Von der Guugge zum Veranstalter

Einst waren die Ronfäger eine der grössten Guuggenmusigen von Luzern. Sie haben sich im Laufe der Jahre immer wieder neu erfunden und sich auch nicht vom Mitgliederschwund beirren lassen.

Die wilden Zeiten der Ronfäger liegen einige Jahre zurück: 1985 waren sie als Druiden unterwegs. Bilder: PD

Die wilden Zeiten der Ronfäger liegen einige Jahre zurück: 1985 waren sie als Druiden unterwegs. Bilder: PD

Später wurden Themenschwerpunkte gesetzt: im Jahr 2007 das Thema Wätterschmöcker.

Später wurden Themenschwerpunkte gesetzt: im Jahr 2007 das Thema Wätterschmöcker.

Im Jahr des Eidgenössischen Jodlerfests, 2008, nahmen die Ronfäger mit selbst gebastelten Alphörnern am Umzug teil.

Im Jahr des Eidgenössischen Jodlerfests, 2008, nahmen die Ronfäger mit selbst gebastelten Alphörnern am Umzug teil.

Ein Teil der verbleibenden Ronfäger im Jahr 2016 in der Münzgasse. Bild: Bruno Gisi

Ein Teil der verbleibenden Ronfäger im Jahr 2016 in der Münzgasse. Bild: Bruno Gisi

Silvio Marfurt ist im Alter von 17 Jahren, rund fünf Jahre nach der Gründung der Ronfäger, der Guuggenmusig beigetreten. Mittlerweile ist er am längsten dabei. Beat Felder folgte einige Jahre später. Gemeinsam haben sie die wilden Zeiten des Ebiker Vereins miterlebt, sind der Guuggenmusig bis heute treu geblieben, bilden gemeinsam mit Werner Felder den harten Kern des Vereins und feiern in diesem Jahr das 50-Jahr-Jubiläum.

Die Ronfäger sind ursprünglich eine Abspaltung der Rüssgusler. «Ich glaube, vielen Mitgliedern war es recht, dass wir jungen Wilden einen eigenen Verein gegründet haben», erinnert sich Silvio Marfurt. Kaum einer von ihnen war damals über 21 Jahre alt. «Wir waren sehr laut, von den gut 50 Mitgliedern waren 20 mit Basler Trommeln oder Pauken dabei, das war unser Markenzeichen», erzählt er. Schlagzeuge, wie sie heute mitgeführt werden, gab es noch nicht.

Der eine oder andere ihrer Gruppe war auch ein Mädchenschwarm, entsprechend hatten sie öfters auch Groupies im Schlepptau. Die Ronfäger waren auch die Ersten mit einem Wagen auf dem Hirschenplatz gewesen. «Dann haben wir uns eine Woche lang die Kante gegeben. Wenn wieder ein paar stehen konnten, haben wir wieder etwas ‹guugget›», erinnert sich Silvio Marfurt an die wilden Zeiten. Es waren die enthusiastischen Jahre der Ronfäger – Zeiten, in denen sie von Veranstaltern für Auftritte ins Ausland eingeladen wurden. «Man fühlte sich schon etwas wie ein kleiner Star zu dieser Zeit», lacht Beat Felder.

 

Sujetwahl führte zu Austritten

Vor 25 Jahren kam es zu einem ersten grossen Bruch, als sich einige Mitglieder nicht mit der Sujetwahl identifizieren konnten. Das Sujet entstand damals erst während der Fasnacht. Dazu organisierten sie mehrere Nähmaschinen und fertigten ihre Kostüme während der fünften Jahreszeit auf dem Rathausplatz. «Für mich war das eine der spannendsten Fasnachten, während der ich auch viele neue Leute kennen gelernt habe. Wir wurden damals von vielen unterstützt, die sich eigentlich gar nicht für die Fasnacht interessierten», erinnert sich Silvio Marfurt. Für andere stimmte diese Sujetwahl aber nicht, und sie wechselten zu den Reussguslern.

So wurden die Ronfäger im Laufe der Jahre immer weniger, gegen den Mitgliederschwund hat man sich aber nicht aktiv gewehrt. «Das war ein bewusster Entscheid. Wir sind heute eher eine improvisierte Truppe, das eignet sich nicht so gut für eine grössere Gruppe», sagt Marfurt, einer der acht verbliebenen Ronfäger. Der Schwerpunkt der Ronfäger verlagerte sich auch immer mehr weg von einer Guugge zu einer Themenfasnacht. 

 

Ein kleines Fasnachtsfestival

Mehrere Jahre präsentierten sie ihre Sujets jeweils auf dem Jesuitenplatz, vor 14 Jahren zogen sie in die Münzgasse und organisieren dort seither quasi ein Fasnachtsfestival mit bis zu 60 Auftritten. Kaum eine Guuggenmusig kehrt während der Fasnacht nicht mindestens einmal in die Münzgasse ein, um ein 30-Minuten-Konzert zu geben. Von Donnerstagmorgen bis um Dienstagmitternacht folgt Auftritt auf Auftritt. «Wir holen die Fasnacht zu uns, weil wir zu wenige sind, um selbst eine Guugge zu stellen», sagt Beat Felder. «Es ist etwas anderes, eine kleine Fasnachtsoase, kein Kommerz, keine Hektik», erzählt Beat Felder. Und doch ist etwas Nostalgie dabei. Jeder Guuggenmusig wird beispielsweise ein Getränk ausgeschenkt. Eine Tradition, die Beat Felder aus früheren Jahren bei Guuggenmusigauftritten in Restaurants noch erlebte. «Damals sind die Beizer auf die Strasse gerannt, um die Guuggenmusigen ins Restaurant zu holen. Heute sind viele froh, wenn sie nicht mehr kommen», meint er. Die Ronfäger leben diese Tradition, die von den Fasnächtlern geschätzt wird, aber weiter. 

Den vergangenen Zeiten trauert auch Beat Felder nicht nach, eher ist er froh, dass die Gruppe heute überschaubar ist und es bei ihnen zu keinen grossen Diskussionen mehr kommt. «Im Herbst beginnen wir mit der Organisation und dem Basteln. Nach der Fasnacht werfen wir die Dinge wieder weg», sagt Beat Felder. Wobei die Sache nicht so nüchtern abläuft, wie er dies umschreibt. «Die Vorfasnacht ist für mich eigentlich die schönste Zeit», ergänzt er denn auch. Nach der Fasnacht wird es wieder ruhig um die Ronfäger. Bis zum Herbst ist die Generalversammlung der einzige Fixpunkt, zu dem sich die verbliebenen Mitglieder treffen. «Es ist wie mit den Erdbeeren – die gibt es auch nicht das ganze Jahr oder zumindest gab es früher nicht», lacht Beat Felder. Anders als die Erdbeeren haben die Ronfäger aber ihre Hauptsaison jetzt.

 

Auftritte finden wohl statt

Wenige Minuten nachdem der Doodle für die Auftritte an der Fasnacht 2022 in der Münzgasse aufgeschaltet war, schrieben sich die Ersten ein. Trotz unsicherer Pandemielage haben sich bisher nur vereinzelt Gruppen wieder abgemeldet, die anderen warten gespannt, ob die Auftritte in der Münzgasse dann stattfinden können. «Wir sind momentan mit dem Konzeptschreiben beschäftigt», erklärt Beat Felder. Drei Varianten wollen sie dem Kanton in den nächsten Tagen vorlegen.

Marcel Habegger
 

Veranstaltungshinweis: Jubiläumsapéro, Sa., 26. Februar, 17 Uhr, in der Münzgasse.

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