Neues Modell ab 2024/2025

An der Volksschule Kriens besuchen die Schüler:innen ab dem Schuljahr 2024/2025 nach Übertritt in die Sekundarschule nur noch in Mathematik, Französisch und Englisch Spezialklassen.

Mit dem neuen System können in Kriens Systemwechsel semesterweise gemacht werden. Bild: Dominik Wunderli / «Luzerner Zeitung»

In Kriens wird die Sekundarschule heute nach dem «separativen Modell» geführt. Dieses sieht vor, dass alle Schüler:innen beim Übertritt von der Primar- in die Sekundarschule für alle Fächer in eines von insgesamt drei Niveaus (Niveau A, B oder C) zugeteilt werden. Die Jugendlichen besuchen den Unterricht in allen Fächern getrennt in ihrem Niveau.

Daneben stehen im Kanton Luzern zwei weitere Modelle zur Auswahl. Das «kooperative Modell» teilt die Schüler:innen den Stammklassen A, B oder C zu. Sie absolvieren den Unterricht in den Kernfächern Mathematik, Französisch und Englisch in einem der Niveaus A, B oder C. Kinder im Niveau C werden in einer eigenen Klasse geführt.

Das «integrierte Sekundarschulmodell» verzichtet auf die fixe Stammklassenzuteilung nach Niveau. Schüler:innen werden in eine Stammklasse A/B/C eingeteilt und besuchen den Unterricht in den Kernfächern gemäss ihrem Leistungspotenzial in einem der Niveaus. Im Kanton Luzern haben die Gemeinden selber die Wahl, welches der drei Modelle sie anwenden wollen. 

 

Drei Fächer im Zentrum

Nach Abwägung der Vor- und Nachteile hat der Stadtrat auf Antrag des Bildungs- und Kulturdepartements jetzt entschieden, dass Kriens ab dem Schuljahr 2024/2025 stufenweise das integrierte Modell einführen wird.

Beim Übertritt von der Primar- an die Sekundarschule werden die Schüler:innen neu unabhängig von ihrem Niveau in eine Sekundarklasse zugeteilt. Einzig in den Kernfächern Mathematik, Französisch und Englisch besuchen sie den Unterricht in einem Niveau, das ihrem Leistungspotenzial entspricht. Basis für diese Zuteilung bilden die schulischen Leistungen der Lernenden in der 5. und der 6. Klasse. 

Ausschlaggebend für den jetzt geplanten Systemwechsel waren in erster Linie pädagogische Überlegungen, aber auch Fragen des Selbstverständnisses der Volksschule Kriens und ihrer Werte. Sie versteht sich schon seit geraumer Zeit als integrative, bisweilen auch inklusive Schule, in der die Verschiedenheit der Kinder die neue Normalität ist. 

Auf diesem Weg will die Volksschule Kriens der heutigen gesellschaftlichen Realität Rechnung tragen. «Das heutige separative Modell birgt – insbesondere durch die Selektion in fixe Niveauklassen nach der 6. Primarklasse – das Risiko, die Chancenungleichheit zu fördern», sagt Stadtrat Marco Frauenknecht. «Der heutige Schulalltag zeigt, dass schulische Beurteilungen und Selektionen in einem engen Zusammenhang mit der sozialen Herkunft stehen. Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien besuchen trotz vergleichbarer Begabung überproportional häufig die Niveaus mit Grundansprüchen», so Frauenknecht weiter. Das heutige separative Modell mit der Bildung leistungshomogener Gruppen führe deshalb zu einer Verstärkung der sozialen Ungleichheiten.

«Das neu gewählte integrierte Modell vergrössert den Spielraum der individualisierten Förderung, weil die Jugendlichen die Kernfächer ihren tatsächlichen Leistungsmöglichkeiten entsprechend besuchen können», erklärt Markus Buholzer, Rektor Volksschule Kriens. 

Die meisten Sekundarschulen des Kantons Luzern arbeiten mit dem kooperativen oder dem integrierten Modell. Das integrierte Sekundarschulmodell hat aus Sicht der Volksschule Kriens jedoch deutliche Vorteile.

 

Zahlreiche Vorteile

Die Lernenden werden ähnlich wie in der Primarschule die meiste Zeit in der heterogenen Zusammensetzung der Stammklasse unterrichtet. Das integrierte Modell weist aus Sicht der Volksschule Kriens folgende Vorteile auf: Bei der Klassenbildung muss nicht mehr auf die Niveaus geachtet werden. Dadurch sind ausgeglichenere Klassengrössen möglich. Die integrierte Förderung kommt allen Schüler:innen zugute. Zudem fällt Etikettierung der sogenannter A-, B-, C-Schüler:innen weniger ins Gewicht, weil eine Schülerin oder ein Schüler je nach Fach einem anderen Niveau angehören kann. Die Sekundarschule wird durchlässiger. Niveauwechsel können semesterweise erfolgen. Und nicht zuletzt haben Niveauwechsel in einem Fach keinen Wechsel der Stammklasse zur Folge. Nach dem Grundsatzentscheid macht sich die Volksschule Kriens jetzt an die Umsetzung.

 

Bericht nach drei Jahren

Die schrittweise Einführung startet im Sommer 2024. In den wichtigen Grundlagenpapieren werden die neuen Eckwerte eingearbeitet. Modellrechnungen haben gezeigt, dass der Systemwechsel bezüglich der Kosten und der Schulraumplanung nicht ins Gewicht fallen wird.

Die Volksschule begleitet den Systemwechsel eng. Ein Wirkungsbericht ist für das Jahr 2027 geplant. Dann soll dem Stadtrat aufgezeigt werden, ob die angestrebten Ziele erreicht werden.

PD

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