«Nichts geht von allein»

Der Trainer des HC Kriens-Luzern, Goran Perkovac, spricht im Interview über seine Erwartungen im Hinblick auf die neue Saison, über die Pilatus-Arena und über das erste Spiel der Europa League gegen Dubrava aus Kroatien, seinem Heimatland.

Das Wichtigste für den HC-Kriens-Luzern-Trainer ist es, eine Runde weiterzukommen – unabhängig davon, wer der Gegner ist. Bild: PD

Goran Perkovac, die ersten vier Testspiele haben Sie alle gewonnen. Wo steht Ihr Team, der HC Kriens-Luzern, kurz vor dem Saisonauftakt?
Freundschaftsspiele sind kein Massstab. Aber es ist schön, wenn man sie gewinnt. Denn aus Siegen kann man mehr lernen als aus Niederlagen.

Welche Schlüsse können Sie aus diesen Vorbereitungsspielen ziehen?
Bei den Gegenstössen und in der schnellen Mitte sind wir dank Janus Lapajne, der neu zu uns gestossen ist, deutlich stärker als noch in der vergangenen Saison. Ich spüre in jedem Training und in jedem Spiel, dass diese Mannschaft gewillt ist, etwas zu bewegen.

Werfen wir kurz ein Blick zurück. In der Saison 2018/19 belegten sie Ende Saison den 7. Platz, letzte Saison den 3. Rang. Was hat sich verändert?

Wir harmonierten in der letzten Saison sicher besser. Ein wichtiger Schlüssel waren die zwei Neuzuzüge aus Slowenien, Jernej Papez und Aljaz Lavric. Sie arbeiten sehr professionell und haben dies auf die ganze Mannschaft übertragen. Die beiden gehören nicht zu den weltbesten Handballern, sind aber gute Spieler mit einem unglaublichen Arbeitsfleiss.

Welche Rolle nehmen diese Leistungsträger bei der Förderung von jungen Spielern ein?
Eine enorm wichtige. Ein Trainer kann viel vermitteln, aber wenn die jungen Spieler sehen, wie ein Profi lebt und trainiert, ist das sehr wertvoll. Die Profis, die wir bei Kriens-Luzern haben, sind Jungs mit Supereinstellungen.

Welchen Stellenwert hat der Teamspirit?
Bei Champions-League-Mannschaften ist das weniger entscheidend. Auf unserem Level ist es von grossem Nutzen, wenn sich die Ausländer schnell integrieren. Sie haben alle innert sehr kurzer Zeit Deutsch gelernt. Die Sprache ist für die Integration enorm wichtig. 

Geschieht diese Teambildung von allein oder haben Sie ein Rezept?
Von allein geschieht fast nie etwas. Wenn der Trainer, der Staff und der Vorstand das nicht Tag für Tag predigen und vorleben, funktioniert es nicht. Es ist bekannt, dass in Kriens ein sehr guter Teamspirit vorhanden ist.

Sie haben bereits viele Handballstationen erlebt. Ist dieser familiäre Umgang typisch für den Handballsport? 
Nein, eher nicht. Die Profiteams sind oft lediglich im Training zusammen, daneben macht jeder sein eigenes Ding. Das macht in Kriens schon sehr viel Freude. 

Inwiefern hat Covid-19 die Saisonvorbereitungen beeinflusst?
Das hat sicher einiges beeinflusst. Dass wir die Saison im März abbrechen mussten, war sicher nicht förderlich für den Handballsport. Aber trotzdem ist Corona langsam aus unseren Köpfen verschwunden. Sicher ist es schade, dass wir nur einen gewissen Anteil an Zuschauern in der Halle haben dürfen. Aber wir sprechen im Team eigentlich nicht mehr über das Virus.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Saison gesteckt?
Die Umstellung in den Angriff muss sicher besser werden. Im Vergleich zur vergangenen Saison habe ich, wie bereits gesagt, in den Testspielen auch eine Veränderung gesehen. Auf der Torhüterposition erwarte ich ebenfalls nochmals eine Steigerung, obwohl Paul Bar letzte Saison bereits der drittbeste Torhüter der Liga war. Ich hoffe auch, das Kayoum Eicher nochmals einen Schritt vorwärtsmacht. Der dritte Punkt ist die Deckung, da haben wir auch noch Luft nach oben.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Schweizer Handballs im internationalen Vergleich?
Die Nationalmannschaft ist ein wichtiger Baustein auf der Baustelle Schweizer Handballsport. Wir haben ja noch nicht das Level erreicht wie das Eishockey oder der  Fussball. Die Nationalmannschaft ist bei dieser Entwicklung ein wichtiges Zugpferd. In den Vereinen benötigen die Verantwortlichen aber deutlich bessere finanzielle Möglichkeiten, damit sich die Spieler mehr auf Halbprofi- oder gar Profiniveau bewegen können. 

Wie denken Sie über die Diskussionen rund um die Pilatus-Arena?
Die wäre natürlich nicht nur für den Handballsport, sondern für alle Indoorsportarten enorm wichtig. Mich erstaunt, dass nun gewisse Leute mit einem Referendum versuchen, einen Stein in den Weg zu legen. Aber ich hoffe, dass die Krienserinnen und Krienser die gute Sache hinter diesem Projekt sehen. So eine moderne Halle ist unbedingt notwendig, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.

Zum Saisonauftakt treffen Sie am Samstag in der ersten Runde der European League auf RK Dubrava aus ihrem Heimatland Kroatien. Eine spezielle Affiche für Sie?
Es ist sicher schön, dass wir gegen ein Team aus Kroatien spielen können. Ich kenne diese Mannschaft auch und habe einige Kollegen, die dieses Team die letzten Jahre trainiert haben. Letztendlich spielt es für mich aber keine Rolle, ob wir gegen ein Team aus Kroatien, Portugal oder Luxemburg spielen. Für mich ist wichtig, dass wir eine Runde weiterkommen. 

Welche Art Partie erwarten Sie?
Dubrava ist sicher nicht so ein starkes Team wie PPD Zagreb, aber doch das drittbeste Team der kroatischen Liga. Daher wird es sicher keine einfache Aufgabe. Aber ich denke, wir sind im Moment das ausgeglichenere Team und blicke dieser Begegnungen positiv entgegen.

Marcel Habegger

EHF European League 1. Qualifikationsrunde HC Kriens-Luzern gegen RK Dubrava, Samstag, 29. 8., 18 Uhr, Krauerhalle Kriens.

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