Normalität ist kein Grund, um etwas zu ändern

Die Ladenbesitzer:innen können erstmals seit zwei Jahren wieder mit einem normalen Advents­verkauf rechnen. Die Öffnungszeiten passt trotzdem fast niemand an. Der Wildwuchs geht weiter.

Im Segment Mode und Accessoires haben die wenigsten Luzerner Geschäfte bis um 19 Uhr geöffnet. Bild: Bruno Gisi

Während der Coronapandemie waren die Begründung, weshalb die Luzerner ­Geschäfte ihre Öffnungszeiten nicht ­anpassen, die fehlenden Frequenzen. Zweieinhalb Jahre nach der Reform der Ladenöffnungszeiten herrscht weiterhin ein Wildwuchs an Öffnungszeiten in der ­Innenstadt: Auf der Website der City-Vereinigung Luzern sind in der Rubrik «Mode und Accessoires» 97 Geschäfte aufgeführt. Dabei werden 58 verschiedene ­Varianten an Öffnungszeiten aufgeführt. Das häufigste Modell ist: Montag bis Freitag, 9 bis 18.30 Uhr, am Donnerstag bis 20 Uhr und am Samstag bis 17 Uhr. Diese Variante wird von sieben Geschäften angewendet. Gerade mal 9 Firmen nutzen die seit Mai 2020 bestehende neue Möglichkeit, bis 19 Uhr anstatt 18.30 Uhr ­geöffnet zu haben, ­wobei 27 Geschäfte von der einstündigen Erweiterung bis um 17 Uhr am Samstag profitieren. Die Unternehmen, die im Bahnhof angesiedelt oder speziell auf den Tourismus ausgerichtet sind und besondere Öffnungszeiten haben, sind nicht einberechnet.

Wie stark sich die einzelnen Verlängerungen effektiv auch auf den Umsatz ausgewirkt haben, ist für Matthias Imgrüth von Schuhhaus Imgrüth schwierig abzuschätzen. «Das braucht auch eine gewisse Zeit, bis die neuen Öffnungszeiten in den Köpfen der Luzerner:innen sind», meint er. Das Kontraproduktivste sei, was nun passiere, nämlich, dass jeder seine eigenen Öffnungszeiten kreiere. «So weiss am Ende kein Kunde mehr, wer wann geöffnet hat.»

Bei Manor ist man gemäss Medien­sprecherin Claire Freudenberger erst jetzt dabei, wieder die Frequenzen von 2019, also vor der Pandemie, zu erreichen. Bei Manor orientiert man sich neben dem ­Ladenschlussgesetz an den von der City-Vereinigung vorgeschlagenen Ladenschlusszeiten. «Unser Ziel ist dabei, als Einkaufsdestination der Stadt Luzern für die Kunden:innen attraktiv zu bleiben», so Freudenberger. Nicht primär beim Shopping, aber bei der Restauration hat Manor eine Veränderung festgestellt. «Es ist spürbar, dass sich immer noch viele Personen im Homeoffice befinden oder sich während der Pandemie andere Verpflegungsgewohnheiten angeeignet haben», so Freudenberger. Das Restaurant Manora wird deshalb bereits um 17 Uhr anstatt wie bisher um 19 oder 21 Uhr geschlossen.

Keine Anpassung geplant

Grössere Betriebe wie Manor und die Migros schöpfen die neuen Möglichkeiten aus. Kleinere Betriebe halten sich da eher zurück, dies ändert sich auch im Hinblick auf den Weihnachtsverkauf nicht. Das Kleidergeschäft «Phänomen» am Weinmarkt plant für das Wochenende vom 10. und 11. Dezember einen Event mit Skibekleidung, ausser dem Abendverkauf am Donnerstag wird «Phänomen» jedoch auch im Dezember bereits um 18.30 Uhr schliessen. Und auch bei «Gränicher» wird man im Dezember an den bisherigen Öffnungszeiten festhalten. «Wir möchten auch für unsere Mitarbeiter:innen ein attraktiver Arbeitgeber sein, welcher auch auf die Bedürfnisse dieser Rücksicht nimmt. Im Verkauf haben wir jeweils eine sehr grosse Präsenzzeit, gerade in der Adventszeit», sagt Sonja Rogger-Furrer, Inhaberin von «Phänomen». «Leider ist es so, dass wir fast das einzige Geschäft in der Altstadt sind, welches diesen Abendverkauf für die Kunden anbietet. Somit ist dieser Abend für viele Kunden, welche einfach so durch die Stadt flanieren und da und dort einkaufen möchten, nicht mehr attraktiv. Schade!», sagt sie.

Etwas die Hände gebunden

Auch bei der City-Vereinigung Luzern würde man gerne einheitlichere Öffnungszeiten sehen. «Letztlich können wir aber nur Empfehlungen abgeben», sagt Lucas Zurkirchen, Ressort Politik bei der City-Vereinigung. «Wir können den Läden nicht wie etwa ein Shopping­center Vorgaben machen.»

In einer Umfrage, welche die City-Vereinigung Luzern letzten Sommer durchgeführt hat, haben 24 Prozent der Be­triebe angegeben, die ­Öffnungszeiten anpassen zu wollen. Mitgemacht haben knapp 60 Betriebe. Das wären 14 Betriebe. «Wir sind zuversichtlich, , dass die Geschäfte die Möglichkeiten langfristig mehr ausreizen werden und wir so einheitlichere Öffnungszeiten erreichen», sagt Lucas Zurkirchen.

Marcel Habegger

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