Wenn die Einspeisung von Strom ins Stocken gerät

Die CKW pushen die Installation von PV-Anlagen, doch sind sie überhaupt bereit dafür? In Meggen kam es zu zwei Situationen, die die Kunden darüber zweifeln liessen.

Hin und wieder gehen die Kosten für den Bau von Ableitungen bei der Offerte vergessen. Bild: Roger Gruetter / LZ (Symbolbild)

Josef Scherer aus Meggen hat auf seinem Dach eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Zu seiner grossen Überraschung: Als die neue Anlage den CKW gemeldet wurde, kam von den CKW die Meldung, es könne nur ein kleiner Teil des überschüssigen Stroms übernommen werden. «Zuerst hiess es, meine Ableitung sei zu klein, danach, dass in diesem Gebiet bereits genügend Strom eingespeist werde», berichtet Scherer. In Meggen ist dies scheinbar kein Einzelfall. Der Geschäftsführer eines regionalen Installationsunternehmens, das nicht namentlich genannt werden will, machte diese Erfahrung zweimal, beide Male in Meggen. Bei dem zweiten Fall ­reagierten die CKW und bauten das Netz selbst aus, bei Scherer allerdings nicht.

Gemäss Walter Sachs, Verband unabhängiger Energieerzeuger (Vese), ist es tatsächlich so, dass nicht immer aller Strom abgenommen werden kann. «Nach unserer Erfahrung gibt es Teilnetze, die wirklich ‹an der Grenze› sind und nur wenig Einspeisung vertragen», so Walter Sachs. «Es finden sich meist technische Lösungen, wie man doch noch einen grossen Teil des ­Solarstroms transportieren kann – man muss nur wollen, und zwar auf beiden Seiten», betont er. Wollen heisst aber in diesem Fall auch: bereit sein, nochmals Geld zu investieren.

Die Ableitung zahlt der Besitzende

Bei den CKW investiert man jährlich 60 Millionen in die Netze. Simon Schärer von den CKW erklärt: «Entscheidend ist einerseits, ob im Quartier genügend Kapazität vorhanden ist, um den Strom aufzunehmen, und andererseits, ob die Ableitung des Hauses genügend gross ist, um den Strom abzugeben.» Für Ersteres ist das Elektrizitätswerk verantwortlich. Ist im Quartier nicht genügend Kapazität vorhanden, muss der Netzbetreiber dieses Netz ausbauen. Die Kosten für die Leitung zum Haus muss dagegen die Hauseigentümerschaft bezahlen. Engpässe auf Seiten des Elektrizitätswerks kämen immer wieder vor, das sagt auch Marcel Schmid von den CKW. «Wir haben eine Analyse gemacht, bei der wir gesehen haben, wo Engpässe entstehen könnten, und haben da unsere Hausaufgaben auch gemacht.» Generell gebe es bei den CKW aber genügend Kapazität für E-Mobilität und um PV-Strom aufzunehmen. «Aber es kann lokal immer wieder dazu kommen, dass man etwas ausbauen muss. Wichtig ist, dass die Leute wissen, dass neben dem Installateur, den PV-Modulen und dem Wechselrichter die Ableitungen auch noch dazukommen können. Das gehört in die Gesamtinvestition», so Schärer.

Heute dauert es gemäss den CKW rund ein Jahr von der Bestellung einer PV-Anlage bis zum Zeitpunkt, wenn sie installiert wird. «Da hilft es, wenn man das Netz­anschlussgesuch gleich einreicht – dann sehen wir, ob ein Leitungsausbau notwendig ist oder nicht», sagt Marcel Schmid.

Marcel Habegger

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