«Wir haben gut gearbeitet»
Er ist unbestritten einer der erfolgreichsten Hoteliers auf dem Platz Luzern. Jetzt tritt Roland Barmet kürzer. Sein Nachfolger Thomas Ulrich wird das Haus im bewährten Geist weiterführen.
Ich finde jeden Tag einen Parkplatz», Roland Barmet parkiert sein Auto nicht auf den hoteleigenen Abstellflächen, die sind für Gäste des Hauses bestimmt. Er parkiert es öffentlich, rund um den Bundesplatz, bekanntermassen kein Parkplatz-Eldorado. «Ich bin positiv eingestellt, dann klappt es», sagt er dazu. Diese Anekdote erklärt vieles im Leben von Roland Barmet, dem Gastgeber im Hotel Cascada und Restaurant Bolero. «Mir ist sehr viel zugeflogen, weil ich grundsätzlich positiv auf Dinge zugehe.» 1988 trat Barmet in den Dienst des damaligen Hotels Johanniter, 1990 wurde er dessen Direktor, 1992 baute er das Haus komplett um. Auf der Suche nach einem gastronomischen Konzept liess er nicht Marketingkonzepte sprechen, sondern sein Herzblut. Seine Frau Raquel, in Nordspanien aufgewachsen, machte Roland Barmet zum Fan des Landes. Das Restaurant Bolero war geboren. Tapas waren damals in Luzern unbekannt, Paella hatte kaum einer wirklich gerne. Barmet fokussierte sich auf die spanische Küche, wurde zum Spezialisten. «Anfangs boten wir auch noch Flamenco-Tanz im Lokal, was die Hälfte der Gäste nervte», lacht der Geschäftsführer. Die Fokussierung auf die Qualität der Speisen und Weine brachte den Erfolg. Der spanische Botschafter beehrte das Haus nach der Renovierung 2016. «Das Restaurant war zuletzt immer voll.» Damit meint Barmet das Jahr 2019, vor Corona.
Weder pingelig noch dominant
Roland Barmet ist ein Macher, ein Kommunikator, ein Motivator, ein Netzwerker und preisgekrönter Chef. 2018 wurde das Hotel Cascada bei den «Swiss Arbeitgeber Awards» auf den ersten Platz gehievt. Legendär seine damalige Aussage, dass er jeden Morgen allen Angestellten im Haus die Hand zur Begrüssung reiche. Seit 2020 ist das Covid-bedingt Historie. Die Frage, was ihn zum herausragenden Vorgesetzten macht, lässt der Geschäftsführer beim Interview eine zufällig im Raum tätige Mitarbeiterin beantworten. Angela Schnider, Leiterin Frühstück im Haus, muss nicht studieren: «Er ist aufrecht, kompetent, sehr nett, man ist gesegnet, so einen Chef zu haben», erklärt sie. «Ich bin nicht dominant und pingelig» ergänzt Barmet. Zudem lasse er Inputs der Mitarbeitenden in seine Arbeit einfliessen – und zwar nicht nur in Details, sondern auch in strategischen Belangen. So ergab eine Diplomarbeit einer Mitarbeiterin, dass es sich für das Haus mehr rechne, Seminarräume aufzulösen und stattdessen zusätzliche Hotelzimmer einzurichten. Roland Barmet setzte die Quintessenz dieser Überlegungen um, 2016 wurde der Fokus weg vom Businesshotel stärker auf den Individualgast gerichtet. «Man muss flexibel auf dem Markt reagieren», heisst das gelebte Businessmodell.
2001 wurde aus dem Hotel Johanniter das Cascada, schon damals eine Reaktion auf Marktbedürfnisse. «Mit der Eröffnung des KKL reichte ein Dreisterne-Haus nicht mehr.» Die Komplettrenovierung und Benennung aller Hotelzimmer nach Wasserfällen brachten Aufmerksamkeit und die Viersterne-Qualifizierung. Regelmässig werden die Räume à jour gehalten, «der Gast darf nicht merken, ob sein Zimmer vor einem oder acht Jahren renoviert wurde», sagt Roland Barmet. Ein Blick auf die einschlägigen Hotel- und Restaurant-Bewertungs-Portale zeigt die Akzeptanz der Leistungen.
Paradierendes Schiff
«Wir haben sehr gut gearbeitet in den letzten Jahren», sagt Barmet. Das zahlt sich in Covid-Zeiten aus. «Niemand wurde entlassen», bestätigt er. Dank der Grosszügigkeit des Vermieters beim Lockdown und der sofortigen Fokussierung auf einheimische Gäste im letzten Sommer sei man bis jetzt «anständig» über die Coronarunden gekommen. Somit überlässt Roland Barmet nicht einen schwankenden Kahn, sondern ein strahlend paradierendes Schiff seinem seit 19 Jahren Stellvertreter, und jetzt Nachfolger, Thomas Ulrich. Roland Barmet wird noch ein 50-Prozent-Pensum bestreiten, «da, wo es mich braucht, der Papa des Betriebes quasi». Sein Fokus wird sich aber verstärkt nach Spanien richten, wo Barmet in der Heimatgemeinde seiner Frau Raquel vor 28 Jahren eine alte Finca mit Weingut und Olivenhain kaufte. Aktuell wird das Haus vollständig renoviert. «Turismo Rural» wird Roland Barmet während der Sommermonate in Villafranca del Bierzo, in der Provinz León am Jakobsweg betreiben. «Ich will den Gästen die Region schmackhaft machen.» Auch in der Schweiz wird man wörtlich den Geschmack der inzwischen zweiten Heimat von Roland Barmet noch stärker wahrnehmen. Zusammen mit seinen Kindern gründete er eine GmbH, die den Wein vom eigenen Gut und das Olivenöl hierzulande vertreibt. Ein kompletter Neuaufbau ist das nicht, die Produkte erlangten schon ihren Ruf auf der Karte des Restaurant Bolero und im Verkauf über die Gasse. Jetzt kommt ein Onlinehandel unter dem Namen «esencial» dazu. «Ich will nur noch das machen, was Freude macht», wünscht sich Roland Barmet zu seinem 60. Geburtstag. So wie er in Luzern immer einen Parkplatz findet, wird er auch in Spanien mit seinem Naturell sicher weitere, erfolgreiche Zeiten erleben.
Andréas Härry