«Parkplatz-Räuber Borgula»

Beizenfasnacht sei keine richtige Fasnacht, sagten Kritiker:innen vor der ersten Ausgabe. Inzwischen hat sich die «Värsli-Brönzlete» aber etabliert – die Beizen waren schnell ausverkauft, und die Gruppen steigerten sich auf die zweite Ausgabe hin ebenfalls.

«Am beschte wärs, sie gäbdid Forfä, ruumid d Stadtion ratzfatz, teered s Speelfäld, ond so hättisch för die Car de ändlech Platz!» «D Bögugäber» über Carparkplätze und den FCL im «Lapin». Bild: Andréas Härry

Der grüne Luzerner Stadtrat darf stolz sein. Seine politischen Botschaften zur Entwicklung der Stadt Luzern waren – natürlich grell überzeichnet – omnipäsent an der Zweitausgabe der «Värsli-Brönzlete» am «komische Frytig». Wer sich in Luzern exponiert, egal in welche Richtung, bekam das in den neun beteiligten Gaststätten von zehn verschiedenen Gruppierungen heftig-witzig um die Ohren gehauen. Der von Kurt Sidler ersonnene Anlass hat sich bereits fest in die Traditionsagenda der Luzerner Fasnacht eingebrannt. Er darf als legitimer Nachfolger der aus der Zeit gefallenen Fasnachtsbälle angesehen werden. Fasnachtsbegeisterte aller Couleur und viel Lokalprominenz wurden einen Abend lang mit Versen «angebrönzelt», die zum Teil der Oberklasse des Genres zugeordnet werden dürfen. Ein paar Beispiele.

Andréas Härry

 

Gruppe: MLG-Theaterbuebe
Au d Stadt Lozärn hed en Öko-Magistrat, en Balthasar Glättli em Chliiformat. De Troschtpriis be jeder Waal-Tombola: de Parkplatz-Räuber Borgula.

 

Gruppe: D Bögugäber
Diese Gruppe brachte den meistbeklatschten Vers zum Thema «Freiheitstrychler»: Nüt esch i üüsem schöne Land 
so grächt verteilt wie de Verstand, e jede meint, är heigi gnueg devo becho.

Onbegränzt die mönschlech Dommhejt, do degäge helft halt nüüt. Nome guet, erkönnsch die Dömmschte a däm Trychler-Gloggeglüüt.

Und zwei Probleme werden auf einen Schlag gelöst: Scho länger lauft’s bim FCL leider ned eso, wies sell, dä Grotte-Kick chasch eifach nömme gse.

Am beschte wärs, sie gäbdid Forfä, ruumid s Stadion ratzfatz, teered s Speelfäld, ond so hättisch för die Car de ändlech Platz.

Eine gewagte Brücke wagt die Gruppe von den Taliban nach Luzern: D Frau esch dehei, luegt zo de Chend, das gelt jetzt 
in Afghanischtan als modärn. S donkt üs fascht, seg wie be üs do i de Safran-Zonft z Lozärn.

 

Gruppe: Zunftrat zu Gordon Blööö
Stadtrat Borgula werden mehrfach die Leviten gelesen: «Fuessgängerinnestreife» – ech glaub, ech spinne! Zom Znacht geds Büürinnebrotworscht met Härdöpfelinne. Au kaufmännisch esch lätz – genau wie unbemannt. Drom mach es Stärnli  ganz galant.

För d Velo eschs es Königriich – vom König Borgula e rote Teppich öberall –, chasch alles gratis ha: Öb Rotliecht, Zebrastreife – das esch alles keis Problem. Chasch omefräse, wie du wotsch – s esch alles legitim.

Bald geds kei Auto ond kei Car me i de Stadt Lozärn. Ond us de Parkplätz möcheds Bistros – das hend alli gärn. Das füert dezue, dass d Ambulanz ond d Füürweer muess omdänke: Si müend a iri Velo bald es Blauliecht änehänke.

 

Gruppe: D Pfotter-Motteris
Die Fasnachten im ganzen Land freuen sich über die Taten des Ex-Raiffeisen-Chefs: Esch de Pierin Vincenz doo? Wenn jo, söll är weder usegoh. Wöu mier send ganz en anderi Sippe, senged Schnetzelbänk – ond düend ned strippe.

 

Gruppe: De Trompeter
Die Erziehung ist schuld am Klimawandel: Üs hends jo emmer gseid: «Uusässe ged schöns Wätter!» Was hemmer ez defo? Klimaerwärmig ond decki Chend …

Konsum geht vor Moral: Be go Kondom chaufe för s Frömdgo – ha aber trotzdem Treuepönkt öbercho!

 

Gruppe: Bianchineri
Näb em Röschtigrabä redt mer etz meh und meh au vom nä Grabä zwüschet Stadt und Land. Der stört aber üsä Stadtrat Borgula niid – nei, der spilt im sogar i d Hand! Nach derä verlornä Abstimmig well är uf em Stadt-Land-Grabä än Deckel betoniärä: Drufobä wär Platz für d Määs, und undä chönnt mer d Velostazion integriärä.

Und die von Fasnächtlern so geliebten Veganer: D Viola Amhärd, üsi VBS-Chefin, isch üsserscht revoluzionär: Si änderet das und dises i dem verstaubtä Militär.

Etz tuäd si sogar üsserscht innovativ ä Barfuäss-Trupp installiärä. So cha mer de au d Veganer, wo käni Läderschuä wend trägä, problemlos rekrutiärä.

 

Gruppe: urbi@orbi
Zum Klimawandel werden Luzerner Bemühungen gelobt: Zvöu forze tüend die Chüe ond d Söi, drum hend mir vöu zvöu CO2. Zum Glück bruchts  weniger Chäubli ond Muni – dank de vegane Menü a de Lozärner Uni.

Regierungsrat Paul Winiker und die FCL-Feier – ein obligatorisches Thema: Är hed zwor gwösst, s esch illegal, doch im Paul esch das egal. Hed är doch as Regierigsroot zom Polizeichef e deräkte Droot.

Auch der englische Premierminister Boris Johnson kriegte seine Dosis Spott: Z England hends öberall e uhuere Engpass. 
Nach em Brexit macht s Läbe det kei Spass: lääri Gschtöu ond zwenig Lastwageschofför – ond em Boris fält Grips ond 
e guete Coifför.

 

Mehr zur Värsli-Brönzlete Fasnacht 2022 in Luzern gibt es hier.

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