Was der Mieterverband mit einem Comic verbindet

Der Mieterverband tritt dieses Jahr als Sponsor des Comicfestivals auf. Eine Kooperation, die auf den ersten Blick als ungewöhnlich erscheint. Sektionspräsident Mario Stübi klärt auf.

Mario Stübi, beim Sponsor des Wettbewerbs muss man zweimal hinschauen. Welche Verbindung hat der Mieterverband zu einem Comicfestival?

Wir feiern in unserer Sektion das 100-Jahr-Jubiläum und haben im Vorfeld nach Möglichkeiten gesucht, dieses ­Jubiläum zu feiern. Es wird unter anderem eine Jubiläums-Generalversammlung geben, an der Jacqueline Badran einen Vortrag halten wird, und am 10. Oktober, 100 Jahre nach der Gründung, wird es eine Veranstaltung geben. Mit der Caritas planen wir eine informationsbasierte Unterstützung von armutsbetroffenen Mieter:innen. Zudem sind wir eben nicht zuletzt auch beim Fumetto dabei.

Welche Berührungspunkte hat der Verband mit einem internationalen Comicfestival?

Wir wollten auch etwas im Jubiläumsprogramm haben, was vielleicht etwas weniger typisch ist für den Mieter­verband. Es hat aber ganz klar auch persönliche Gründe. Der halbe Mieter­verbandsvorstand ist mit dem Fumetto auf irgendeine Weise verbandelt und hilft seit Jahren in irgendeiner Form beim ­Festival mit. Ich beherberge beispiels­weise jeweils Illustrator:innen während des Festivals bei mir zu Hause und bin auch als freiwilliger Helfer im Einsatz.

Weil der Mieterverband im Herbst den Wettbewerb gesponsert hat, durfte er auch bei der Ernennung des Festivalmottos mitbestimmen, es heisst «Home Sweet Home». Was steckt dahinter?

Das Thema bot für die rund 700 Personen, die am Wettbewerb mitgemacht haben, einen breiten Interpretationsspielraum. Zudem hat es aber auch mit uns zu tun. Wir kümmern uns ja um die Wohnungen, um das Heim der Mieter:innen. Dieses Zuhause ist hoffentlich ein «Home Sweet Home» – das war die Schnittstelle.

Am 22. März findet auch eine Diskussionsrunde statt. Wird dann über Comics oder Mieter:innen-Fragen diskutiert?

Nein, das wird schon eine mietpolitische Gesprächsrunde. Die Schnittstelle zur Kunst sind beispielsweise Ateliers.

Inwiefern?

Viele Künstler:innen arbeiten in Ateliers, das sind oftmals Orte, die sie nicht längerfristig nutzen können, es sind befristete Unterkünfte. Sie sind günstig und bieten entsprechend auch keinen grossen Komfort. Da wollen wir infrage stellen, ob da die Künstler:innen zu wenig unterstützt werden. Das ist eigentlich ein grosses Thema, das aber oft etwas untergeht. Kunst entsteht unter anderem unter Bedingungen, die aus finanzieller Sicht stimmen müssen, damit überhaupt gearbeitet werden kann.

Luzern ist ja sehr kulturaffin. Da könnte man meinen, dass Künstler:innen genug Raum geboten wird. Täuscht dieser Eindruck?

Es gibt Leute, die seit Jahren am selben Ort sind, es gibt aber auch solche, die dauernd wechseln müssen. Ein Zwitter ist beispielsweise das Neubad, das ja genau ein solches Angebot bietet. Die Dauer ist auch dort nicht ewig. Das ist beispielsweise ein Ort, wo Kunstschaffende die benötigten Quadratmeter zu bezahlbaren Preisen mieten können. Es gibt aber auch Atelier­gemeinschaften, die sich selbst organisieren. So beispielsweise an der Steinentrasse oder in der ehemaligen Rey-Schule in Ebikon. In den Baracken hinter dem Bahnhof Luzern, wo jetzt die SBB bauen, waren sehr viele unterschiedliche Künstler:innen untergebracht.

Das klingt aber, als würde es relativ gut funktionieren ...

Man kann es immer verbessern. Meistens ist es bei einer Atelierkündigung nicht gerade so, dass man ganz einfach etwas anderes findet. Ein fixer Platz, wo man längerfristig bleiben kann, hat dann natürlich auch einen positiven Einfluss auf die Kreativität. 

Marcel Habegger

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