Vorgeschmack auf den Umzug
Am traditionellen Baustellenrundgang des LFK traf die illustre Fasnachtsprominenz auf Frau Holle, Lara Gut-Behrami und leichte Saloon-Damen. Zeitaktuelle Sujetthemen sind stark vertreten.
Hochwohllöblich, ehrenfest, grossartig und noch Weiteres sind sie. Das wurde insgesamt sechsmal an diesem Abend feierlich verkündet. Die Meister der Luzerner Zünfte und Gesellschaften bestiegen vergangenen Donnerstag mit grosser Entourage den Car und besuchten – eben – sechs verschiedene «Baustellen», wo letzte Hand an den grossen Fasnachtswagen angelegt wird. Die Stationen waren «Eibu», Kriens und zuletzt der Fliegerschuppen auf der Luzerner Allmend, dem Bastelhauptsitz der vier im LFK zusammengeschlossenen Zünfte und Gesellschaften.
Die Fidelitas Lucernensis widmet sich einem Strassenübel unserer Zeit, den Autoposern. Der Soundtrack dazu? Erraten! Yellos «The Race» wird mit deftigen Dezibelwerten die Welt dieser Poser an den Umzug bringen. Leisere, melancholische Töne schlägt die Zunft zu Safran an. Die rührige Frau Holle wird im gläsernen Sarg zu Grabe getragen, dem Klimawandel geschuldet. «Schneefrauen» – auch diese letzte männliche Bastion wird somit geschleift – bilden die Trauerkapelle, Goldund Pechmarie sind natürlich mit von der Partie.
Fasnachtsnektar
Schnee ist auch bei der Maskenliebhaber-Gesellschaft der Stadt Luzern (MLG) im Spiel. Das abgeblasene Zwei-Nationen-Weltcuprennen im Gebiet Zermatt und Cervinia findet auf dem MLG-Wagen statt. Mit einer durchs Band gut gelaunten Lara Gut-Behrami, das unterscheidet die Imitation vom Original. Dazu ein Hans Jucker selig nachempfundener SRF-Kommentator. Ein herrliches Stadtluzerner Sujet wählte die Wey-Zunft. Das Hin und Her, auch die Polemik rund um das geplante Café am Bundesplatz, da, wo jetzt ein WC-Häuschen steht, ist natürlich thematischer Fasnachtsnektar.
In Kriens wurde die Wagenbaugruppe Delirium besucht. Die Disney-Figur Cruella vollbringt auf dem detailreich gestalteten, aber blutig-düsteren Fasnachtswagen Unschönes. Kopflose Dalmatiner und ein angedeuteter Balkonmord verbreiten die an der Luzerner Fasnacht populäre Gruseligkeit.
Fidel zu und her geht es hingegen bei den «Chottlebotzer» in Inwil, die der aktuellen Inflation mit dem Sujet «Goldrausch» begegnen. Im liebevoll gestalteten rollenden «Saloon» sind sogar Gäste willkommen. Für Unterhaltung sorgen leichte Damen und grimmige Männer, die unter dem Kleid dem jeweils umgekehrten Geschlecht angehören. Die Hochwohllöblichen, Grossartigen und Ehrenfesten mit Gefolge wurden dabei nicht mit Bison, sondern – natürlich – mit Kutteln verköstigt. In drei Tagen sind alle Wagen am Luzerner Umzug zu sehen, der Urknall ist in Reichweite.
Andréas Härry