Stadtrat will definitiv auf die Umfahrungsstrasse verzichten
Der Stadtrat will statt mit einer Umfahrungsstrasse mit einer Optimierung an der Kreuzung Thorenbergstrasse/Cheerstrasse für besseren Verkehrsfluss sorgen.

Die Situation am Bahnübergang beim Bahnhof Littau ist unzureichend. Es gibt Herausforderungen beim öffentlichen Verkehr und beim Autoverkehr und Defizite beim Fuss- und Veloverkehr. Die bisher verfolgte Lösung «Erweiterung Cheerstrasse Gopigen» ist nach langer Planungsphase und nach zwei Volksabstimmungen im Juni 2021 vom Grossen Stadtrat gestoppt worden. Das Parlament begründete seine Ablehnung der Umfahrungsstrasse mit den hohen Kosten und einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis. Gleichzeitig hat es in Vorstössen gefordert, einen «Plan B für die Cheerstrasse» zu erarbeiten.
Einbezug der Betroffenen
Der Stadtrat hat ein Entwicklungskonzept Umfeld Bahnhof Littau in Auftrag gegeben. Dieses enthält einen Vorschlag zum Umgang mit den verkehrlichen Herausforderungen und Überlegungen zur städtebaulichen Entwicklung des Gebiets und zur Aufwertung der öffentlichen Räume. Besonders wichtig war dem Stadtrat, dass eine transparente Planung mit dem Einbezug der Betroffenen durchgeführt wird.
Deshalb wurde eine Begleitgruppe mit Vertreter:innen der Quartier- und Gewerbeorganisationen, der Eigentümerschaften und Anrainer sowie lokaler und städtischer Interessenorganisationen gebildet. Sie wurden an drei Veranstaltungen über die Zwischenergebnisse informiert und konnten diese mit den Fachleuten diskutieren.
Experten empfehlen Verzicht
Dazu wurden mehrere Lösungsvarianten – mit und ohne Umfahrungstrasse – entwickelt und bewertet. Die Fachplaner empfahlen, auf eine Umfahrungsstrasse zu verzichten und stattdessen die Kreuzung Thorenbergstrasse/Cheerstrasse mit einer Lichtsignalanlage zu steuern. Die Mehrheit der Begleitgruppe teilte diese fachliche Empfehlung nicht. Sie sieht eine Steuerung allenfalls als kurzfristigen ersten Schritt an, fordert aber weiterhin so rasch als möglich die Umsetzung einer Umfahrungslösung.
Der Stadtrat hat sowohl die fachliche Beurteilung als auch die Haltung der Begleitgruppe in der politischen Beurteilung berücksichtigt. Er kommt zum Schluss, dass die Variante Steuerung umgesetzt werden soll. Ein Grund ist, dass sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Mit dem Umbau des Bahnhofs Littau können die Schliesszeiten der Bahnschranken von heute rund 17 Minuten pro Stunde auf die Hälfte reduziert werden. Damit kann auch der Rückstau deutlich verkleinert werden. Hinzu kommt, dass die geprüften Umfahrungsvarianten neben hohen Kosten auch grosse Eingriffe in die Landschaft und Verkehrsverlagerungen in andere Quartiere zur Folge hätten. Keine Variante erreichte ein deutlich besseres Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis als das ursprüngliche Projekt Erweiterung Cheerstrasse Gopigen, das der Grosse Stadtrat 2021 abgelehnt hat. Vor diesem Hintergrund macht der Bau einer Umfahrungsstrasse aus Sicht des Stadtrates keinen Sinn.
Der Stadtrat möchte mit einer Optimierung des Knotens an der Kreuzung Thorenbergstrasse/Cheerstrasse dafür sorgen, dass der Verkehr rund um den Bahnhof Littau sicherer und verträglicher abgewickelt werden kann. Er schlägt dazu eine Lichtsignalanlage vor. In einem nächsten Schritt werden der Zeitplan, die Finanzierung und die Verantwortlichkeiten zwischen Kanton und Stadt geklärt. Im aktuellen Bauprogramm für die Kantonsstrassen sind Mittel für diese Planung eingestellt. Die Umsetzung des Vorhabens wird mit dem Programm Gesamtmobilität ab 2027 definiert.
