«Meine Planung geht bis 2023»
Nina Burri ist in der Schweiz vor allem als Schlangenfrau bekannt. Mit dem «Anzeiger» sprach sie über die Rolle im aktuellen Familien-Musical im Le Théâtre, ihr Alter und ihre Zukunftspläne.
Nina Burri, man kennt Sie in der Schweiz vorwiegend als Schlangenfrau. Sie modeln, moderieren und schauspielern aber auch. Sind Sie jetzt neu auch Musicaldarstellerin?
Das ist ja eigentlich nicht neu. Ich habe mit zehn Jahren mit Musical begonnen. Ich habe auch rund vier Jahre Musical gespielt, bevor ich auf Ballett gewechselt habe. Das Schweizer Publikum kennt mich einfach als Schlangenfrau, und es ist sich dessen nicht bewusst, dass ich vor 15 Jahren auch existiert habe (lacht). Ich war beispielsweise auch Teil vieler Theater- und Opernproduktionen.
Bedauern Sie manchmal, dass man Sie «nur» als Schlangenfrau kennt?
Das ist mein Markenzeichen. Da kann man nicht «de Füfer und ds Weggli» haben. Wenn man zu viele verschiedene Dinge macht, wird man nicht mehr erkannt oder nicht mehr ernst genommen. Klar, mache ich viele andere Dinge. Solange ich als Schlangenfrau tätig bin, ist das aber mein Haupterwerb, und die Leute sollen mich auch in diesem Bereich buchen. Manchmal bin ich auch froh, wenn ich die anderen Dinge etwas ausserhalb des Scheinwerferlichts aufbauen kann.
Dann ist es nicht Ihre Absicht, in Zukunft vermehrt Musical zu spielen?
Sicher ist es eine Möglichkeit nach meiner Karriere als Schlangenfrau. Wenn es ein Musical gibt, bei dem die Produzenten das Gefühl haben, ich würde in die Rolle passen – warum nicht? Es ist aber nicht mein Hauptfokus, in diesem Bereich aktuell mehr Engagements zu erhalten, denn als Schlangenfrau tätig zu sein, ist sehr zeitaufwendig. Ich trainiere jeden Tag vier Stunden.
Andere Spitzensportler:innen gegen 40 Jahre klagen über mehr körperliche Beschwerden. Sie sind 45 Jahre alt. Schmerzt Ihr Körper ebenfalls, und haben Sie das Training entsprechend angepasst?
Nein, ich trainiere immer noch gleich viel wie früher. Wenn man dranbleibt und von grösseren Verletzungen verschont bleibt, kann man das sehr gut einteilen. Drei Tage vor einer Show gibt es keine Pause, danach aber sicher einen Tag, damit sich der Körper erholen kann. Die Erholungsphasen sind sicher wichtig. Ich spüre aber nicht, dass ich alt geworden bin.
Es klingt aber schon so, als wäre Ihnen bewusst: In zehn Jahren wird Nina Burri wohl nicht mehr als Schlangenfrau auftreten ...
Ja, sicher. Ich habe immer gesagt: Wenn ich das bis 40 machen kann, bin ich ein fröhlicher Mensch. Mit 42 Jahren kam Corona – so wollte ich natürlich nicht abtreten. Und wenn es gleich wieder beginnt, willst du natürlich auch nicht aufhören. Bis Ende 2023 werde ich sicher noch als Schlangenfrau auftreten. Was danach kommt, weiss ich noch nicht genau.
Wieso denn schon 2023, wenn der Körper noch mitmacht?
Ich will auf dem Höhepunkt aufhören, damit mich das Publikum in Bestform in Erinnerung hält. Ich möchte aber auch genug jung sein, um etwas anderes zu machen.
Was würde Sie denn in Zukunft reizen?
Ich glaube, auf der Bühne habe ich schon fast alles gemacht in den letzten 35 Jahren. Aber es gibt natürlich immer wieder neue Herausforderungen.
Und die wären?
Wenn ich beispielsweise eine Rolle als Solistin erhalten würde. Da bräuchte ich nochmals regelmässigen Gesangsunterricht und müsste an meiner Stimme arbeiten. Das wäre eine Challenge, die ich wohl annehmen würde.
Sie sind vor einigen Jahren in die USA ausgewandert, dann aber zurückgekehrt. Ist das als den Knick, die Niederlage, Ihrer Karriere zu werten?
Nein, ich habe zu Beginn verzweifelt versucht, mein Leben in den USA mit meinen Shows in Europa zu kombinieren. Das ist unmöglich. Es braucht etwa vier Jahre, bis dich die Leute in den USA kennen und buchen. Ich habe aber den Fehler gemacht, dass ich ständig nach Europa gereist bin. Irgendwann habe ich mir gesagt: Nun musst du dich entscheiden! Und die Entscheidung fiel auf Europa.
Weshalb?
Ich dachte zunächst, Amerika wäre mein grosser Traum. Für mich war vieles kontrovers. Ich habe gespürt, langfristig gehöre ich nicht dorthin, die USA sind einfach nicht mein Land, und kam dann 2019 wieder fix zurück.
Was für eine Rolle nehmen Sie im aktuellen Musical ein? Eine Schlange gibt es ja im Buch «Der Löwe, der nicht schreiben konnte» nicht ...
Das stimmt, ich spiele aber trotzdem eine Schlange. Die wurde in das Stück integriert, da der Regisseur der Meinung war, dass diese Rolle am besten zu mir passt. Ich spiele eine weise Schlange, die dem Löwen den Weg aufzeigt. Aber er kann die Zeichen – zumindest zu Beginn – nicht deuten.
Und singen Sie auch?
Ja, wir singen, spielen und tanzen alle. Ich bin dazu auch noch als Schlangenfrau zu sehen, was es sehr anstrengend macht, weil ich zwischen den Szenen hinter der Bühne meinen Körper warm halten muss. Das macht das Musical anstrengender, als wenn ich bei einer Show einfach einmal auftreten würde.
Wie ist das Singen für Sie?
Ich hatte schon sehr früh Gesangsunterricht und dann während des Studiums in Lausanne wieder. Das hat mir natürlich bei der Rolle hier enorm geholfen. Ich würde sagen, ich bin eine gute Gruppensängerin, als Solistin würde ich mich nicht bezeichnen (lacht).
Wer sollte sich das Musical nicht entgehen lassen?
Das Tolle ist, dass es auch viel Humor für Erwachsene dabeihat. Man kommt etwas in eine andere Welt als bei einem gewöhnlichen Musical. Die Erwachsenen werden den doppeldeutigen Humor verstehen, die Kinder werden das Musical auf eine andere Art wahrnehmen und über andere Dinge lachen. Deshalb ist es ein Musical für die ganze Familie. Marcel Habegger
Veranstaltungsinfo
Spieldaten: 3./4./11. September
Zeiten: jeweils 11 und 13.30 Uhr
Ort: Le Théâtre, Emmenbrücke
Preise: ab Fr. 23.90 (Kinder) und Fr. 35.10 (Eltern)
Vorverkauf: www.le-theatre.ch