«Viele reagieren zu spät»
Die Anlaufstelle Alter berät ältere Menschen und ihre Angehörigen mit dem Ziel, dass diese so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld leben können. Noch reagieren viele eher zu spät.
Ein grosser Anteil der Arbeit der Fachpersonen bei der Anlaufstelle Alter ist, die Unterstützungsmöglichkeiten für Seniorinnen und Senioren aufzuzeigen und zu vermitteln. Dabei geht es oftmals um die Unterstützungsmöglichkeiten zur Alltagsbewältigung, beispielsweise durch eine Haushaltshilfe. «Letzteres wird oft relativ schnell angenommen», erzählt Evelyne Schrag, Leiterin der Anlaufstelle Alter.
Vielen Seniorinnen oder Senioren ist es wichtig, dass auch die pflegebedürftige Partnerin oder der pflegebedürftige Partner noch in den eigenen vier Wänden wohnen kann. «Wenn das Unterstützungsnetz gut organisiert ist, ist das auch oft möglich», gibt Schrag all jenen Hoffnung, die sich dies wünschen. Die Herausforderung liege aber darin, dieses Netz rechtzeitig aufzubauen. «In der Tendenz warten die Leute zu lange», erklärt Evelyne Schrag. «Die Personen kommen oft erst dann zu uns, wenn die Situation schon sehr schwierig geworden ist.» Mit gezielten Umfragen versucht die Anlaufstelle, dies zu ändern und frühzeitig präventiv zu intervenieren. Mehrmals pro Jahr werden Fragebögen an Seniorinnen und Senioren verschiedener Altersklassen verschickt. Durch die retournierten Fragebögen entstehen oftmals Beratungsgespräche.
Eine grosse Entlastung
Zuerst wird oftmals die Unterstützung im Haushalt in Anspruch genommen. Für die Finanzierung dieser Unterstützung gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Zahlreiche Personen, die durch die Anlaufstelle beraten werden, beziehen Ergänzungsleistungen, die einen Grossteil der Kosten übernehmen. Ein weiteres Mittel ist das Pilotprojekt «Gutscheine für selbstbestimmtes Wohnen», dank denen Leute unterstützt werden können, die aufgrund ihrer finanziellen Situation knapp keine Ergänzungsleistungen beziehen können oder bei denen die Ergänzungsleistungen nur einen zu kleinen Teil der Kosten decken. Eine weitere Zielgruppe sind die betreuenden und pflegenden Angehörigen, die mit den Gutscheinen entlastet werden können. Bei der dritten Variante tragen die Seniorinnen und Senioren die Kosten vollumfänglich selbst. Die Haushaltshilfe Luzern kostet pro Stunde 37.50 Franken. «Die Kosten sind in einem überschaubaren Rahmen, die Entlastung ist jedoch enorm», betont Schrag.
Es mangelt an kleinen Wohnungen
Gemäss dem Bericht altersfreundliche Stadt Luzern, der dieses Jahr veröffentlicht wurde, bekunden Einpersonenhaushalte (21 Prozent) und eher die Frauen, Probleme bei der Finanzierung ihrer Wohnung.
Viele leben über Jahrzehnte in der ehemaligen Familienwohnung und möchten eigentlich in eine kleinere Wohnung ziehen. Kleinere Wohnungen sind aber in der Stadt Luzern relativ rar und die Mietzinse oftmals auch noch höher als in der bisherigen Wohnung. Bei der Umfrage im Rahmen des Berichts wurde beispielsweise konkret das Angebot an preisgünstigen Alterswohnungen im Wesemlin-Quartier bemängelt.
Einem allfälligen Wohnungswechsel sieht gemäss Bericht eine Mehrheit der älteren Personen in der Stadt Luzern skeptisch entgegen. Nicht einmal die Hälfte (46 Prozent) geht davon aus, dass sie, falls nötig, in der Umgebung eine andere Wohnung finden würde; am rechten Reussufer und bei den Einpersonenhaushalten glaubt dies nur ein Drittel der Befragten.
Mit dieser Problematik hat auch das Team von Evelyne Schrag oft zu tun. «Der Bedarf an zahlbaren kleineren Wohnungen ist gross», bestätigt sie. Kommt erschwerend hinzu, dass sich die Seniorinnen und Senioren ab einem gewissen Alter im freien Wohnungsmarkt nicht mehr so gut zurechtfinden. «Wir kennen das Angebot und können auch Adressen vermitteln. Unser Hauptaugenmerk liegt bei der Stabilisierung der bestehenden Wohnsituation. Konkret bei der Wohnungssuche helfen können wir aber nicht.» Dies würde die Möglichkeiten der 180 Stellenprozente, die die Anlaufstelle Alter umfassen, übersteigen.
Wie viele Leute dank der Anlaufstelle Alter weiterhin in den eigenen vier Wänden wohnen, kann statistisch nicht belegt werden. Die Leiterin erinnert sich aber an viele Klienten, denen geholfen werden konnte. «Wenn rechtzeitig reagiert wird, kann ein Umzug in ein stationäres Angebot hinausgezögert oder gar verhindert werden», betont Schrag. Das Angebot der Anlaufstelle Alter ist kostenlos.
Marcel Habegger
Box: Anlaufstelle Alter Stadt Luzern
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6002 Luzern
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