«Wir müssen uns anstrengen»

Ivan Wey bringt alle Voraussetzungen mit für einen hervorragenden Zunftmeister: vorab den Namen, dann sein grosses Engagement und rhetorisch-verkäuferisches Talent.

Der Name ist Programm: Der Wey-Zunftmeister 2024 Ivan Wey (links), mit seinem Weibel Giovanni Imbroinise. Bild: zvg

Ivan Wey, vor fünf Jahren sind Sie in die Wey-Zunft eingetreten, jetzt sind Sie bereits Zunftmeister: ein Rekord.

Ja, ich bin verdächtig schnell zu diesem Amt gekommen. In unseren Satzungen wird zwar ein Minimum von zehn Jahren verlangt, davor steht aber «in der Regel». Ich habe in den fünf Jahren sehr viel für die Zunft gemacht, das hat zu meiner Wahl beigetragen.

Was waren die Stationen?

Ich war bei den Wey-Guuggern, die den Zunftmeister am Güdismontag früh abholen, ich war Zeremonienmeister bei den Inthronisationen, im Vergnügungskomitee und in der Wagenbaukommission. Zudem helfe ich bei der Fasnachtszeitung «Knallfrosch» mit beim Inseratenverkauf. Mein Metier: Hauptberuflich verkaufe ich Küchen, dann klappt das auch mit Inseraten! Zudem bin im OK des 100-Jahr-Jubiläums der Wey-Zunft, das nächstes Jahr gefeiert wird.

Wann wurden Sie kontaktiert, um das Amt des Wey-Zunftmeisters zu bekleiden?

Anfang Oktober kam die Anfrage. Am gleichen Abend haben ich und meine Frau Regula entschieden: Das ist ein Ehrenamt – klar, wir machen das! Dann nannte ich zwei Namen als potenzielle Weibel. Der dann Ausgewählte wurde nicht ins Bild gesetzt, wer Zunftmeister ist. Dies erfährt er erst anlässlich einer Zusammenführungszeremonie im Privathaushalt eines Mitglieds der Findungskommission. Der Weibel wurde im Wohnzimmer quizmässig befragt, ob er eine Ahnung habe, ich wartete in der Küche und konnte das alles mithören. Auf der Terrasse erfolgte dann die sogenannte Zusammenführung.

Dann folgten zwei Monate Stillschweigen …

… in denen ich alle Spekulationen pa­rieren musste. Ich konnte mich mit dem Argument «zu wenig lange dabei» «useschnorre».

Doch die Vorbereitungen, die liefen im Hintergrund.

Da gehört vieles dazu, wie das Gestalten aller Einladungen, das Organisieren des Zunftmeister-Weines. Dazu habe ich noch Pins gestaltet und eine Schnupfmaschine mit eigenem Zunftmeisterschnupf beschafft.

Letzteres müssen Sie erklären.

Ich war einst bei den Födlitätschern, dann bei den Rotsee-Husaren, in beiden Musigen wurde rege geschnupft. Auch privat gehört das für mich in eine gesellige Runde. Viele rauchen, ich schnupfe. Ich habe dies auch in mein Fasnachtsmotto verpackt: «Guugge, schnopfe, rüüdig schränze …» An allen Anlässen wird mein «Maschineli» dabei sein, dazu eine spezielle Tabakmischung.

Eine wichtige Aufgabe Ihrer Funktion ist das Halten von «zünftigen» Reden: Liegt Ihnen das?

Ich mache das sehr gerne! Erst am Abend vor einem Auftritt verfasse ich jeweils meine Reden, lasse aber immer auch Spielraum für Spontanes. Ich re­präsentiere die Zunft gegen aussen, muss mit meinen Auftritten auch immer Jüngere, potenzielle Neumitglieder, begeistern.

Sie geben das Stichwort: Wie kann man junge Leute 2024 fürs Zunftleben gewinnen?

Wir müssen unser anhaftendes «Köfferli­fasnächtler»-Image durchbrechen, zeigen, dass es bei uns lustig zu- und hergeht, auch unter dem Jahr viel los ist. Die Situation ist aktuell bei uns, wie bei anderen Zünften und Gesellschaften, etwas angespannt. «Vo nüüt chont nüüt!» Wir müssen uns anstrengen, das Verbindende einer Zunft nach aussen tragen. Die Bemühungen aller tragen Früchte, für nächstes Jahr hoffen wir wieder auf viele Bewerbungen. Übrigens: Bei uns kann man auch mit über 50 Jahren noch eintreten.

Ihr familieninterner Fasnachtsnachwuchs ist hingegen gesichert.

Meine Frau brachte zwei Kinder in die Ehe, Martina und Daniel. Der Sohn ist bei den Wäsmali-Chatze aktiv, die Tochter ist auch an der Fasnacht unterwegs. Die beiden werden am Güdismontagmorgen bei der Wey-Tagwache auf dem Kapellplatz auch auf dem Wagen dabei sein.

Wie wollen Sie das Zunftleben prägen in Ihrem Amtsjahr?

Ich habe ein sehr gutes Einvernehmen mit «Jung und Alt» in der Zunft, ich will ein Zunftmeister für alle sein. Die Pflege unserer Traditionen ist mir sehr wichtig. Dazu gehört auch das Einhalten unserer Kleiderordnungen an offiziellen Anlässen. Gleichzeitig zeige ich mich offen gegenüber neuen Ideen unserer jungen Zunftmitglieder. Ich bin ein jüngerer Zunftmeister, mit mir kann man noch manchen «Seich» veranstalten …

Auf welche Momente der kommenden Fasnacht freuen Sie sich am meisten?

Klar, der ganze Güdismontag wird ein Highlight. Wobei ein Moment heraussticht: Nach dem Morgenessen gehen wir auf den Weinmarkt zum Guuggerkonzert der Vereinigte, die dieses Jahr ja ihr 60-Jahr-Jubiläum feiert. Da wird etwas ganz «Verrecktes» passieren: Gleichzeitig auf allen Altstadtplätzen werden Guuggenmusigen den «Sempacher» spielen. Das wird für mich als ehemaligen Guugger ein grossartiger Moment sein!

Werden Sie an den kommenden «rüüdigen Tagen» auch einmal «anonym» in der Stadt sein?

Nein, ich stelle mich an der diesjährigen Fasnacht ganz in den Dienst der Zunft. Ich werde immer im Anzug und mit Ornat unterwegs sein, an allen Anlässen. Wir müssen uns als Wey-Zunft zeigen, demonstrieren, dass wir eine tolle Truppe sind. Inkognito an die Fasnacht gehen kann ich dann wieder nächstes Jahr, wenn ich Alt-Zunftmeister sein werde.

Interview: Andréas Härry

Zur Person:

Ivan Wey ist 52-jährig, verheiratet mit Regula, hat einen Sohn, eine Stieftochter und einen Stiefsohn. Beruflich ist er Verkaufsleiter beim Küchenhersteller Veriset AG. Wey hat eine eindrückliche Guuggenmusig-Karriere hinter sich, bevor er 2019 in die Wey- Zunft eingetreten ist. Nebst der Zunft ist Fussball, der FC Luzern, eine grosse Leidenschaft des neuen Meisters.

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