Optimist oder Pessimist? Verbesserer!

IHZ-Direktor Adrian Derungs. Bild: PD

Die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ verleiht seit über 30 Jahren den Zentralschweizer Innovationspreis. Immer wieder zeigt sich dabei, wie ideenreich die Unternehmer in unserer Region sind. Vor wenigen Tagen hat die Jury wiederum getagt, um die diesjährigen Bewerbungen ein erstes Mal zu sichten. Die Auswahl ist dabei in diesem Jahr aussergewöhnlich gross:

Beinahe 30 Dossiers wurden eingereicht. Diese stammen aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichsten Lösungsansätzen für aktuelle Herausforderungen. Alle Menschen hinter diesen Ideen haben im Kern jedoch eine Gemeinsamkeit. Sie haben ja gesagt zur Veränderung, sie alle haben in ihren Bereichen ein Verbesserungspotenzial erkannt und an eine Idee geglaubt. Es hätte für sie tausend Gründe gegeben, diesen Weg nicht zu gehen. Es hätte tausend Gründe gegeben, Nein zu sagen zu diesen Projekten und den damit verbundenen Veränderungen. Es hätte Tausende Zeitpunkte gegeben, zu zweifeln und einen einfacheren Weg zu gehen.

Diese konkreten Innovationen wirken inspirierend und ich frage mich, wie es mit meiner Bereitschaft zur Veränderung aussieht? Schliesslich hat bereits der französische Philosoph Voltaire bemerkt, dass wir Menschen zwar den Fortschritt lieben, Veränderungen jedoch hassen. 

 

Halb volles oder halb leeres Glas

Wir verändern uns; stündlich, täglich, Jahr für Jahr. Meist unbewusst, manchmal unfreiwillig, bisweilen ganz gezielt. Eine Veränderung bedeutet aber gleichzeitig Verzicht auf Stabilität und Beständigkeit. Man verlässt das gewohnte Umfeld und wagt etwas Neues. Folglich bringen Veränderungen auch Ungewissheit und Belastungen mit sich. Der Pessimist sieht dabei ein halb leeres oder zu grosses Glas; der Optimist ein halb volles. Doch diese statische Betrachtung eines Glases reicht nicht aus, um Veränderungen zu beurteilen. 

Es widerstrebt uns, stabile Zustände und geformte Identitäten aufzugeben. Doch ein starres Festhalten können wir uns im 21. Jahrhundert nicht mehr leisten. Der Wunsch nach langwährender Stabilität und Planbarkeit erweist sich zunehmend als trügerisch, das haben uns die vergangenen Monate deutlich vor Augen geführt. Wir leben in einer komplexen Welt, die wir weder umfassend verstehen, noch vorhersehen können. Wir sind stetigem Wandel ausgeliefert, ob uns das passt oder nicht. Dabei laufen wir Gefahr, zu stagnieren, zu resignieren und den Mut zu verlieren. Agieren wir jedoch mit Zuversicht, Gelassenheit und Flexibilität, können wir die mit Sicherheit eintretenden Veränderungen selber gestalten – Anpassungsfähigkeit ist gefragt. 

 

Die Frage ist: Wird nachgeschenkt?

Deshalb bringt uns auch die Frage nach dem halb leeren oder halb vollen Glas nicht weiter. Es ist nicht relevant, ob es im Moment halb voll oder halb leer ist. Entscheidend ist, dass wir aus eigenem Antrieb nachschenken können, wenn sich das Glas geleert hat. Das heisst, wir müssen fähig sein, Bestehendes zu verbessern. Deshalb ist Pessimismus auch keine nachhaltige Option. Denn der Pessimist trinkt das Glas im besten Fall ganz aus, wird aber niemals nachschenken. Er kann kein persönliches Engagement eingehen und keine Verantwortung übernehmen, da ihm der Sinn für die Möglichkeiten und Verbesserungen fehlt. Es braucht vielmehr Optimismus und Zuversicht. Keinen platten Optimismus ohne Berücksichtigung von Kritik, sondern einen reflektierten, der die möglichen Veränderungen, Innovationen und Chancen erkennt. Genau dies tun die Zentralschweizer Unternehmer generell, aber ganz besonders jene, die sich Jahr für Jahr mit ihren Projekten für den IHZ-Innovationspreis bewerben. Davor habe ich grossen Respekt. Deshalb ist Optimismus Pflicht. Als Optimist bin ich der Ansicht, dass wir in der bestmöglichen Gesellschaft leben, denn sie hält für uns alle grosses Verbesserungspotenzial bereit. Aber wir alle sind in der Pflicht – packen wir es an!

Adrian Derungs

 

Kolumne

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