Weniger Wildbienen wegen Blütenmangels

Ein falsches Mähmanage­ment und eine einseitige Pflanzenwahl setzen Wildbienen und Schmetterlinge unter Druck.

Eine lang anhaltende Trockenheit wie in diesem Frühsommer ist eine Herausforderung für Bäume, Sträucher und Blumen­wiesen. Besonders deutlich zeigt sich dies in den ohnehin trockenwarmen Städten. Auch Pflanzen, welche gut mit Trockenheit umgehen können, bilden bei zu langer Durststrecke keine Blüten aus oder verdorren ganz – ein Problem für viele Insekten, welche Nektar und Pollen als Nahrung benötigen.

«Frühzeitiges und grossflächiges Mähen verschärft die Situation zusätzlich. Werden Blumen abgemäht, wird die Nahrung für Wildbienen und Schmetterlinge vernichtet», sagt Katja Rauchenstein, Projektleiterin «Stadt Wild Tiere Luzern». «Ausserdem vertrocknen kurz geschnittene Rasenflächen deutlich schneller als Grünflächen, wo eine hohe und dichte Bepflanzung den Verdunstungseffekt minimiert», führt sie weiter aus.

Mit Freiwilligen Blumen zählen

Wie akut das Problem ist, zeigt eine Forschungsarbeit des Projektes «Stadt Wild Tiere» aus der Stadt Luzern, wo im vergangenen Jahr Freiwillige von Mai bis September die Blütenvielfalt und das Vorkommen von Wildbienen dokumentierten. Während die Blütenzahl im Frühling hoch war, wurde über den Sommer eine starke und kontinuierliche Abnahme festgestellt. Es bot sich vielerorts dasselbe Bild: Oft bereits im Mai, spätestens im Juni wurden viele Blumenwiesen und Baumscheiben gemäht. Dadurch waren im Sommer, wenn die meisten Wildbienen gezählt wurden und auf genügend Nahrung angewiesen waren, die Grünflächen weitgehend blumenlos.

Ein vielfältiges und reichhaltiges Blumenangebot über das ganze Jahr ist für Wildbienen und andere Insektenarten überlebenswichtig. Abhilfe schafft ein gestaffeltes Mähen der Wiesen, damit nicht alle Blüten zur selben Zeit verschwinden. «In Grünanlagen und Gärten sollte zudem ein wesentlicher Anteil der angepflanzten Stauden einheimische und ursprüngliche Arten wie Natternkopf, wilde Malve oder Kornblume umfassen, denn viele Gartenpflanzen wie Begonien, Dahlien oder Chrysanthemen bieten oft weder Nektar noch Pollen und sind somit für Wildbienen wertlos», erklärt Katja Rauchenstein. «Eine Vielfalt von verschiedenen Wildblumen und blühenden Wildsträuchern sorgt hingegen dafür, dass von Frühling bis Herbst immer genügend Nahrung für Wildbienen vorhanden ist.»

Beim Projekt «Stadt Wild Tiere» werden die Wildbienen in der Stadt Luzern mithilfe der Stadtbevölkerung erforscht. Interessierte Personen können zwischen dem 15. und dem 25. August bei der Aktion «Stunde der Blütenbesucher» mitmachen und sogar auf dem eigenen Balkon oder überall dort, wo es blüht und summt, teilnehmen. Unter allen Teilnehmenden wird ein Gutschein für Wildstauden verlost.

PD

Weitere Informationen unter: www.luzern.stadtwildtiere.ch 

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