Volk von weiter her ist nicht eingeladen

Am Donnerstag hat das OK das Programm des neuen Stadtfests präsentiert. Kleiner, persönlicher und von Luzerner:innen für Luzerner:innen soll das Fest sein. Am 24. und 25. Juni wird sich zeigen, ob es die richtigen Massnahmen ergriffen hat.

Geschäftsstellenleiter Christoph Risi, OK-Präsidentin Nicole Reisinger und Beat Däppeler, Stiftungspräsident Luzern hilft. Bild: Marcel Habegger

Wann haben Organisatoren schon mal das Ziel, dass ihre Veranstaltung kleiner wird? Genau das ist es, was das Organisationskomitee des Stadtfests anstrebt. Im Jahr 2018, der letzten Austragung des Luzerner Fests, wurde die Teilnahme auf rund 100 000 Personen geschätzt, das OK hat sich zum Ziel gesetzt, dass am 24. und 25. Juni 60 000 Luzerner:innen an das Fest kommen werden. Die Betonung liegt auf Luzerner:innen. Den nebst dem Ziel, weniger ein Partyfest zu sein, werden die neuen Organisatoren in der Öffentlichkeit und von der Politik daran gemessen werden, inwiefern es ihnen gelingt, das Stadtfest von Luzerner:innen für Luzerner:innen zu gestalten. Das Parlament hat nicht zuletzt mit dieser Zielvorgabe für drei Jahre Unterstützungsgelder in der Höhe von je 200 000 Franken gesprochen. Die Defizitgarantie liegt bei 140 000 Franken.

 

Werbebudget zwei Drittel kleiner

Wie also wird vermieden, dass das nationale Partyvolk am 24. und 25. Juni nicht nach Luzern reist? «Unsere Werbung wird sich auf Social Media beschränken. Für dieses Jahr haben wir zudem ein Marketingbudget von 46 000 Franken, im Jahr 2018 lag es noch bei 178 000 Franken», erklärt OK-Präsidentin Nicole Reisinger. Eine weitere Massnahme ist das Line-up auf den Konzertbühnen: Ganz nach dem Motto «aus Luzern für Luzern» werden die Künstler:innen dieses Jahr nicht Florian Ast und Dada Ante Portas (beide 2018), sondern unter anderem Vera Kaa, Yet No Yokai, Cégiu, Mehltau und Milde heissen. «Vieles ist wetterabhängig; obwohl wir das Fest auf 60 000 Personen ausgerichtet haben, können wir nicht garantieren, dass nicht 120 000 Leute da sein werden», so Reisinger. «Das Fest muss sich jetzt erst einmal entwickeln, vielleicht realisieren wir Ende Juni, dass man gewisse Dinge in Zukunft nicht mehr machen kann, weil es zu viele Leute anzieht.» Mindestens den ersten Teil des Konzepts «von Luzerner:innen für Luzerner:innen» haben die Organisatoren bereits erreicht: Jeder bespielte Platz wird von einem Luzerner Verein bewirtschaftet.

 

Ein Überblick über die Showplätze

Am Freitag beschränkt sich das Fest auf den Mühlen-, den Theater- und den Jesuitenplatz sowie den Löwengraben und das Löwendenkmal. «Der Löwengraben, der von der IG Löwengraben bewirtschaftet werden wird, ist bei der diesjährigen Ausgabe mit Theater und Animationen eher der Ort für Kinder und Familien», erklärte Christoph Risi, Geschäftsstellenleiter des Stadtfests. Auf dem Mühlenplatz (Guuggemusig Latärndlihöckler) wird es nur eine kleine Bühne geben, daneben sollen Strassenmusiker:innen die Besuchenden musikalisch unterhalten.

Beim Weinmarkt ist der Name Programm. Hier wird in Zusammenarbeit mit dem Zentralschweizer Weinbauernverband ein Weinfestival mit Weindegustationen durchgeführt. 

Beim Hirschenplatz (Quartierverein Altstadt) stehen Sitzkonzerte mit Jodeln und einem Streichquartett des Sinfonieorchesters im Zentrum. 

Auf dem Kornmarkt (Volley Luzern) wird es keine Bühne, aber ein Zelt mit «Nicole’s Ginbar» geben, wo man sich etwas vom Getümmel auf den anderen Plätzen erholen kann. Auf dem Kapellplatz (Vereinigte) wird es neben Auftritten von Kleinformationen, die die fünfte Jahreszeit in den Juni holen, wie in früheren Jahren ein Risottoessen geben.

