Vorwahlen bei der FDP

Die Geschäftsleitung der FDP Stadt Luzern stellt ihren Mitgliedern zwei Kandidaten für die Stadtratswahlen 2024 zur Auswahl: entweder André Bachmann oder Marco Baumann – oder doch beide?

André Bachmann ist Luzern-Plus-Präsident und Kirchenrat der Katholischen Kirche Stadt Luzern.

André Bachmann ist Luzern-Plus-Präsident und Kirchenrat der Katholischen Kirche Stadt Luzern.

Marco Baumann ist Fraktionspräsident der FDP Stadt Luzern und Grossstadtrat. Bilder: PD

Marco Baumann ist Fraktionspräsident der FDP Stadt Luzern und Grossstadtrat. Bilder: PD

Nun kommt er also doch. André Bachmann, aktueller Präsident von Luzern Plus, will 2024 Luzerner Stadtrat werden. Vor vier Jahren hatte der 52-Jährige eine Kandidatur noch abgelehnt. «Im Hinterkopf war eine Kandidatur schon damals ein Thema, für den Angriff auf eine amtierende Stadträtin stand ich bewusst nicht zur Verfügung», erklärt André Bachmann auf Anfrage. Damals wäre für ihn der Sprung in den Stadtrat auch noch grösser gewesen, mittlerweile ist er unter anderem Präsident des Gemeindeverbandes Luzern Plus und der regionalen Kulturförderung. Noch ist er aber noch nicht offizieller Kandidat, zuerst muss er am 1. September von den FDP-Mitgliedern als Kandidat gewählt werden. Die Alternative zu Bachmann ist Marco Baumann, aktueller Fraktionspräsident der FDP Stadt Luzern, Grossstadtrat und Corporate Development Manager bei den CKW.

Ein Vollblut-Politiker gegen einen, der noch nie ein politisches Amt innehat. Diesen Vergleich lässt Bachmann allerdings nicht gelten: «Ich bin in wichtigen Arbeitsgruppen und strategischen Gremien auf kantonaler, regionaler und kommunaler Ebene tätig. So zum Beispiel bei der Kulturförderung, dem Agglomerationsprogramm, dem Durchgangsbahnhof und insbesondere bei Fragen der Raumplanung. Zudem führe ich wichtige Kooperationsplattformen der Gemeinden und unterstütze die Gemeinden konkret bei der Erarbeitung gemeinsamer Lösungen. Als Präsident von Luzern Plus vertrete ich die Region, während die Exekutivmitglieder die Gemeinden und den Kanton vertreten. Das ist politischer Alltag und wäre auch Teil meiner Aufgaben im Stadtrat.»

Die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden würde er gerne noch intensivieren. «In der Zusammenarbeit liegt noch mehr Potenzial im Interesse einer erfolgreichen Stadt und Region», ist Bachmann überzeugt.

Bachmann (52) oder Baumann (31)? Die FDP-Mitglieder können also auch zwischen zwei Generationen wählen. «Ich bin mit 31 Jahren sicher noch jung, bringe aber schon die notwendige politische und berufliche Erfahrung mit, die es für das Amt als Stadtrat braucht. Ich möchte einen frischen Wind mit neuen Ideen und Impulsen bringen. Zudem ist es mein Ziel, dass der Stadtrat näher bei der Bevölkerung ist und weniger Planungsleichen produziert. Für das braucht es einen besseren Kontakt zum Kanton, zu den städtischen Vereinen und den Quartieren», sagt Marco Baumann. Baumann sieht denn auch aufgrund seiner politischen Erfahrung einen Vorteil gegenüber André Bachmann. «Die politische Erfahrung beziehungsweise die Parlamentserfahrung ist sehr entscheidend, da man als Stadtrat Mehrheiten finden muss. Nur so können die eigenen Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Dafür muss man die Organisation, die Prozesse und die Fraktionen kennen. Aber auch der Kontakt zur eigenen Partei und zur eigenen Fraktion muss gepflegt werden. Diesbezüglich habe ich einen grossen Wissensvorsprung», so der jüngere Kandidat der beiden.

Vielleicht dann doch beide

Die Geschäftsleitung schlägt den FDP-Mitgliedern zwei Kandidaten vor, plant dann aber, mit einem Einerticket ins Rennen zu gehen. Wieso greift die FDP nicht einen zweiten Sitz an, wenn sie der Meinung ist, zwei so gute Kandidaten zur Auswahl zu haben? «Martin Merki (der aktuelle FDP-Stadtrat tritt nächstes Jahr ab, die Red.) hinterlässt einen grossen Fussabdruck. Ihn zu ersetzen, ist keine einfache Aufgabe», sagt FDP-Co-Präsident Lucas Zurkirchen. «Die Geschäftsleitung und Fraktion hat deshalb an ihrer Strategiesitzung im Mai die Empfehlung zuhanden der Parteiversammlung formuliert, ein Einerticket zu empfehlen», erklärt er. Ob dies auch die FDP-Mitglieder so sehen, wird sich an der Versammlung am 1. September zeigen, denn das Einerticket ist nicht in Stein gemeisselt. «Die Parteimitglieder können am 1. September entscheiden, ob sie ein Einer- oder ein Zweierticket bevorzugen», sagt denn auch Lucas Zurkirchen. Auch bezüglich Geschlecht hat sich die FDP-Spitze Gedanken gemacht. «Wir haben einige Gespräche mit möglichen Kandidatinnen geführt. Letztlich sind die Fähigkeit und die Verfügbarkeit entscheidend. Mit Marco Baumann und André Bachmann schlagen wir unsere beiden besten Kandidaten vor», so Zurkirchen, weshalb die FDP mit zwei Männern antritt.

Keine sichere Angelegenheit

Kommt die FDP tatsächlich mit einem Einerticket, sind die Chancen gross, dass derjenige, der von den Mitgliedern ins Rennen geschickt wird, dann auch Stadtrat wird. Die beiden Kandidaten sehen dies allerdings nicht so. «Die FDP hat als stärkste bürgerliche Partei sicher Anspruch auf einen Sitz im Stadtrat. Aber es sind immer noch Personenwahlen, deshalb darf dieser Sitz nicht als sicher betrachtet werden», sagt etwa Marco Baumann.

Bisher sind für die Stadtratswahlen von 2024 vier Kandidat:innen nominiert. Dies sind neben dem bisherigen Stadtpräsidenten Beat Züsli (SP), Franziska Bitzi (Die Mitte, bisher), Stefan Sägesser (GLP) und Korin­tha Bärtsch (Grüne).

Marcel Habegger

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