Stadtrat will alles aus einer Hand
Der Stadtrat will die Versorgung mit Betreuungs- und Pflegeleistungen sowie Wohnangeboten für ältere Menschen weiterentwickeln. Er will die organisatorische Zusammenführung von Viva Luzern, Spitex Stadt Luzern und Vicino Luzern prüfen.
In der Stadt Luzern wird der Anteil der über 65-jährigen Personen in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. In dieser Lebensphase möchten ältere Menschen in altersgerechten, bezahlbaren Wohnungen in den Quartieren leben. Zudem benötigen sie schrittweise Zugang zu Dienstleistungen wie Einkaufs-, Reinigungs- oder Mahlzeitendienst, Pflege und Betreuung. Dazu kommt eine geeignete Infrastruktur mit nahen Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichem Verkehr.
Die Stadt Luzern ist für die Versorgung der älteren und unterstützungsbedürftigen Personen verantwortlich. Diese wollen so lange wie möglich selbstbestimmt zu Hause in der gewohnten Umgebung leben. Um diesem Anliegen gerecht zu werden, hat die Stadt in den letzten Jahren verschiedene Massnahmen ergriffen. Dazu gehören der Aufbau der Anlaufstelle Alter, der Ausbau der Unterstützung hauswirtschaftlicher Leistungen, die Stärkung von Gesundheitsförderung und Prävention im Alter und ein Projekt mit Gutscheinen für selbstbestimmtes Wohnen.
Ausgangspunkt für das aktuelle Weiterentwicklungsprojekt sind zwei Vorstösse: Die Motion 284 verlangt, dass aufgezeigt wird, wie künftig unter Einbezug der städtischen Alterswohnungen genügend bezahlbarer Wohnraum für ältere Menschen in der Stadt Luzern zur Verfügung gestellt werden kann. Das Postulat 343 will die Versorgung der älteren Menschen in der Stadt Luzern im Sinne der integrierten Versorgung optimieren.
Dienstleistungen aus einer Hand
Der Stadtrat hat sich für eine Weiterentwicklung der Alterspolitik durch Stärkung der «integrierten Versorgung» entschieden. Es bestehen bereits vielfältige Kooperations- und Netzwerklösungen. In einem nächsten Schritt soll die Zusammenführung von Viva Luzern, Spitex Stadt Luzern und Vicino Luzern zu einem Unternehmen geprüft werden. Mit dieser integrierten Organisation sollen ambulante und stationäre Dienstleistungen aus einer Hand bezogen werden können.
Die Stadt Luzern arbeitet bereits heute sehr eng mit diesen drei Partnern zusammen. Viva Luzern ist eine stadteigene Organisation im stationären Bereich. Spitex Stadt Luzern ist die Organisation im ambulanten Bereich mit dem städtischen Auftrag zur Grundversorgung. Und Vicino Luzern ist die Organisation im Auftrag der Stadt für die niederschwellige Anlauf- und Beratungsstelle für ältere Menschen in den Quartieren. Mit einer organisatorischen Zusammenführung unter einem Dach hätte die Stadt die einmalige Chance, in der stationären, ambulanten und vorgelagerten Altersversorgung eine gemeinsame Ausrichtung zu finden und von Synergien zu profitieren. Ein wichtiger Baustein der Versorgungskette ist auch das Wohnen, weshalb die städtischen Alterswohnungen dem neuen Unternehmen im Baurecht abgegeben werden sollen. So kann die integrierte Organisation auch Treiber werden, um das Angebot von altersgerechten Wohnungen auszubauen. Liegen Unterhalt, Betrieb und Sanierung der Wohnungen in einer Hand, kann zudem effizienter und bedarfsorientierter agiert werden.
Das Projekt steht erst am Anfang, und es gibt noch viele Fragen zu klären. Viva Luzern, Spitex Stadt Luzern und Vicino Luzern sehen im Vorhaben Chancen für eine innovative Weiterentwicklung des Angebots für die älteren und unterstützungsbedürftigen Menschen. Sie sind bereit, sich gemeinsam mit der Stadt auf den Weg zu machen und eine mögliche Zusammenführung der drei Organisationen zu einer integrierten Organisation vertieft zu prüfen.
Zusammenspiel aller Anbieter
Neben der geplanten integrierten Organisation gibt es weiterhin Anbieter wie zum Beispiel marktorientierte oder gemeinnützige Wohnbauträger, private Pflegeheime und private Spitex-Organisationen oder Pro Senectute. «Sie alle haben in der Versorgung eine tragende Aufgabe und bieten Gewähr, dass ältere und unterstützungsbedürftige Menschen weiterhin Wahlmöglichkeiten haben», erklärte Stadtrat Martin Merki an der Pressekonferenz vom Donnerstag. «Das Zusammenspiel all dieser Anbieter in der Stadt Luzern soll im Sinne der integrierten Versorgung gefördert werden.» Eine besondere Bedeutung kommt dabei einem unkomplizierten, offenen Zugang zu sämtlichen Versorgungsleistungen aller Anbieter zu. Heute bietet die Anlaufstelle Alter unabhängige Informationen und Beratung für ältere Menschen an.
Nutzen für die Bevölkerung
Mit der Realisierung eines Angebots «Alles aus einer Hand» sollen die älteren Menschen der Stadt Luzern aus einem umfassenden Leistungskatalog einfach und unkompliziert jene Leistungen auswählen können, die sie zur Bewältigung ihres Alltags und für ein selbstbestimmtes Leben benötigen. Dazu gehört auch der Bereich Wohnen. Verändern sich die Bedürfnisse, kann rasch reagiert werden, da die Mitarbeitenden der zusammengeführten, neuen Organisation die Situation der älteren Menschen bereits kennen. Falls gewünscht, können sie die in der Organisation vorhandenen Leistungen und Kompetenzen sogleich vermitteln. Leistungen können damit nahtlos und ohne erneute Abklärungen und ohne administrativen Mehraufwand bezogen werden.
«Ältere Menschen sollen so lange wie möglich und gewünscht in der gewohnten Umgebung und eingebunden im Quartier leben können», sagt Stadtrat Martin Merki. «Wir wollen die Angebote zu Gunsten einer guten Quartierversorgung weiterentwickeln.» Der Stadtrat will deshalb neben den bereits etablierten Alterssiedlungen verstärkt auch gemischte und gleichzeitig bezahlbare Wohnformen fördern. Wie dies konkret aussehen kann, wird in der nächsten Phase des Projekts ein wichtiges Thema sein.
PD