Panik ist unangebracht
Durch die Pandemie fürchten sich viele Jugendliche, diesen Sommer keinen Lehrvertrag in der Tasche zu haben. Wie sich zeigt, ist die Situation aber gar nicht so, wie viele befürchten.
Das WAS Wira Luzern hat im Herbst die Befürchtung geäussert, für junge Leute könnte es schwieriger werden, für den Sommer 2021 eine Lehrstelle zu finden. Angespannt war man auch in der Gastrobranche, denn wegen der vielen geschlossenen Restaurants ist es aktuell komplizierter, beispielsweise den Kochberuf zu schnuppern. «Wir hatten Angst, dass viele beispielsweise in die Baubranche abwandern könnten, da dort die Situation einfacher ist», sagt Thomas Tellenbach, Betriebsleiter Aus- und Weiterbildungszentrum G‘ART.
Wie eine aktuelle Erhebung der Branche zeigt, sind diese Ängste aber unbegründet: Stand jetzt wurden bisher bereits genau gleich viele Koch-Lehrverträge abgeschlossen (42) wie im Vorjahr und gar mehr als 2019 (34). In der gesamten Gastrobranche sind es aktuell noch einige weniger als im Vorjahr (100/123). Der deutlichste Unterschied ist bei Fachmann/-frau Hauswirtschaft festzustellen: Da wurden bisher erst 10 Verträge unterzeichnet, im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt bereits 25 gewesen.
«Schüler und Eltern sind nervös»
Christof Spöring, Leiter Dienststelle Berufs- und Weiterbildung, stellt fest, dass bei den Jugendlichen und den Eltern eine grosse Nervosität vorhanden ist. «Nur weil ein Kind eine Absage erhält, heisst das noch lange nicht, dass es keine Lehrstelle finden wird», versucht er die Gemüter zu beruhigen. «Sucht weiter, das Gewerbe braucht euch!», spricht er die Schülerinnen und Schüler direkt an. «Man muss ein marginales Problem nicht skandalisieren, nur weil einzelne von 250 Berufen in diesem Jahr etwas mehr Schwierigkeiten haben als in anderen Jahren.»
Gemäss Spöring besteht auch bei mehr als der Hälfte der Luzerner Betriebe weiterhin die Möglichkeit, Schnupperlehren zu absolvieren. Dies gilt auch für diejenigen, die Koch lernen möchten. Weiterhin besteht die Möglichkeit in Hotels, Mensen, Spitälern oder Pflegeheimen, den Beruf live zu erleben. Andere organisieren zumindest Führungen, und die Kandidatinnen und Kandidaten können sich mit Lernenden austauschen. «Letztes Jahr dachte man auch, es würde in einer Katastrophe enden, am Ende waren Ende August 2020 genauso viele Lehrverträge unterzeichnet wie 2019, und in diesem Jahr sind wir auf die Situation vorbereitet», stellt Spöring klar.
Deshalb ist er aktuell nicht beunruhigt, auch wenn einige andere Zentralschweizer Kantone schon etwas weiter sind als Luzern. Im Mai wird die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung zusammen mit dem Gewerbeverband eine zusätzliche Lehrstellenbörse online durchführen. «Ich gehe davon aus, dass dies einen zusätzlichen Schub verleihen wird», sagt Spöring. Ein Viertel der Lehrverträge wird normalerweise in den Monaten Juni bis August unterzeichnet.
Ähnlich viele Stellen zu besetzen
Die Migros Luzern sucht aktuell noch 35 Lernende für den Sommer. Gemäss Claudius Bachmann, Mediensprecher der Migros Luzern, sind dies ähnlich viele wie im Vorjahr. Insgesamt stellt die Migros Luzern jährlich rund 80 Jugendliche in 14 verschiedenen Lehrberufen an, wobei die Mehrheit davon im Detailhandel ist. Für den Sommer 2021 sind beispielsweise noch Lehrstellen als Detailhandelsfachfrau, Gebäudereiniger oder Systemgastronomin frei.
Auch Steffen Trindler, Leiter Fachstelle Berufsbildung bei der Stadt Luzern, stellt keine Unterschiede bei der Besetzung der Lehrstellen fest. Aktuell sind wie in anderen Jahren noch vier Lehrstellen zu besetzen: zwei Lehrstellen in der Betreuung und ebenfalls zwei als Fachperson Betriebsunterhalt, Fachrichtung Hausdienst. «In beiden genannten Berufen ist es üblich, dass wir die Stellen erst im Februar und im März ausschreiben», erklärt Trindler. Die beiden Betriebe stützen also die Einschätzung von Christof Spöring, dass es für die Jugendlichen keinen Grund gibt, nervös zu werden.
Marcel Habegger