Busangebot soll verbessert werden
Das Entwicklungskonzept enthält zahlreiche Massnahmen zur Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastrukturen und zur Siedlungs- und Freiraumentwicklung, die zu einem Zukunftsbild zusammengefasst wurden. Ziel ist es, im Quartier Verbesserungen bezüglich Mobilität, Verkehrssicherheit, Aufenthaltsqualität, Ökologie, Biodiversität und Stadtklima zu erzielen. Zwei Massnahmen, die parallel zum Entwicklungskonzept bereits weitergeplant wurden, sind der Neubau des Bushofs und die Sanierung der unteren Cheerstrasse und des Grünaurings. Während die Strassen bereits in den nächsten Jahren saniert und aufgewertet werden sollen, kann der Bushof erst nach dem Umbau des Bahnhofs Littau frühestens ab 2026 realisiert werden.
Weitere Massnahmen im Konzept betreffen Verbesserungen bei den Fuss- und Veloverbindungen. So sollen unter anderem eine neue Über- oder eine neue Unterführung des Bahntrassees geprüft sowie neue Fuss- und Velowege von Thorenberg nach Ruopigen und vom Littauerboden nach Littau Dorf geplant werden.
Auch das Busangebot soll verbessert werden. Vorgesehen ist zudem, die Spiel- und Bewegungsangebote im Quartier insbesondere für Kinder und Jugendliche auszubauen. An der Kleinen Emme soll eine neue Flussquerung geprüft, die Zugänglichkeit zum Fluss verbessert und die Naherholungsräume aufgewertet werden. Für das Gebiet rund um den Bahn- und Bushof wird eine städtebauliche Studie erarbeitet. Ziel ist, das Quartierzentrum mit zusätzlichen publikumsorientierten Nutzungen zu stärken und die öffentlichen Räume als Begegnungs- und Aufenthaltsort zu gestalten. Eine weitere Studie soll die städtebauliche Entwicklung entlang der Thorenbergstrasse begleiten. Der Grosse Stadtrat wird das Konzept Ende Oktober behandeln. «Die nun vorgeschlagene Alternative mit der Ampel sehe ich neben den kürzeren Schliessungszeiten der Bahnschranken als wichtige Verbesserungsmassnahme. Bei den aktuellen politischen Verhältnissen in der Stadt Luzern ist das wohl auch das Einzige, was man derzeit umsetzen kann», sagt Marco Baumann, Grossstadtrat aus dem Stadtteil Littau und Stadtratskandidat. «Wie die Quartierbevölkerung im Littauerboden und die KMU in Littau sehe ich die Ampellösung aber nur als kurz- und allenfalls mittelfristige Lösung, um die Sicherheitsprobleme auf der Cheerstrasse zu reduzieren. Dabei muss die Maximallösungsvariante mit den zwei neuen Spuren verfolgt werden, sonst wird es eine Pseudolösung bleiben», so Baumann weiter.
Ein anderer Littauer sieht dies so: «Die aktuelle Situation zeichnet sich durch eine zunehmende Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen den Anwohnenden und den Entscheidungen des Stadtrats aus. Trotz der klaren Forderung nach einer Umfahrungslösung seitens der Arbeitsgruppe setzt der Stadtrat nun auf eine von Planern aus Kostengründen präferierte Ampellösung, die bestenfalls eine kurzfristige und unzureichende Verbesserung bringen wird», so Peter With, der für die SVP in den Stadtrat möchte. «Die Frage drängt sich auf: Warum wurde dieser Vorschlag erst jetzt und nach millionenteuren Investitionen in die Planung vorgebracht? Es geht hier eben nicht um Lösungsansätze für ein Problem, sondern um politische Machtkämpfe und Parteiprogramme.»
PD/Marcel Habegger