Zwei Tage als Zukunftsmodell?
Von 20 befragten Luzerner Unternehmen kannten die meisten die Arbeit von zu Hause aus bereits vor der Pandemie, die Vorteile schätzen gelernt haben viele Mitarbeitende aber erst im letzten Jahr. Einige Firmen haben ihre Richtlinien deshalb angepasst.
Gemäss eines Berichts der Wirtschaftszeitung Standpunkt und einer repräsentativen Umfrage des Onlinevergleichsportals comparis.ch ist Homeoffice «mehr Hype als Trend». Gemäss der Umfrage arbeitete zuletzt lediglich die Hälfte (50,9 Prozent) der Erwerbstätigen mehr als einen halben Tag von zu Hause aus. Gegenüber 2019 (42,2 Prozent) sei dies nur leicht mehr. Natürlich ist aber für einige Erwerbstätige Homeoffice aufgrund ihrer Tätigkeit per se ausgeschlossen.
Eine kleine, nicht repräsentative Umfrage des «Anzeiger Luzern» bei 20 Unternehmen bestätigt die Umfrage des «Monitor Schweiz» der Credit Suisse aus dem Jahr 2020, die besagt, dass zwar ein Drittel der KMU-Betriebe nach der Pandemie «etwas» mehr Homeoffice anbieten wollen, aber nur wenige das Angebot deutlich ausbauen.
Generell zeigt sich aber auch: Bei vielen vom «Anzeiger» befragten Firmen war das Arbeiten daheim zwar bereits vor der Pandemie möglich, die Mitarbeitenden kamen aber erst während des letzten Jahres auf den Geschmack. Keines der 20 befragten Unternehmen hatte zudem den Eindruck, dass die Arbeit im Homeoffice schlechter erledigt wurde.
Bei der CKW spricht man nicht von Homeoffice, sondern von Flexwork, dass neben Homeoffice auch das Arbeiten an einem anderen CKW-Standort oder in Co-Working-Spaces einschliesst. Bis zu 50 Prozent im jährlichen Durchschnitt können «auswärts» erledigt werden. «Das können beispielsweise zwei Tage in der einen Woche und in der Folgewoche drei Tage sein», präzisiert Marcel Schmid, Leiter Unternehmenskommunikation bei der CKW. Bei der EWL werden die internen Richtlinien zum Umgang mit Homeoffice zurzeit überarbeitet. «Wir gehen aber davon aus, dass Homeoffice zukünftig flexibler gehandhabt wird», teilt Petra Arnold von der Unternehmenskommunikation mit.
Banken waren bereits flexibel
Die Banken gehörten schon vor Covid-19 zu jenen Unternehmen, bei denen neben Homeoffice auch Shared Desk und flexible Arbeitszeiten keine Fremdwörter waren. Bei der Valiant Bank werden die Homeoffice-Tage zwischen den Mitarbeitenden und den Vorgesetzten festgelegt und auf die jeweilige Arbeitssituation angepasst. Als Richtwert gilt ein Tag pro Woche. «Besprechungen werden wir auch in Zukunft vermehrt digital durchführen, was in vielen Fällen Zeitersparnisse mit sich bringt», erklärt Simon Bickel, Mediensprecher der Valiant Bank.
Bei der Luzerner Kantonalbank (LUKB) wurde Homeoffice vor dem Ausnahmezustand nur selten genutzt. «Wir betrachten ein bis zwei Tage Homeoffice pro Woche als optimal», sagt Daniel von Arx, Mediensprecher der LUKB. Diese Grössenordnung entspricht auch dem Wunsch der grossen Mehrheit der Mitarbeitenden. Die LUKB hatte im vergangenen Jahr eine entsprechende Umfrage gemacht. «Für Konzeptarbeiten, die Vorbereitung von Präsentationen, die Vor- und die Nachbereitung von Kundenkontakten oder von internen Sitzungen ist Homeoffice sehr sinnvoll», konkretisiert von Arx den Wert von Homeoffice. Bei Aufgaben, die einen intensiven, auch spontanen Austausch unter den Beteiligten verlangen würden, habe man festgestellt, dass bei Homeoffice die Gefahr bestehe, dass man weniger effizient vorankomme. Bei der Credit Suisse ist die Analyse von Homeoffice noch nicht abgeschlossen. «Für konkrete Ergebnisse aus unseren Erhebungen ist es heute noch zu früh», teilt Melis Knecht von der Credit Suisse. Die Credit Suisse biete ihren Mitarbeitenden nebst festen Büroarbeitsplätzen jedoch bereits seit Jahren verschiedene Formen des flexiblen Arbeitens, wie zum Beispiel Desk-Sharing, Smart Working, Jobsharing oder auch das Arbeiten im Homeoffice an.
