Podium mit Tenüwechsel

Vier der fünf Kandidaten für den Gemeinderatssitz von Josef Schmidli präsentierten am letzten Mittwoch ihre Ideen für Emmen. Einer tat dies mehrheitlich in Badehose und Hawaii-Hemd.

Von links: Raphael Beck («Emmen am See»), Marco Huwiler (Grüne), Andreas Roos (Die Mitte) und Reto Bieri (SVP). Bild: Marcel Habegger

Will Emmen einen Grünen-Vertreter, einen zweiten «Die Mitte»-Mann, einen SVP-Gemeinderat oder mit Raphael Beck einen der Bewegung «Emmen am See», welche eben gerade das zum Ziel hat: einen See in Emmen, um damit die Lebensqualität ­zu steigern?

Letzten Mittwoch hatten die Emmer:innen die Gelegenheit, sich ein Bild über vier der fünf Kandidaten zu machen. Vital Burger (parteilos) hat bereits mehrfach für Exekutivämter kandidiert, war am Mittwoch nicht vor Ort.

Raphael Beck, dem es nach eigenen Worten vor allem darum geht, den Bekanntheitsgrad der Bewegung «Emmen am See» zu steigern, wechselte seine Kleidung während des Podiums von Anzug auf Bade­hose und Hawaii-Hemd. Einen totalen Striptease legte er nicht hin, die Badehose trug er bereits unter der Anzugshose. Die ­Diskussion über Finanzen fand er am ­Mittwoch «megalangweilig. Ich bin der Meister, wenn es darum geht, Projekte umzusetzen ohne Geld von der Gemeinde.» Er bezog sich dabei etwa auf den Themenspielplatz. Weiter konterte er auf die Worte von Reto Bieri, der erklärte, es müssten neue Schulen ­gebaut werden: «Eben nicht, die Kinder müssen mehr nach draussen.»

Einsatz für einen Schnellzug-Halt

Neben ihm stand Marco Huwiler: Der 29-Jährige der Grünen ist der jüngste Kandidat für den Sitz des abtretenden Josef Schmidli (Mitte). Der Akquisiteur und Immobilienentwickler will Emmen so planen, dass es auch für die heutige ­Jugend noch lebenswert ist. Er meinte beispielsweise im Bereich Bau, dass man in der Verwaltung einen guten Job mache. «Ich weiss, wie schwierig es ist, einen Investor von einer Sache zu überzeugen, was da die Gemeinde leistet, bekommt die Bevölkerung aber noch zu wenig mit.» Auch will er weiterhin für den ÖV-Ausbau, unter anderem einen Schnellzug-Halt für Emmenbrücke, kämpfen.

Der 55-jährige Andreas Roos (Die Mitte) meinte auf die Frage, weshalb es einen zweiten «Mitte»-Mann brauche: «Ich arbeite sehr prozessorientiert, habe viel Führungserfahrung. Zudem bin ich seit 2011 im Parlament, weiss, wo der Schuh drückt, und kann den Gemeinderat unterstützen.»

Auch Reto Bieri (SVP) betonte seine breite Erfahrung, und er sei auch einer, der anpacken könne. «Wir haben in Emmen ein strukturelles Problem», so Bieri. Die Lösung liege in der Ansiedelung von Gewerbe und darin, steuerkräftige Menschen nach Emmen zu holen. «Es wollen immer mehr Leute in die Zentren kommen, da müssen wir dafür sorgen, dass wir das positiv steuern können. Wir haben Ansätze dafür», meinte Marco Huwiler. Wie dies konkret angestellt werden soll, bekamen die Emmer:innen im gut gefüllten Saal des Restaurants Prélude nicht zu hören.

Ausser Beck ist man im Grundsatz mit der Arbeit des Gemeinderats auch zufrieden. Einzig Beck sagte: «Alle sprechen von ­Klimaschutz, es wird aber immer weiter alles zubetoniert. Wenn wir so weiter­machen, laufen wir gegen eine Wand.»

Der Einfluss ist beschränkt

Marco Huwiler betonte auch den Vorteil von Tempo 30 auf der Gerliswilstrasse. Jedoch ist dies ein Thema, das ein Gemeinderat kaum beeinflussen kann, denn die ­Gerliswilstrasse ist eine Kantonsstrasse. Auch der aktuelle Gemeinderat war im Saal vertreten. Während sich Gemeinderat ­Brahim Aakti (SP) nicht äussern wollte, stellte Finanzdirektor Patrick Schnellmann klar: «Über vieles, das hier diskutiert wird, hat man als Gemeinderat relativ wenig Einfluss.» Er sprach dabei die Diskussion über die Gerliswilstrasse an oder einen möglichen Schnellzug-Halt in Emmenbrücke. «Da sind die Möglichkeiten des Einflusses beschränkt.» Wie sein Parteikollege Anderas Roos oder auch Marco Huwiler im Podium betonten, sagte auch Schnellmann: «80 bis 85 Prozent der Ausgaben sind zweckgebunden, und es besteht nur ein sehr kleiner Spielraum. In den restlichen Prozenten ­besteht Gestaltungsmöglichkeit, und man kann einiges bewirken», betonte Schnellmann. Wer sein neuer Ratskollege wird, entscheidet sich am 27. November.

Marcel Habegger

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