Showdown in Kriens

Im Kampf um das Stadtpräsidium unterstützen FDP und SVP die CVP-Kandidatin, während der Co-Präsident der Grünen die Führungsqualitäten von Christine Kaufmann in Frage stellt.

Ein offener Ausgang in Kriens: Maurus Frey (Grüne) und Christine Kaufmann (CVP) wollen die Nachfolge von Cyrill Wiget antreten. Bilder: PD

Maurus Frey (Grüne) gegen Christine Kaufmann (CVP) oder auch: Rot-Grün gegen die Bürgerlichen. Am 28. Juni wählt Kriens neben vier Stadträten das Präsidium neu. Maurus Frey ist bisher als einziger Stadtrat gesetzt, ist aber noch im Rennen um das Präsidium. Rëto Camenisch (SVP) hat sich bereits mehrfach für die Führungserfahrung der CVP-Kandidatin Christine Kaufmann ausgesprochen. Auch Erwin Schwarz (FDP) hatte sich zu den Führungskompetenzen der CVP-Kandidatin in einem Leserbrief positiv geäussert.
Die Grünen unterstützen zwar die Kandidatur von Christine Kaufmann als Stadträtin, Co-Parteileiter der Grünen, Erich Tschümperlin, stellt aber ihre Erfahrung für das Stadtpräsidium in Frage. «Mich würde interessieren, wo Frau Kaufmann in der Wirtschaft Führungserfahrung gesammelt hat, das ist mir nicht bekannt», sagt Tschümperlin. Für das Amt der Einwohnerratspräsidentin, das Christine Kaufmann von 2013 bis 2014 innegehabt habe, sei keine spezielle Führungserfahrung erforderlich gewesen. Auf die Führungserfahrung als Parteipräsidentin angesprochen, meint er: «Der Verlust von zwei Sitzen im Parlament und die enttäuschenden Ergebnisse der CVP-Stadträte im ersten Wahlgang Ende März sind auch nicht gerade ein Leistungsausweis», sagt Tschümperlin zur Parteiführung von Christine Kaufmann.

Rückendeckung von FDP und SVP


Rückendeckung gibt es für die CVP-Kandidatin aus dem bürgerlichen Lager. «Christine Kaufmann ist gut verankert in Kriens, und sie managt erfolgreich eine Familie, dieser Leistungsausweis ist stark zu gewichten», sagt etwa Robert Marty, Parteipräsident der FDP Kriens. «Christine Kaufmann ist offen für die grossen Probleme, die wir in Kriens haben. Dafür ist nicht nur die Führungskompetenz, sondern vor allem Disziplin und viel Verständnis für das Volk notwendig», so Marty weiter.
Für SVP-Einwohnerrat Rëto Camenisch ist klar: «Die Diskussionen bezüglich der Tätigkeiten in einem Kader sind nicht sehr relevant und künstlich hochgepusht.» Für ihn sind andere Werte wichtiger: «Intelligenz, gute Ausbildung, umgänglicher Charakter und Gespür für Probleme sowie auch die Kunst des Zuhörens», betont Camenisch. «Führungsqualitäten im technischen Bereich können wichtig sein in der Führung von Fachdepartementen. Für das Stadtpräsidium als Teamleitung einer politischen Behörde braucht es mehr, und deshalb ist dieses auf Christine Kaufmann wie zugeschnitten», spielt Camenisch auf die Führungserfahrung von Maurus Frey an. Der 38-jährige Kandidat der Grünen ist Ingenieur, war unter anderem Teamleiter Softwareentwicklung in der Industrie und ist aktuell Leiter Entwicklung in einem Zentralschweizer Unternehmen für Umweltmonitoring. «Führungserfahrung ist nicht zwingend mit Führungsqualität gleichzusetzen», sagt Maurus Frey. «Die wahren Herausforderungen in der Führung von Industrie-/Technologieprojekten liegen jenseits von nur Bits und Bytes. Dass ich Menschen zu einem erfolgreichen Teamwork anleiten kann, habe ich aber sicher auch als kantonaler Parteipräsident mit unseren Erfolgen wiederholt bewiesen», so der Grünen-Kandidat.

Eine Ansichtssache


Christine Kaufmann lässt sich von den Vorwürfen der Grünen nicht verunsichern. «Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Erfahrung einer Person beurteilt», sagt sie. Man kann einer Mutter und Familienfrau die fehlende Führungserfahrung in der Wirtschaft vorwerfen. Man könnte aber auch ihr ehrenamtliches Engagement in Politik und Vereinen positiv würdigen, sagt sie. Zudem habe sie auch Führungserfahrung. «Bereits als junge Frau war ich Kadermitarbeiterin, war als stellvertretende Abteilungsleiterin einer Krankenversicherung tätig und habe dort ein Team geführt. Ab der Geburt unseres ersten Kindes 1996 war ich Familienfrau. Daneben habe ich im Teilzeitpensum gearbeitet.» Bis Ende 2019 war sie als Projektleiterin in einem Beratungsbüro tätig, welches Gemeinden und Kantone unterstützt. Aktuell konzentriert sich Christine Kaufmann auf ihre politischen Tätigkeiten als Kantonsrätin und Parteipräsidentin der CVP in Kriens und auf ihre zahlreichen ehrenamtlichen Engagements im sozialen Bereich, in der Bildung und der Kultur.

Nur bei der SP noch offene Fragen?


Bei den vier noch zu vergebenen Stadtratssitzen sind neben Christine Kaufmann (CVP) auch noch Cla Büchi und Judith Luthiger (beide SP), Roger Erni (FDP) und Marco Frauenknecht (SVP) im Rennen. Dabei scheint sich vor allem die Frage zu stellen, ob der Herausforderer Cla Büchi oder die Bisherige Judith Luthiger das Rennen für die SP machen wird. Die beiden beschreiten den Wahlkampf als Team. Die Bevölkerung konnte Cla Büchi ihre Anliegen für Kriens über seine Webseite mitteilen. Am vergangenen Freitag hat er diese nun mit Judith Luthiger auf dem Stadtplatz in Kriens publik gemacht.

Marcel Habegger

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region26.02.2024

Adieu, «Anzeiger Luzern»

Vom englischen Königshaus, von einem Podium unter Polizeischutz, Weltstars wie Anne-Sophie Mutter oder Joss Stone bis zum «falschen» Barenboim: Nach vielen…
Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis
Region26.02.2024

Stadt Luzern: besseres Rechnungsergebnis

Für das Jahr 2023 verzeichnet die Stadt Luzern einen Gewinn von 80 Mio. Franken, obwohl ein Verlust von 31,2 Mio. Franken budgetiert war.
Tourismus Luzern: fast komplette Erholung
Region26.02.2024

Tourismus Luzern: fast komplette Erholung

In der Stadt Luzern haben im Jahr 2023 20,8 Prozent mehr Gäste übernachtet als im Vorjahr und 3,9 Prozent weniger als 2019.