Am Stadtfest werden mehrheitlich lokale Gerichte angeboten. Ausnahme bietet die Bahnhofstrasse (Guggemusig Schteichocher), in der ein Streetfood-Festival stattfindet. An selber Stätte wird am Samstagmorgen das traditionelle «Bäckerzmorge» durchgeführt.

Der Theaterplatz wird von der Unabhängigen Szene Luzern (USL) betrieben. Die USL ist ein unabhängiger Zusammenschluss von aktiven FCL-Fans. Der Theaterplatz ist der einzige Platz, auf dem keine Sitzgelegenheiten angeboten werden und der eher für das jüngere Publikum gedacht ist. 

Auf dem Jesuitenplatz (Bier Kultur Tage) wird es als Pendant zum Weinfest ein Bierfestival mit 13 Mikrobrauereien aus der Region geben. Wie beim Weinfestival kann auch auf dem Jesuitenplatz ein Abo gekauft werden, mit dem man verschiedene Biere degustieren kann.

Bleibt das Löwendenkmal (Alpineum und Anita) als Veranstaltungsplatz. Es ist gewissermassen das Überbleibsel der Veranstaltung «Luzern zu Tisch», die im letzten Jahr statt dem Stadtfest aufgrund von Covid-19 durchgeführt wurde. Bereits 2021 wurde an selber Stätte zu Tisch gebeten. Sowohl am Freitag wie auch am Samstag werden erneut 64 Plätze angeboten. Das Menü kostet 98 Franken pro Person (exkl. Getränke). Tickets können unter: funders.ch/stadtfestluzern ab sofort gebucht werden.

 

Die Erneuerungen

Nebst dem anderen Perimeter gibt es auch noch andere Neuerungen. Unter anderem kann nur noch mit Twint oder Karte bezahlt werden. «Wir haben uns dies lange überlegt und sind zum Schluss gekommen, dass nun der ideale Zeitpunkt ist für diesen Umstieg. Auch die älteren Leute sind es durch Covid-19 gewohnt, vermehrt bargeldlos zu bezahlen», erklärt Nicole Reisinger.

Das Festabzeichen gibt es neu ähnlich wie bei der Fasnacht in drei Varianten und Preisklassen. Zwei davon berechtigen zur Teilnahme einer Tombola. Auf einen Kaufzwang mit Eingangsschranken wird aber verzichtet. 25 Organisationen haben ein Gesuch für eine Spende aus dem Erlös des Stadtfests eingereicht. Welche Organisationen berücksichtigt werden, wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. 

Das Altstadt-Fest wird es nicht mehr geben. «Wir sind auf die Organisatoren zugegangen und haben mit ihnen geklärt, in welcher Form sie in die Organisation eingebunden sein möchten», erklärt Nicole Reisinger. Alle Mitglieder haben eine Beteiligung abgelehnt, stehen aber gemäss der OK-Präsidentin hinter dem neuen Konzept des Stadtfests. 

 

Früher Feierabend

Gefeiert soll auch nicht mehr bis in die frühen Morgenstunden werden. Je nach Platz wird es lediglich bis um 22 oder maximal um 24 Uhr Unterhaltung geben», sagt Christoph Risi. Festbetrieb ist in der Bahnhofstrasse, auf dem Theater- und dem Jesuitenplatz am längsten (24 Uhr beziehungsweise 1 Uhr). Auf allen anderen Plätzen ist der Festbetrieb um 23 Uhr beendet, etwas zu trinken gibt es auf den meisten Plätzen lediglich bis 22 Uhr. Aktuell sind die Verantwortlichen in der Abklärung, in welchen Clubs das Festabzeichen zu einem vergünstigten oder kostenlosen Eintritt für Afterpartys gültig ist. Der ROK Club ist der Erste, der 5 Franken Ermässigung gewährt.

Daran, wie die verschiedenen Plätze bespielt werden, ist klar erkennbar: Die Organisatoren wollen zwar ein Fest für alle organisieren. Mit dem Charakter der Konzerte, der Weindegustation und der Gin-Bar und der Uhrzeit des Feierabends wird tendenziell eher ein etwas älteres, kaufkräftigeres Publikum angesprochen anstatt die Jugendlichen, die in der Vergangenheit zum Teil eher dem Grossverteiler im Bahnhof einen umsatzstarken Tag bescherten, anstatt dass sie ihre Getränke am Fest kauften und damit die Spendenkasse füllten. Ende Juni wird sich zeigen, ob die Strategie der Organisatoren aufgegangen ist.

Marcel Habegger

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