Neues Level von Co-Working
Sacha Willemsen und Albi Christen wollen in der Viscosistadt Co-Working auf ein neues Level heben. 2022 soll die Eröffnung der Spinnerei sein, bis dahin werden Investoren gesucht.
Albi Christen war vor zehn Jahren mit Lukas Fischer einer der ersten, der in Luzern einen Co-Working-Space eröffnete.
Im Idealfall teilen sich Firmen in einem Co-Working nicht nur die Miete, sondern nutzen auch ihr Wissen und ihre Erfahrung gegenseitig. Die Realität ist aber oft eine andere. Die Unternehmen sind fast ausschliesslich auf ihre eigenen Geschäfte fokussiert.
Dies soll in einer neuen Art von Co-Working, im «New Working Space» in der Spinnerei, einem neuen Projekt von Albi Christen, an dem er seit rund drei Jahren mit Sacha Willemsen arbeitet, anders werden. Hier sollen auf einer Fläche von 2500 m², aufgeteilt auf drei Etagen, rund 40 Einzel- und Kleinunternehmen zusammenfinden und sich nicht nur Workshop- und Meetingräume, ein Media-Studio, eine Eventarena, eine Café-Bar und eine begrünte Oase teilen und bei gemeinsamen Yogastunden entspannen. Es soll sich ein Netzwerk entwickeln, deren Ressourcen auch für externe Firmen interessant sein sollen. Ergänzt wird das Angebot durch verschiedene Dienstleitungen wie ein Office Management, ein Daten- und Druckcenter und IT-Support. Neben dem Netzwerk sollen vier bis sechs grössere Zentralschweizer Unternehmen für einzelne Mitarbeiter oder Projektteams Arbeitsplätze in der Spinnerei mieten.
Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können die Möglichkeiten in der Spinnerei nutzen und gemeinsam mit dem Netzwerk vor Ort Lösungen für ihr Unternehmen erarbeiten. Albi Christen ist davon überzeugt, dass Covid-19 in Bezug auf Co-Working auch seine positiven Seiten hat. «Die Unternehmer wissen nun, dass die Arbeit auch erledigt werden kann, wenn die Mitarbeiter nicht in der eigenen Firma sitzen. Wir bieten zudem inspirierende Räumlichkeiten und den Zugang zu einem Netzwerk, welches Unternehmen einen grossen Mehrwert bietet», sagt Christen.
Die Einzel- und Kleinstunternehmen, die in die Spinnerei einziehen, dürfen trotzdem nicht die Erwartung haben, von den anderen Netzwerkpartnerinnen und -partnern Aufträge zu erhalten. «Alle Unternehmen arbeiten weiterhin auch für ihre bestehenden Kunden und mit den bisherigen Partnern ausserhalb der Spinnerei. Damit erweitert sich das Netzwerk, es bleibt flexibel und offen», sagt Christen. «Die Zusammenarbeit beginnt mit der Denkweise, Know-how und Ressourcen zu teilen», ergänzt Willemsen, «Es soll eine grosse Diversität an Kompetenzen vorhanden sein. Dafür wünschen wir uns einen interdisziplinären Mix aus den Bereichen Marketing und Kommunikation, Design, Technologie und Organisation.»
Dafür, dass in der Spinnerei, nicht wie bei anderen Co-Workings, die Adresse die einzige Gemeinsamkeit der ansässigen Unternehmen ist, sorgen ein 15-köpfiges Kernteam sowie verschiedene Methoden und Tools. An wöchentlichen sogenannten Inner-Circle-Actions werden beispielsweise Themen und Herausforderungen aus dem Netzwerk behandelt. Aus diesem informellen Brainstorming, an dem sich die verschiedenen Spezialisten aus dem Netzwerk beteiligen können, sollen sich unmittelbar verschiedene Lösungsansätze ergeben.
Keine einfache Situation
Der Rückbau der ehemaligen Nylonfabrik ist bereits im Gange. Um potenzielle Investoren zu finden und das Projekt zu finanzieren, begeben sich die Initianten nun auf eine Roadshow. Die Zeiten dafür könnten besser sein. «Natürlich sind die Unternehmen wegen der globalen Gesundheitskrise etwas zurückhaltender geworden», sagt Sacha Willemsen. Trotzdem ist man guter Dinge, die nötigen Gelder zusammenzubekommen. Um welchen Betrag es sich handelt, wollen die beiden nicht kommunizieren. Sorgen, die Spinnerei danach mit kreativen Köpfen zu füllen, müssen sie sich anscheinend kaum machen: «Das Interesse in der Spinnerei mitzuwirken ist gross», freut sich Albi Christen.
Marcel Habegger