Quer über den Pazifik gerudert

Am 12. Juni fiel der Startschuss der Pacific Challenge. Mit dabei: Marina Hunziker aus Meggen. Die 32-Jährige berichtet, wie sie die 4500 Kilometer lange Pazifiküberquerung im Vierer-Ruderboot erlebt – und weshalb aus dem Quartett ein Trio wurde.

Von links: Iris Noordzij, Mat Steinlin, Marina Hunziker und Paul Lore. Bilder: PD

Von links: Iris Noordzij, Mat Steinlin, Marina Hunziker und Paul Lore. Bilder: PD

Das Team Ohana um Marina Hunziker bei einer Testfahrt vor der kalifornischen Küste.

Das Team Ohana um Marina Hunziker bei einer Testfahrt vor der kalifornischen Küste.

Gut und warm eingepackt, trotzt das Quartett den widrigen Bedingungen.

Gut und warm eingepackt, trotzt das Quartett den widrigen Bedingungen.

Wasser, Wasser, Wasser und ein Ruderboot inmitten des Pazifiks.

Wasser, Wasser, Wasser und ein Ruderboot inmitten des Pazifiks.

«Hallo zusammen! Wir haben ... – ist es Tag 25? Oder 26? Egal. Wir alle merken das Kaloriendefizit, den Schlafmangel, die Anstrengung. Darum müssen wir noch mehr darauf achten, was wir essen und damit wir genug schlafen. In den vergangenen 24 Stunden haben wir 78 Meilen geschafft. Und sonst – gibt es nichts Neues: Wir rudern, essen, schlafen, rudern.» Es sind dies die Worte von Marina Hunziker an ihre Familie und ihre Freunde, gesendet von einem Ruderboot irgendwo im Nirgendwo mitten auf dem Pazifik via Satelliteninternet. Denn die 32-Jährige stellt sich gegenwärtig ihrer wohl grössten sportlichen Herausforderung: Anlässlich der Pacific Challenge überquert sie in einem Viererteam den Pazifik.

Rückblick. Es ist Mitte Mai, als Marina Hunziker ihre Koffer gepackt hat und ins Flugzeug nach Florida gestiegen ist. Dort traf sie auf ihre Teammitglieder Iris Noordzij (Ho), Paul Lore und Mat Steinlin (beide USA). Kennen gelernt hatte sich das Quartett nach der Überquerung des Atlantiks, und die Idee, sich zu viert an den unbe­rechenbareren Pazifik zu wagen, wurde schnell realisiert.

Nun, in Florida begann dieses Abenteuer – allerdings an Land. Denn so musste ihr Ruderboot erst quer durch ganz Amerika ins kalifornische Monterey transportiert werden. Nachdem sie dort angekommen waren, wurden Boot, Material sowie Nahrungsvorräte mehreren Inspektionen unterzogen, bevor dann am 12. Juni kurz vor sieben Uhr Ortszeit der Startschuss fiel und sich 14 Boote auf in Richtung Kauai, Hawaii, machten.

Marina Hunziker: «Hallo zusammen! Wir haben Tag zwei. Und kein bisschen Wind. Wir müssen alles geben, um vorwärtszukommen.» Wegkommen vom Festland – das hatte Hunziker bereits im Vorfeld als eine der grösseren Challenges, welche auf sie zukommen würden, genannt. Ebenso die oft wechselnden Winde wegen des «El-Niño-Jahres», bei welchem an der Westküste Amerikas Wetterkapriolen, begleitet von starken Winden, fast schon alltäglich sind. Einen Tag später liefert Hunziker quasi die Bestätigung: «Tag drei. Viel zu viel Wind. Und aus der falschen Richtung.»

Sturmwarnung auf Hawaii

Gerudert wird in Zwei-Stunden-Schichten. Heisst: zwei Stunden rudern, zwei Stunden Zeit, zu schlafen, sich zu waschen oder allfällige Arbeiten am Boot zu bewerkstelligen und vor allem auch um zu essen. Nahrung, welche für 55 Tage ausreicht, wurde im Boot verstaut; mit jeweils täglich 3400 Kalorien gerechnet sind die Rationen der beiden Frauen, bei den Männern sind es gar einige hundert mehr. «Wir essen alle wie die Monster», bestätigt dann auch Marina Hunziker. «Wir gehen hungrig schlafen und wachen hungrig auf.» Sie sagt dies in ihrer Sprachnachricht von Tag 16. Was zu jenem Zeitpunkt noch fast niemand weiss: Seit beinahe zu Beginn des Rennens rudern neben Marina Hunziker lediglich die beiden Männer. Die Holländerin Iris Noordzij hatte – kaum war das Boot unterwegs – sich dem Unterfangen plötzlich verweigert. Erklären konnte sich dies keiner, damit leben mussten alle. «Und weil sie mehr gebremst hat, haben wir endlich beschlossen, dass sie nicht mehr an die Ruder geht», so Hunziker. Doch berichtet sie dies an Tag 30 des Rennens, und in der Zwischenzeit hat das Team viel Zeit liegen lassen wegen Noordzijs Widerwillen. Damit aber nicht genug der Hiobsbotschaften zu Rennende hin. Denn ausgerechnet um das geplante Ankunftsdatum am 18. oder 19. Juli soll es im Zielgelände in Kauai heftig stürmen. Marina Hunziker sagt: «Jetzt müssen wir unseren Speed von drei Knoten halten, damit wir vor dem Sturm in Hawaii ankommen.» Und in Hawaii? «Dort», sagt sie, «freue ich mich, endlich die Füsse in den Sand zu stecken. Zu duschen. Frische Früchte zu essen. Und einen Gin Tonic zu trinken – mit Eiswürfeln in einem Glas.» Mit Letzterem möchte Hunzikers Partner Stefan Kurz, der sich am Sonntag nach Kauai aufgemacht hat, im Ziel seine Freundin in die Arme schliessen. Und dann wird Marina Hunziker die vielen Strapazen vergessen haben – zumindest für den Augenblick.

Daniela Zeman

 

Zur Person:

Stephan Bucher ist in Hämikon aufgewachsen. Er absolvierte eine Lehre als Elektromonteur, später die Hotelfachschule und 2016 einen MBA. Seit 2002 ist er Inhaber vom Haus Österreich Weinimport in Luzern. Mit seiner Frau Marija führt er zudem seit 2012 das Boutique-Hotel Schlüssel am Franziskanerplatz in Luzern. Mit Marija ist der oberste «LFK-Huerenaff» seit 2012 verhei­ratet. Sie haben eine Tochter und wohnen in der Stadt Luzern.

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