Ausverkaufsstimmung
Muss es immer das Allerneuste sein? Autogenerationen am Ende ihrer Laufbahn sind zuverlässig, selten richtig veraltet und vor allem schonen sie das Portemonnaie.

Es hat mehr Dynamik im Design. Das Cockpit ist digitaler. Im Assistenzbereich wird aufgerüstet. Das meistverkaufte Auto auf dem Schweizer Markt, der Škoda Octavia, kommt in diesem Frühling in neuster Generation auf den Markt.
Das Vorgängermodell sieht im direkten Vergleich natürlich altbackener aus. Aber das macht ihn nicht auf einen Schlag zum schlechten Auto. Mit kräftigen Prämien bis zu 14 000 Franken («RS Final Edition») wird die aktuelle Generation unters Volk gebracht. Wer zugreift, macht nichts falsch. Den Alltag schafft so ein Alter genauso souverän wie der Frischling, aber mit viel tieferem Preisschild und weniger Glamour. Auch bei Seat steht die neue, untere Mittelklasse bereit, der Leon wird abgelöst. Prämien bis zu 5000 Franken werden für das bisherige Modell aufgerufen. Dazu gibt es auch hier ein Sondermodell mit einem auf den Listenpreis bezogenen Rabatt von fast 20 000 Franken. Da muss die Autoverrücktheit einen gewissen Level erreicht haben, um nicht ins Grübeln zu kommen.
Unverhandelte, grosse Rabatte
Auch der facegeliftete und technisch à jour gebrachte Opel Astra sorgt bei seinem Vorgänger für Ausverkaufsstimmung. Online finden sich Angebote mit unverhandelten Rabatten von über 11 000 Franken, dies im Neupreislevel rund um die 30 000 Franken. Auch der grosse Opel Insignia steht vor einem dezenten, technischen Update. Neue, top ausgerüstete Modelle mit Jahrgang 19 werden mit Rabatten bis zu 20 000 Franken angeboten. Eine grosse, kräftig motorisierte Limousine für unter 30 000 Franken ist ein Wort. British-Auto- Affine sollten sich unter anderem die Angebote für neue, aber noch mit Jahrgang 2019 versehene Land Rover Discovery Sport zu Gemüte führen. Klar, das neue Modell ist sparsamer, aber so viele Kilometer wird man in drei Autoleben nicht schaffen, bis die Rabatte von bis zu 30 000 Franken auf das bisherige Modell mittels Minderverbrauch aufgezehrt sind. Auch bei der Brudermarke Jaguar herrscht Ausverkaufsstimmung bei den Limousinen XE und XF. Die stehen zwar nicht direkt vor der Ablösung, sind aber einfach nicht angesagt, aktuell wegen der SUV-Welle. Da werden fabrikneue Exemplare mit tadelloser Ausrüstung mit 40 (Diesel) oder gar 50 Prozent (Benziner) Rabatt angeboten. Feines Premium-Feeling zum Preis eines Kleinwagens. Ein Beispiel aus dem SUV-Bereich: Kaum kursieren die ersten Bilder der neusten Generation des Kia Sorento, werden die Preisschilder des bisherigen Modells neu angeschrieben. Angebote mit 20 Prozent Abschlag sind zahlreich zu finden.
Normaler Abschreiber
Diesen oder noch höhere Prozentsätze kann man auch veranschlagen für alle grossen SUV der Edelmarken Mercedes, BMW und Audi. Auch hier sind es vor allem Lagermodelle mit Jahrgang 19 und Benzinmotor ohne die aktuelle angesagte Hybridtechnik, die den Herstellern und Garagen kaum mehr Profit bescheren. Eine Fehlannahme darf der Käufer solcher stark rabattierter Fahrzeuge nicht machen: Als Occasion wird das Auto mit den üblichen Prozentsätzen abgewertet. Das bedeutet: Auslauf- oder Lagermodelle sind nur dann wirklich attraktiv(er) in der Gesamtrechnung, wenn man sie lange fährt und ein eventueller Restwert keine grosse Rolle spielt. Ein Hauch weniger schick, ein bisschen weniger digital, im Portemonnaie dafür genial: Wer mehr rechnet als schwärmt beim Autokauf, sollte sich unbedingt den Ausläufern widmen.
Andréas Härry