Bis zu 80 Prozent Homeoffice
Bei der Jörg Lienert AG ist je nach Tätigkeitsgebiet sehr viel Homeoffice möglich. Dies kann zwischen 50 bis 80 Prozent schwanken. «Wir haben sehr gute Erfahrungen – auch betreffend Effizienz gemacht, wobei wir selbstmotivierte und eigenverantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Reihe wissen», sagt Tobias Lienert, stellvertretender Geschäftsführer der Jörg Lienert AG. Das auf die Suche und Selektion von Fach- und Führungskräften spezialisierte Unternehmen will die Vorteile der Digitalisierung auch in Zukunft nutzen. «Bezüglich Gesprächskultur werden wir aber wieder auf die Modelle vor der Pandemie zurückkehren. Wir sind in einem People-Business tätig, und da ist der persönliche Austausch sehr wichtig», betont Tobias Lienert.
Emmen erhöht Möglichkeiten
Die Gemeinde Emmen hat die Trendwende zum Anlass genommen, um mittels einer Mitarbeiterbefragung die Stimmungslage der Mitarbeitenden zum Homeoffice abzuholen. Auf Grundlage der Ergebnisse aus der gezielten Mitarbeiterbefragung wurden die Möglichkeiten angepasst. «Vor der Pandemie waren 20 Prozent Homeoffice möglich, in Zukunft werden es 50 Prozent sein», erklärt Jeannine Cirinesi, Fachmitarbeiterin Kommunikation und Marketing bei der Gemeinde Emmen. Wobei Homeoffice grundsätzlich nur Mitarbeitenden mit einem Arbeitspensum von mindestens 40 Prozent bewillig wird. Auch in Kriens gab es die Möglichkeit von Homeoffice bereits vor der Pandemie. Grundsätzlich liegt es hier in der Kompetenz der Abteilungsleitenden, Bewilligungen zu erteilen. Für die Zeit nach der Pandemie hat der Stadtrat den möglichen Homeoffice-Anteil auf 40 Prozent (Basis Vollzeitpensum) erweitert. «Wir wissen, dass diese erweiterte Flexibilität des Arbeitsmodells von verschiedenen Mitarbeitenden begrüsst und auch genutzt wird, sobald der Bundesrat die entsprechenden Bestimmungen lockert», sagt Beat Schwander, Personalleiter der Stadt Kriens.
In Horw hat man die interne Weisung bereits kurz vor der Homeoffice-Pflicht angepasst. Diese besagt, dass bei einem 100-Prozent-Pensum wie in Kriens maximal 40 Prozent zu Hause gearbeitet werden kann.
Keine klare Regelung gibt es in Ebikon. «Bereits vor der Pandemie machten einige Mitarbeitende Gebrauch von der Möglichkeit, ihre Arbeit von zu Hause aus oder unterwegs zu erledigen», erklärt Alex Mathis, Geschäftsführer der Gemeinde Ebikon. «Als Arbeitgeberin bieten wir unseren Mitarbeitenden die Flexibilität, die Arbeit da zu erledigen, wo es am meisten Sinn macht. Wir sehen im Homeoffice also nicht die Gefahr, dass die Qualität einbricht. Im Gegenteil, wir sehen vielmehr die Chance, dass Mitarbeitende motivierter, ausgeglichener und leistungsfähiger werden, wenn sie ihre Arbeit eigenverantwortlich, ortsungebunden und individuell gestalten können», so Mathis weiter.
Weil die Interpellation «Homeoffice – welche Strategie verfolgt die Stadt Luzern nach Corona?», von Mirjam Fries und Michael Zeier-Rast (beide CVP) hängig ist, äussert sich die Stadt Luzern aktuell nicht zum Thema Homeoffice.
Keine klar definierte Vorgabe
Während der Homeoffice-Pflicht arbeiteten rund 70 bis 80 Prozent der 6000 Kantonsangestellten im Homeoffice. «Homeoffice war auch schon früher möglich, allerdings nur selten genutzt», sagt Yasmin Kunz, Leiterin Kommunikation des Finanzdepartements beim Kanton Luzern. Eine definierte Maximalgrenze gibt es nicht. «Im Vordergrund steht die Aufgabe und effiziente Aufgabenerfüllung. Wenn es technisch, organisatorisch und betrieblich möglich ist, kann die Arbeit von zu Hause aus erledigt werden», erklärt Kunz.
Marcel Habegger