Private und öffentliche Hand sollen sich die Kosten teilen

Roger Sonderegger präsentierte am City-Talk der City-Vereinigung die Idee der Stadtpassage, erstmals sprach er dabei auch darüber, wie das Projekt finanziert werden soll.

Vielerorts gibt es bereits solche unterirdische Verbindungen. So etwa zwischen der Gotthard-Matterhorn-Bahnstation in Andermatt und der Station der Gondelbahn «Gütsch-Express». Bild: Bruno Gisi

Die Stadtpassage sieht ein Carparking unter dem Kantonsspital und eine unterirdische Verbindung in die Altstadt vor. Aktuell ist die Stadt mit der Machbarkeitsstudie beschäftigt, die klären soll, ob die Idee eines Carparkplatzes im vierten Untergeschoss des geplanten Parkhauses des Kantonsspitals eine Carzufahrt aus dem Friedental sowie eine Passage, die vom Spital in die Altstadt führen soll, umsetzbar sind und wie sich eine Trägerschaft dafür organisieren lässt. Am Mittwochabend wurde Roger Sonderegger, Verwaltungsratspräsident der Stadtpassage AG, am City-Talk der City-Vereinigung im Maskenliebhabersaal erstmals konkreter bezüglich der Kosten.

Kosten sollen verteilt werden

Gemäss einer ersten Machbarkeitsstudie, die die Stadtpassage AG selbst in Auftrag gegeben hatte, belaufen sich die Kosten auf rund 200 Millionen Franken. Diese Kosten sollen sich private Investoren und die öffentliche Hand teilen. Auf privater Seite rechnet Sonderegger damit, dass rund 100 Millionen investiert werden könnten. «Eine private Kraft tut dem Projekt sicher gut, alleine stemmen können wir es aber nicht», so Sonderegger. Im Rahmen des Programms Agglomerationsverkehr könnte sich auch der Bund mit bis zu 45 Prozent am Projekt beteiligen. Vorsichtig rechnete Sonderegger am Mittwochabend mit etwas mehr als 20 Prozent, also 45 Millionen Franken. So müssten sich der Kanton und die Stadt Kosten von rund 55 Millionen Franken teilen. «Das ist immer noch viel Geld. Viele Leute haben die Velostation in der Stadt abgelehnt, weil es ihnen zu teuer war, und da sprach man von 20 Millionen Franken», so der Grossstadtrat der Mitte. Für ihn ist auch klar: Ein so teures Projekt wäre nicht mehrheitsfähig, wenn es nur der Carparkierung dienen würde. «Wenn man berücksichtigt, dass das Kantonsspital eine gute Zufahrt erhalten würde, wäre dies beispielsweise ein Nutzen, der über die Carparkierung hinausgeht und eine Mitfinanzierung der öffentlichen Hand auch rechtfertigt», meint er.

Neben der besseren Erreichbarkeit des Kantonsspitals nannte er am Mittwoch weitere Dinge als Pluspunkte. Ein Plus wäre: Wenn die Zufahrt aus dem Friedental stehen würde, könnte der Aushub über diesen Zugang weggeführt werden anstatt über die Spitalstrasse, wo mehr Verkehrsbehinderung verursacht werden würde. Beim Erweiterungsbau des Spitals, der unabhängig von der Stadtpassage auf jeden Fall gebaut wird, ist auch eine Erdsonde geplant. Das Spital benötigt in Zukunft also keine Fernwärme mehr. In den Stollen könnte auch eine Fernwärmeleitung in die Altstadt verlegt werden. Zudem könnte die Halle, wenn sie in der Nacht leer stünde, von den Verkehrsbetrieben oder als Zwischendepots für Lieferungsketten genutzt werden.

Panik-Aspekt noch nicht bedacht

Im Anschluss an die Präsentation konnten die Anwesenden – knapp 100 Gäste – Fragen stellen. Dabei wurde ein Punkt angesprochen, der bisher im Projektteam noch nie besprochen wurde: jener bezüglich einer Personenbegrenzung, damit keine Massenpanik aufkommen kann. «Was ist an Tagen wie an der Fasnacht, wenn plötzlich sehr viele Leute auf einmal durch die Passage laufen?», fragte ein Zuhörer. Sonderegger antworte ehrlich: «Das ist ein guter Punkt, an den wir bisher noch nicht gedacht haben.» Geplant hat man bisher die Rushhour-Zeiten, wenn viele Leute gleichzeitig durch die Passage strömen könnten. Gemäss Abschätzungen der Stadt werden pro Stunde und Richtung maximal 3000 Menschen die Stadtpassage nutzen. 

Möglich ist, dass die Passage an Tagen mit grossem Menschenaufkommen gesperrt würde. Schliessungen sind ebenfalls während gewisser Stunden in der Nacht angedacht, um die Sicherheit gewährleisten zu können.

Das weitere Vorgehen 

Bis Ende 2022 forderte der Verwaltungsrat des Kantonsspitals von der Stadt ein klares Bekenntnis zur Stadtpassage. Mit dem Auftrag einer Machbarkeitsstudie war dies ein genügend grosses Bekenntnis, um die Zufahrt vom Friedental und den Zugang zur Stadtpassage in die Ausschreibung des Architekturwettbewerbs aufzunehmen. 

Im Herbst wird der Grossstadtrat die Machbarkeitsstudie behandeln und je nachdem einen Projektierungskredit aussprechen. Für 2027 wäre der Baubeginn für 2030 die Eröffnung geplant. Der Zeitplan ist relativ eng, würde aber zumindest gut mit dem Car-Provisorium beim Südpol passen, dieses läuft 2032 aus. Dann benötigt man so oder so wieder eine andere Lösung für die Reisecars. Ist der aktuelle Zeitplan zu eng, könnte der Bau der Passage in die nächste Bauphase des Kantonsspitals verschoben werden. Dies hätte eine Verzögerung von rund fünf Jahren zur Folge.

Marcel Habegger

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