Zwei Nachweise von «Zorro»

Der Bestand des Gartenschläfers ist auch in der Zentralschweiz rückläufig. Im Entlebuch gibt es zwei Nachweise des kleinen Nagers, der wegen seiner schwarzen Maske auch Zorro genannt wird.

Maske, Schwanzquaste, grosse Ohren: Der Gartenschläfer ist unverwechselbar. Bild: Biosphoto / Frédéric Desmette

Maske, Schwanzquaste, grosse Ohren: Der Gartenschläfer ist unverwechselbar. Bild: Biosphoto / Frédéric Desmette

Schon in wenigen Wochen werden diese Gartenschläfer ihre Umgebung erkunden. Bild: Biosphoto / P. M. Guinchard

Schon in wenigen Wochen werden diese Gartenschläfer ihre Umgebung erkunden. Bild: Biosphoto / P. M. Guinchard

Während des Winterschlafs büssen Gartenschläfer rund die Hälfte ihres Körpergewichtes ein. Bild: Biosphoto / Jean-François Noblet

Während des Winterschlafs büssen Gartenschläfer rund die Hälfte ihres Körpergewichtes ein. Bild: Biosphoto / Jean-François Noblet

Getreu seinem Namen schläft das diesjährige Pro-Natura-Tier des Jahres derzeit noch tief und fest. In Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauern, Gebäuden und Höhlen überwintert der süsse Nager mit Zorro-Maske von Oktober bis April. Doch immer mehr Gartenschläfern droht im Frühling ein böses Erwachen. Der Gartenschläfer kommt nur in Europa vor. Der Wald als sein ursprünglicher Lebensraum ist stark in Bedrängnis. 

Gerade mal 6,3 Prozent der Schweizer Waldfläche waren Ende 2018 als Waldreservate mit Vorrang für den Naturschutz gesichert. Bis 2030 will die Schweiz 10 Prozent erreichen. «Vor dem Hintergrund der akuten Biodiversitätskrise ist das klar ungenügend», schreibt Pro Natura in seiner Medienmitteilung zum Tier des Jahres. Der Gartenschläfer hat diesen Verlust nur dank seiner Anpassungsfähigkeit als sogenannter Kulturfolger überlebt. In traditionellen Kulturlandschaften mit grossen Gärten, Weidewäldern, Hecken und ausgedehnten Hochstammobstgärten fand er eine Ersatzheimat.

 

Bestand schrumpft laufend

Im 19. Jahrhundert kamen Gartenschläfer noch in allen Regionen der Schweiz vor und waren häufiger als ihre bekannteren Verwandten, die Siebenschläfer. Doch seit Jahrzehnten schrumpft ihr Bestand stark. Denn wenn der Gartenschläfer im April seine Nase aus der Höhle streckt, findet er oft weder wilde Wälder noch vielfältige Kulturlandschaften. Heute steht er deshalb aus globaler Sicht auf der roten Liste – die Kategorie, welche als «fast bedroht» gilt. In der Schweiz gilt er noch als «nicht bedroht», obwohl inzwischen erhebliche Verbreitungslücken bestehen.

Im Kanton Zug gibt es bisher keine Gartenschläfernachweise, in Uri ein einziger und in Schwyz einige wenige. Im Kanton Luzern gibt es zwei Nachweise im Entlebuch. «Es ist aber gut möglich, dass der Gartenschläfer in diesen Kantonen mehr Gebiete besiedelt, als dies aktuell bekannt ist», betont Nathalie Rutz, Medienverantwortliche bei Pro Natura. «In der Region Entlebuch sichert Pro Natura zwei grosse Moorwälder als Naturschutzgebiete mit freier Naturentwicklung. Gut möglich, dass diese Wälder auch von Gartenschläfern als Lebensraum genutzt werden.» 

Insgesamt gibt es für den Gartenschläfer für die ganze Schweiz relativ wenig Fundmeldungen. Deshalb verbindet Pro Natura das Tier des Jahres mit der neuen «Aktion Spurensuche Gartenschläfer». Damit ruft der Verband die Bevölkerung auf, Gartenschläfersichtungen zu melden und Spurtunnel zu bauen, um mehr Nachweise zu generieren. «So erfahren wir mehr über die Verbreitung dieser Tierart, was auch bessere Schutzmassnahmen ermöglicht», sagt Nathalie Rutz.

PD/Marcel Habegger

 

Box: Aktion Spurensuche Gartenschläfer
Bauen Sie einen Spurentunnel (Anleitung auf www.pronatura.ch) und binden Sie diesen auf einem Ast in 1 bis 2 Meter Höhe über dem Boden: in einer Hecke mit Beeren, am Waldrand oder an Orten mit Sträuchern. Kontrollieren Sie einmal pro Woche, ob ein Tier Spuren im Tunnel hinterlassen hat. Falls Spuren vorhanden sind: Das Begleitformular auf www.pronatura.ch ausfüllen und die Originalblätter mit den Spuren der nächtlichen Besucher an Pro Natura senden. Pro Natura und Wilde Nachbarn Schweiz werden die Spuren auswerten und die Arten identifizieren. Pro Natura wird Ihnen das Ergebnis der Auswertung sobald wie möglich per E-Mail mitteilen.

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