder: PD

Blick in das Cockpit ...

Blick in das Cockpit ...

... auf das Novum, den Drehschalter ...

... auf das Novum, den Drehschalter ...

... und in den Kofferraum.

... und in den Kofferraum.

Elektroautos legen kräftig zu: 19 500 Stück wurden 2020 in der Schweiz zugelassen, 2017 waren es noch 4773. Die steigenden Verkaufszahlen, obwohl E-Autos in der Schweiz nicht flächendeckend staatlich gefördert werden, lassen sich auch durch das immer grössere Angebot erklären. Fast jeder Hersteller hat inzwischen ein Modell mit Akku im Angebot. Zudem wurden die E-Autos in den letzten Jahren auch interessanter, weil die gängigen Vorurteile abgebaut werden konnten. Die Ladeinfrastruktur ist gewachsen, die Autos verfügen über bessere Reichweiten – auch bei tiefen Temperaturen – und laden ihre Akkus schneller wieder auf. Ein Vorurteil hält sich aber weiterhin: E-Autos sind in der Anschaffung teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Auch wenn ein E-Auto aufgrund der deutlich tieferen Betriebs- und Wartungskosten den höheren Kaufpreis wieder wettmacht, bleibt diese Hürde bestehen.

Mit dem Spring Electric, der diesen Herbst zu den Händlern kommt, will Dacia dieses Vorurteil aus dem Weg räumen. Schliesslich ist die rumänische Marke aus dem Renault-Konzern genau dafür bekannt. In Westeuropa begann die Erfolgsgeschichte 2004; seither wurden rund sieben Millionen Autos verkauft, der Sandero hat sich zum beliebtesten Auto bei Privatkunden in Europa gemausert. Ein ähnlich gutes Angebot will Dacia nun auch bei den E-Autos bieten; er startet schon ab 18 990 Franken. Dass man zu diesem Preis kein Luxus-E-Auto mit überragender Reichweite kriegt, versteht sich von selbst – und ist auch nicht der Anspruch der Marke. Der Spring Electric soll vornehmlich ein Stadtauto sein, sowohl für Privatkunden als auch für geschäftliche Zwecke. Für Letztere wird er zu späterem Zeitpunkt als «Cargo»-Variante ohne Rückbank verfügbar sein.

 

Bescheidene PS, aber ausreichend

So oder so ist der Kleine mit einem 27,4 kWh-Akku ausgestattet, der direkt vor der Hinterachse sitzt. Laut WLTP-Messnorm reicht die Batterie für bis zu 230 km, im reinen Stadtbetrieb sollen 305 km möglich sein. An einer Schnellladestation mit 30 kW kann sie in 56 Minuten auf 80 Prozent geladen werden. An einer Haushaltssteckdose ist der Akku nach gut 13 Stunden wieder zu 100 Prozent voll. Der E-Motor an der Vorderachse leistet bescheidene 44 PS und 125 Nm Drehmoment. Für den 970 kg leichten Wagen ist das aber bei Stadttempo ausreichend; an Steigungen wirkt der Antrieb ab 70 km/h dann träge.

 

Zweckmässige Alternative

Im Innenraum bietet der Stromer das typisch zweckmässige Dacia-Ambiente. Gestartet wird mit einem klassischen Zündschlüssel, die Fahrstufen werden, ein Novum für Dacia, über einen Drehschalter angewählt. Das Platzangebot wirkt vorne ausreichend, während die Kniefreiheit auf den hinteren Sitzplätzen eher knapp ist. Etwas knapp ist auch der Einstellbereich der Vordersitze, das Lenkrad lässt sich gar nicht verstellen. Sieht man den Spring vornehmlich als Kurzstrecken- und Stadtauto, sitzt man aber allemal bequem genug.

Das gilt auch für die Fahreigenschaften des kleinen Stromers. Durch den kurzen Radstand und den guten Lenkeinschlag wirkt er sehr wendig (Wendekreisdurchmesser: 9,6 Meter) – und lässt sich damit einfach manövrieren und parkieren. Das Fahrwerk ist angenehm weich abgestimmt, wobei es aber in Verbindung mit dem kurzen Radstand zu deutlichen Nickbewegungen kommt, sei es beim Bremsen, oder auf Bodenwellen. Auch die Lenkung ist auf bequemes Fahren in der Stadt ausgelegt, wirkt dafür aber weder sonderlich präzise noch bietet sie gute Rückmeldung von der Strasse.

Vermissen tut man das in diesem Auto nicht. Denn hier geht es um zweckmässige Mobilität für die Stadt, was auch das Cockpit mit grossflächigen Hartplastik-Oberflächen verdeutlicht. Auf der Tacho-Einheit mit kleinem LCD-Bildschirm erhält der Fahrer alle relevanten Informationen, das Touchscreen-Navi lässt sich einfach bedienen und führt übersichtlich ans Ziel. Damit ist der Dacia Spring Electric eine interessante Alternative für Unternehmungen – oder für Haushalte, die einen Zweitwagen für die Stadt suchen. 

Philipp Aeberli

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