Standpunkt: Gelassenheit und Tatendrang
Corona hat uns nach wie vor fest im Griff. So viel wurde bereits über das Virus geschrieben, und doch wissen wir nach wie vor so wenig. Dennoch sind wir jeden Tag einen Tag näher am Ende der Krise. Daraus gewinne ich die Zuversicht für die kommenden Wochen. Für die weitere Bewältigung der Corona-Krise wünsche ich uns daher Gelassenheit und Tatendrang. Das sogenannte Gelassenheitsgebet begleitet mich seit vielen Jahren. Es dient mir auch in der Corona-Krise als Wegweiser: Ich übe mich in Gelassenheit, damit ich Dinge akzeptiere, die ich nicht ändern kann. Ich will mutig sein, um Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und ich bitte um die Weitsicht, dass ich das eine vom andern unterscheiden kann.
Das tönt gut, doch die einzelnen Elemente sind tückisch. So kann aus Gelassenheit auch Lethargie und Gleichgültigkeit werden. Wer wiederum alles ändern will, neigt zu Aktivismus und verliert den Fokus. Deshalb ist das dritte Element, die Fähigkeit, das eine vom anderen zu unterscheiden, zentral. So stehen wir auch in der Corona-Krise immer wieder vor der Frage: Was kann ich ändern, und was muss ich akzeptieren und aushalten? Dabei können wir diese Frage nicht losgelöst von unserem persönlichen Umfeld und der Gesellschaft beantworten. Folglich frage ich mich, was ich angesichts der Corona-Krise als einzelner Bürger tun kann und was ich aushalten muss, um das langfristige Wohl der gesamten Gesellschaft zu erhöhen. Diese Frage muss jeder für sich selber beantworten.
Lassen wir uns diese Frage nicht beantworten. Beantworten wir sie selbstständig. Warten wir nicht ab, dass uns jemand diese Entscheidungen abnimmt, sich um uns kümmert oder sich um uns sorgt. Diese Frage selber zu beantworten, heisst, Eigenverantwortung zu übernehmen. Es ist die selbstständige Entscheidung, dass wir etwas bewusst aushalten oder ändern wollen und auch entsprechend handeln.
Dieses ständige Abwägen, was wir ändern können und was wir akzeptieren müssen, ist anstrengend. Aber es ist der Schlüssel, wie wir zusammen als Gesellschaft durch die Krise kommen. Es ist die Suche nach Lösungen, mit Versuch und Irrtum, mit Rücksichtnahme, aber auch mit kritischem Hinterfragen und Tatendrang. Es ist das Ausloten zwischen dem Erfüllen unserer eigenen Bedürfnisse und dem gesellschaftlichen Wohl. Aber wir handeln aktiv, selbstständig und übernehmen Verantwortung für unsere Handlungen. Delegieren wir diese Selbstständigkeit nicht noch mehr, als wir dies bereits gewohnt sind. Weder an ein Familienmitglied noch an den Vorgesetzten und auch nicht an den Staat. Die Krise ist auch eine gute Gelegenheit, wieder etwas von dieser Selbstständigkeit zurückzugewinnen, die wir in den letzten Jahren zunehmend verloren haben. Mit der richtigen Mischung aus Gelassenheit und Tatendrang nach Lösungen suchen, das hat sich auch die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) auf die Fahne geschrieben. Das Leitmotto «Lösungen» begleitet uns 2021. Wir wollen mit unterschiedlichen Akteuren zusammenarbeiten und nach Lösungen suchen. Wir brauchen intelligente und nachhaltige Lösungen, keine bequemen Schuldzuweisungen. Wir brauchen gemeinsame Lösungen, keine ideologischen Blockbildungen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen für 2021 die notwendige Gelassenheit und eine grosse Portion Tatendrang.
Adrian Derungs, Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz.