Mit dem Abstieg abgefunden
Der Präsident des SC Kriens, Werner Baumgartner, spricht im Interview über die aktuelle Situation, den Abgang von Sportchef Bruno Galliker und die Zukunft des Vereins.
Werner Baumgartner, der SC Kriens liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz und durchlebt eine schwierige Phase. Zuletzt schien auch die Stimmung zwischen den Spielern gereizt. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr?
Es ist eine schwierige Situation. So lange ohne positive Resultate auszukommen, ist nicht einfach. Die Stimmung ist nach wie vor gut, der Glaube an den Erfolg fehlt jedoch. Den meist sehr jungen Spielern fehlt ein Erfolgserlebnis und damit das Vertrauen in sich selber und in die Mannschaft.
Ist das der Moment, in dem man als Präsident für klare Verhältnisse sorgt und sagt: «Ligaerhalt ist unrealistisch. Wir bereiten uns auf den Abstieg vor.»?
Mit diesem Start in die Rückrunde mit erneut drei Niederlagen ist der Ligaerhalt einfach nicht realistisch. Deshalb müssen wir beides tun: unsere Mannschaft unterstützen und gleichzeitig an die Zukunft denken und die nächste Saison planen.
Also planen Sie mit der Promotion League?
Wenn nicht etwas Unvorhersehbares geschieht, müssen wir davon ausgehen, ja.
Sie haben auch nicht vor, gleich wieder aufzusteigen?
Das haben wir noch nicht bestimmt. Wir werden diesen Entscheid sicher mit dem neuen Sportchef treffen. Langfristig sehen wir uns aber schon in der Challenge League, zumal man auch davon ausgeht, dass die zweithöchste Liga vergrössert wird. Das wird voraussichtlich für die Saison 2023/2024 der Fall sein.
Sie haben es gerade angesprochen: Der langjährige Sportchef Bruno Galliker verlässt den SC Kriens. Weshalb gehen der
SC Kriens und Bruno Galliker nun doch getrennte Wege?
In den vielen Gesprächen hat sich gezeigt, das unsere und seine Vorstellungen darüber, wie seine zukünftigen Aufgaben aussehen sollen, auseinandergehen.
Wer wird ihn ersetzen?
Wir werden unseren neuen Sportchef in den nächsten Tagen vorstellen können. (das Interview wurde Ende letzter Woche geführt).
Der Verein hatte bereits vor Monaten kommuniziert, dass man neue Stellen schaffen wolle, professioneller in der Organisation werden wolle. Ist dies nun hinfällig, weil man sehr wahrscheinlich absteigen wird?
Das ist eine berechtigte Frage. Diese Stellen braucht es aber nur schon wegen der Grösse, die der SC Kriens mittlerweile aufweist. Weil der Verein auch neben dem Platz gewachsen ist, mit dem neuen Stadion und dem Restaurant, und wir die damit verbundenen Möglichkeiten in Zukunft auch noch mehr nutzen wollen und auch neben dem Platz aktiver werden wollen, haben wir uns entschieden, die Funktionen Geschäftsführung und Sport zu trennen. Diese Stellen werden, angepasst an unsere finanziellen Möglichkeiten, auf mehrere Teilzeitpensen aufgeteilt.
In 21 Spielen hat der SCK bisher lediglich 11 Tore geschossen, dafür aber 53 Tore erhalten. Der Abstand zum Zweitletzten, dem FC Wil, beträgt 19 Punkte. Haben Sie eine Erklärung für diese schlechte Ausbeute?
Es ist wohl die Summe von verschiedenen Punkten. Die Suche nach dem Trainer im Sommer dauerte sehr lange. Darunter hat die Vorbereitung gelitten, was zu einem Fehlstart führte. Uns fehlten die Leader auf dem Platz, weil wir sie abgeben mussten oder weil sie mit Verletzungen die Mannschaft nicht unterstützen konnten. Und wenn man einmal in einen derartigen Abwärtstrend gerät, ist es sehr schwierig, wieder herauszufinden.
Sind die finanziellen Möglichkeiten beim SC Kriens einfach so viel kleiner als die der Konkurrenz?
Ich kenne die Budgets der anderen Vereine nicht. Ich glaube, dass viele Clubs in der Challenge League vom Aufstieg in die Super League träumen und daher sehr viel investieren. Einige gehen dabei aber von falschen Voraussetzungen aus und werden es kaum je in die höchste Liga schaffen. Schon gar nicht dauerhaft, denn es hat nicht Platz
für 16 oder 18 Clubs in der höchsten Spielklasse.
Was sind andere Gründe?
Unserer Mannschaft fehlt sicher die Erfahrung. Auch aus finanziellen Gründen setzten wir auf junge Spieler. Das entspricht unserer Philosophie. Wenn man aber die Tabelle anschaut, stehen die Mannschaften mit den erfahrensten Kadern zuoberst.
Ist also ein Strategiewechsel nötig?
Dass wir auf die Jugend setzen, ist nichts Neues, und das wollen wir auch weiterhin so machen. Es ist zum Beispiel erfreulich, dass wir jetzt mit Petar Ivanov einen jungen Spieler aus der zweiten in die erste Mannschaft holen konnten. Uns fehlt der eine oder andere erfahrene Spieler, der mit seiner Routine unsere Jungen unterstützen könnte. Routiniers, die wir im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten zuletzt nicht gefunden haben.
Hat es geschmerzt, dass der FC Luzern Asumah Abubakar erst jetzt von Lugano gekauft hat und nicht letzte Saison gleich direkt vom SC Kriens?
Ja.
Läuft die Zusammenarbeit da ungenügend, da dieser Transfer nicht direkt möglich war, oder hatte der FC Luzern Abubakar vor einem Jahr einfach noch nicht auf dem Radar gehabt?
Natürlich hatten Sie ihn auf dem Radar. Er hat bei uns so gut gespielt, da hatte ihn die ganze Schweiz auf dem Radar (Abubakar war einer der besten Torschützen der Challenge League, die Red.). Der FCL hatte damals aber noch andere Pläne. Meinungen kann man ändern, aber sicher schmerzt es, dass dieses Geld nicht in der Innerschweiz geblieben ist.
Der SC-Kriens-Trainer René van Eck hat einen Vertrag bis Ende Saison. Sein Ertrag steht bisher bei null Punkten, 8 Niederlagen und einem Torverhältnis von 4:19. Wie sind Sie mit ihm zufrieden?
Wir sind zufrieden mit ihm. Er ist sehr engagiert und solidarisch, aber es ist für ihn natürlich auch keine einfache Situation.
Planen Sie längerfristig mit ihm?
Solange der neue Sportchef nicht da ist, entscheiden wir diesbezüglich sicher nichts.
Marcel Habegger