Vor allem der Samstag bringt's

Über Jahre wurden für längere Öffnungszeiten gekämpft. Seit dem Mai ist dieser Wunsch nun eine Tatsache, und alle Geschäfte loten die neuen Grenzen vollends aus – könnte man meinen, aber weit gefehlt.

Nur wenige nutzen die neuen Möglichkeiten aus: so etwa Lucia Birrer von Kofler Next, Claudia Ineichen von Le Prince und Melanie Schwarzl von Relax Fashion (von links). Bild: Pawel Streit

Läuft man vom Löwenplatz in die Hertensteinstrasse, haben die ersten neun Geschäfte unterschiedliche Öffnungszeiten, und die wenigsten nutzen die längeren Ladenöffnungszeiten aus. Chäs Barmettler hat nach einer kurzen Phase nach dem Lockdown unter der Woche wieder bis 18.30 Uhr und am Samstag bis 16 Uhr geöffnet. «Die meisten gehen am Samstag nicht nach 16 Uhr Käse einkaufen. Unsere wichtigsten Verkaufszeiten sind um die Mittagszeit», erklärt Inhaber Thomas Barmettler, weshalb sie wohl auch in Zukunft am Samstag lediglich bis 16 Uhr geöffnet haben werden.
Die Confiserie Bachmann gegenüber nutzt die neuen Möglichkeiten am Samstag, unter der Woche ist die Filiale allerdings immer noch bis 18.30 Uhr geöffnet. «Das ist Corona-bedingt», sagt Co-Inhaber Matthias Bachmann. Ähnlich klingt es bei der Heini-Konditorei: «Primär fühlen wir uns verpflichtet, die Kosten noch stärker im Auge zu halten, als wir dies bereits im Normalfall tun», sagt Inhaber Bruno Heini. «Allerdings stelle ich in Aussicht, dass wir am Falkenplatz unsere Konditorei und auch das Café ab Oktober für den Abendverkauf am Donnerstag jeweils wieder öffnen werden.»

Nutzen wird eher als klein beurteilt


Etwas weiter vorne hat Bookbinders Design aktuell unter der Woche lediglich bis 18 Uhr geöffnet, samstags werden die neuen Möglichkeiten genutzt. «In Luzern sind die Einbussen etwas höher als an anderen Standorten», sagt Geschäftsführerin Eva Accola. 18 Uhr sei eine Massnahme, die eine etwas flexiblere Personaleinteilung erlaube. Accola betont aber, dass man wohl auch bei normalen Umständen um 18.30 Uhr schliessen würde. «Unsere Erfahrungen in anderen Städten haben gezeigt, dass die halbe Stunde zwischen 18.30 und 19 Uhr nicht viel Umsatz einbringt.» Anders sieht dies am Samstag aus. Da hat die Papeterie ebenfalls auf 17 Uhr verlängert. Gemäss Accola habe diese Anpassung bei den Kunden auch eine gewisse Angewöhnungszeit benötigt, laufe nun aber besser.
Auch die Schuhfiliale von Gabor, das Kleidergeschäft Lacoste und der Spezialist für Haut- und Haarpflege, L’occitane en provence, haben lediglich am Samstag die Öffnungszeiten verlängert. 

Hätte sich mehr erhofft


Die Ersten, die die neuen Möglichkeiten ausnutzen, sind Le Prince, ein Geschäft für biologische Kosmetik, Modeschmuck und Wohnaccessoires, und der Fashionspezialist Relax. Claudia Ineichen, Geschäftsführerin von Le Prince, hätte sich erhofft, dass mehr Geschäfte mitziehen würden. «Ich bin erstaunt, wie wenige die Möglichkeiten nutzen», sagt sie. Denn allgemein würden die Geschäfte nach dem Lockdown nicht schlecht laufen. Auch sie ist der Meinung, dass gerade die Anpassung am Samstag ein Gewinn ist. Sie hätte sich aber gewünscht, dass bezüglich der Änderungen auch von der City-Vereinigung nach dem Lockdown ein grösserer Aufruf an die Ladenbesitzer gekommen wäre. Schliesslich habe man lange genug dafür gekämpft. Auch sie hat sich mehrmals schriftlich an die Stadt gewandt. 
«Wir haben die Mitglieder nach dem Lockdown in einem Newsletter bezüglich der einheitlichen Öffnungszeiten sensibilisiert», erklärt Josef Williner von der City-Vereinigung. «Wir können nur gemeinsam die Attraktivität unserer Einkaufsstadt weiterentwickeln. Einheitliche Öffnungszeiten erhöhen die Attraktivität und sorgen für Klarheit bei den Kunden», sagt der Präsident. Denn auch die City-Vereinigung hat bezüglich des Wirrwarrs bei den Öffnungszeiten bereits negative Reaktionen aus der Bevölkerung erhalten. «Wir werden unsere Mitglieder im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft diesbezüglich motivieren, ihren Beitrag zu leisten», verspricht Williner. 


Die Migros ist zufrieden


Ein Detaillist, der sofort die Öffnungszeiten angepasst hat, ist die Migros Luzern. «Die verlängerten Öffnungszeiten haben sich bereits gut etabliert, das zeigen unsere Umsatzanteile in der letzten Verkaufsstunde. Vor allem die Möglichkeit, am Samstag bis 17 Uhr einkaufen zu können, entspricht einem Kundenbedürfnis», sagt Claudius Bachmann, Mediensprecher der Genossenschaft Migros Luzern. Gemäss Bachmann kommt es auch nicht zu einer Verschiebung bei den Verkaufszahlen. «Nein, wir sehen einen positiven Effekt im Umsatz, der im Zusammenhang mit den längeren Ladenöffnungszeiten steht.»


Marcel Habegger

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